Am 16. Juli 2019 fand ein "Entrepreneurship-Education-Nachmittag“ als Beitrag zur Gründerwoche Deutschland und auf Einladung von Johannes Heuser, Lehrer und Fachberater beim Regierungspräsidium Tübingen, statt. Die vom RKW-Team „Unternehmergeist erleben!“ angeleitete Veranstaltung für Schüler*innen des Dietrich Bonhoeffer-Gymnasiums Metzingen sowie Auszubildende wurde im Innovationszentrum des Mittelständlers Rampf Holding GmbH & Co KG in Grafenberg ausgerichtet. Die Schüler*innen hatten im Rahmen einer Projektwoche die Möglichkeit, hinter die Kulissen des kleinen und mittleren Unternehmens (KMU) zu schauen sowie verschiedene Planspiele und Workshops zu bearbeiten. Ziel war es, Wirtschaft nicht nur theoretisch, sondern in der Praxis zu erleben.
Der Nachmittag startete mit einer Begrüßung durch das Unternehmen und einer Einführung von Herrn Heuser. Danach folgte ein Vortrag meines Kollegen Armin Baharian zu derzeitigen grundlegenden Entwicklungen und langfristigen Trends in globalen/digitalen Märkten sowie deren Auswirkungen auf die Strategie und Struktur von KMU in Deutschland. Dabei wurde darauf eingegangen, was diese Faktoren für (zukünftige) Angestellte, Geschäftsführer*innen und Gründer*innen bedeuten. Um schnell und agil auf Marktveränderungen reagieren zu können, setzen hoch innovative Unternehmen verstärkt auf flachere Hierarchien, mehr Eigenverantwortung und problembezogene, wechselnde interdisziplinäre Teamstrukturen. Für (junge) Menschen wandelt sich dadurch das benötigte Kompetenzprofil – hin zu Kreativität, Teamfähigkeit, Selbstständigkeit, Eigeninitiative, der Fähigkeit unternehmerische Chancen zu erkennen sowie (sozialer)Verantwortung.
Dass die Schüler*innen mit diesen Kompetenzen „spielerisch“ experimentieren können, darum ging es u.a. auch im anschließend stattfindenden Workshop „Ambiguitätstoleranz - Durch Experimentieren lernen, mit Ungewissheit umzugehen“. Die Anleitung und Moderation wurde vom Wirtschaftslehrer Manfred Mohr übernommen. Das Modul wurde im Rahmen des Projekts „Unternehmergeist erleben!“ von Frau Prof. Dr. Dr. h. c. Claudia Wiepcke an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe entwickelt.
Bei wirtschaftlichen Entscheidungen liegen in der Praxis fast immer nur unvollständige Informationen vor. Je weiter die Weichenstellungen in die Zukunft reichen, umso ungewisser ist die Situation. Die „Ambiguitätstoleranz“ (Ungewissheitstoleranz) hilft dabei, solche Situationen zu meistern. Diese den Schülern näher zu bringen, war Ziel der Übungen.
Mithilfe der Marshmallow-Challenge als Mittel des experimentellen Lernens wurde die Ambiguitätstoleranz aufgegriffen. Hier ging es darum, mit Spaghetti, Bindfaden, Klebeband und Marshmallow einen möglichst hohen Turm zu bauen. Es brach sofort ein Gewusel aus: die Schüler*innen berieten sich, tüftelten Strategien aus und begannen zu bauen. Anschließend ging es in die Reflexion. Dabei wurden die Vor- und Nachteile der Strategien „planen“ vs. „ausprobieren“ analysiert. Mit dem „Trial & Error“-Prinzip – Kinder gehen ganz unverfangen danach vor – entstehen die deutlich höheren Türme. Beispielhaft für dieses Vorgehen ist der Autobauer Tesla, der seine Fahrzeuge, ähnlich wie ein Softwareanbieter, in der laufenden Produktion kontinuierlich „updatet“. Es gleicht dann zwar „kein Fahrzeug dem anderen“, jedoch gelangen Innovationen und Verbesserungen dadurch schneller in den Markt. Sich so die Zukunft schrittweise zu erschließen, kann gegenüber einer langen Planungs- und Vorbereitungsphase eines neuen Fahrzeuges im Verborgenen, von Vorteil sein. Was, wenn das lange entwickelte Produkt aufgrund geänderter Kundenansprüche bei der Präsentation schon „veraltet“ scheint? Das Risiko eines „Flops“ ist deutlich höher.
Anschließend waren die Schüler*innen gefordert, eine Geschäftsidee im E-Bike-Markt zu entwickeln. Dabei wurde mit der Blue-Ocean- und Red-Ocean-Strategie gearbeitet. Jeweils zwei Teams konzentrierten sich auf eine der beiden Varianten. Die Schüler*innen erschlossen sich damit, dass „disruptive Ideen“ die neue Märkte schaffen und so per se einem geringeren Wettbewerb ausgesetzt sind, höhe Gewinnpotenziale besitzen. Anders stellt es sich beim Start in hart umkämpfte Märkte mit einen "Standardprodukt" dar. Hier wird es für einen Newcomer schon schweirig sein, den Break-Even-Point zu erreichen.
Der Tag endete mit einer Abschlusspräsentation zu unterschiedlichen Geschäftsmodellvarianten. Die Schüler*innen erwartete am nächsten Morgen eine Besichtigung ausgewählter Unternehmensbereiche des KMU.
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