Was zeichnet Female Founders aus? Wie gründen sie und welche Herausforderungen müssen sie meistern? Um diese Fragen drehte sich das Online-Event „Female Founders im Fokus“ am 9. Dezember 2025. Über 180 Personen nahmen an der Veranstaltung teil, bei der auf Grundlage des neuen Women Entrepreneurship Monitors Impulse entwickelt wurden, um künftig mehr Frauen für die Selbständigkeit zu begeistern. Der Women Entrepreneurship Monitor 2024/25 basiert auf den Daten des Global Entrepreneurship Monitor (GEM), der seit 1999 in über 50 Ländern jährlich Gründungsaktivitäten und -einstellungen erhebt. Für Deutschland wurden die Daten durch das RKW Kompetenzzentrum in Kooperation mit dem Johann Heinrich von Thünen-Institut ausgewertet.
Dr. Florian Täube, Leiter des Fachbereichs Gründung im RKW Kompetenzzentrum, moderierte das Event und übergab zur Begrüßung das Wort an Holger Maus, Referatsleiter (Referat VII C 2 - Unternehmensgründungen, Finanzierungs- und Förderberatung) im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Dieser betonte unter anderem, dass es politisch sehr relevant ist, Frauen eine Unternehmensgründung zu erleichtern. Programme wie der Aktionsplan „Mehr Unternehmerinnen für den Mittelstand“ oder die Förderlinie „EXIST-Women“ zielen darauf ab, bessere Rahmenbedingungen insbesondere für weibliche Gründungen zu schaffen. Auch die Gründung von Unternehmen innerhalb von 24 Stunden soll demnächst ermöglicht werden. All diese Maßnahmen senden eine klare Botschaft: Deutschland möchte das große Potenzial von Gründerinnen stärker heben und ein Umfeld schaffen, in dem Frauen ihre Ideen unkompliziert und erfolgreich in die Realität umsetzen können.
Was zeichnet Female Founders aus?
Im Anschluss wurden vier Highlights aus dem neuen Women Report von Dr. Gesine Trujiter (Thünen-Institut), Julia Schauer, Dr. Natalia Gorynia-Pfeffer und Armin Baharian (alle vom RKW Kompetenzzentrum) vorgestellt.
1. Stadt-Land-Unterschiede sind bei Gründerinnen relativ gering
Im Durchschnitt der Jahre 2015-2024 betrug in ländlichen Regionen die Gründungsquote der Frauen 4,3 %. In städtischen Regionen waren es 5,4 %. Die Stadt-Land-Unterschiede fallen unter Gründerinnen geringer aus als unter Gründern. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass Frauen sich weniger vom regionalen Umfeld in ihrer Gründungsentscheidung beeinflussen lassen. Die Gründungsquote wird im GEM als Anteil derjenigen 18- bis 64-Jährigen an allen Personen dieser Altersgruppe definiert, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben und/oder gerade dabei sind, ein Unternehmen zu gründen.
2. Finanzierung – Unterschiedliche Investitionsmuster und Hürden beim Kapitalzugang
Informelle Investitionen durch Frauen gehen zu über 50 % an Personen abseits des „Friends-and-Family“-Kreises, z.B. an Fremde mit guter Business-Idee. Männliche informelle Investoren hingegen investieren nur zu ca. 40 % an diese Personengruppe, weibliche informelle Investorinnen sind also etwas offener für Investitionen abseits des Freundes- und Familienkreises. Darüber hinaus investieren Frauen mehrheitlich (57,7 %) informell in Frauen, und Männer mehrheitlich zu 64,1 % informell in Männer. Aus Expertinnen und Expertensicht sollte vor allem der allgemeine Zugang zu Finanzierung für Gründerinnen und die Beschaffung von Startkapital für Frauen einfacher werden.
3. Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle für Gründerinnen
Knapp die Hälfte der Gründerinnen möchte 2024 mit ihrem neuen Unternehmen die Welt verändern – dieses Gründungsmotiv gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Das spiegelt sich in ihrer Unternehmensausrichtung wieder – die Mehrheit der Gründerinnen (54 %) hat nach eigener Aussage Maßnahmen ergriffen, um die soziale Wirkung ihres Unternehmens zu maximieren. Ein großer Anteil der Gründerinnen (60 %) hat außerdem Maßnahmen umgesetzt, um die Auswirkungen ihres Unternehmens auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten. Insgesamt sind mehr Gründerinnen als Gründer der Meinung, dass eine nachhaltige Orientierung sich positiv auf ihren Umsatz, ihren Gewinn und die Anzahl ihrer Arbeitsplätze auswirkt.
4. Gründerinnen sind exportstark, technologieorientiert, und KI-interessiert
Fast 20 % der Gründerinnen haben einen Exportanteil am Umsatz, der größer als 50 % ist. Dieser Anteil ist unter Gründern (13,7 %), aber auch bei Unternehmerinnen (14,5 %) und Unternehmern (10,8 %) geringer. Außerdem wird deutlich, dass der Anteil der Gründerinnen die in Branchen mit mittlerer und hoher Technologieintensität tätig sind oder planen tätig zu werden mit 5,5 % im internationalen Vergleich relativ hoch ist, so beträgt z. B. der diesbezügliche Wert bei Frauen in den USA, die als „Gründungsnation“ gelten, vergleichbare 5,4 %. Außerdem gibt fast ein Drittel der Gründerinnen an, dass Künstliche Intelligenz für die Umsetzung des Geschäftsmodells und der Geschäftsstrategie „sehr wichtig“ sei.
5. Podiumsdiskussion – Wie können mehr Frauen für eine Unternehmensgründung begeistert werden?
Im Anschluss an die Vorstellung der Ergebnisse folgte eine Podiumsdiskussion. Es wurde herausgearbeitet, welchen Chancen sich für Gründerinnen in Deutschland bieten. Gleichzeitig wurden Ideen zur Förderung von Female Entrepreneurship entwickelt. Gäste im Panel waren drei Mitglieder des RKW-Fachbeirats Gründung: Lisa Bennewitz (Business Angels Deutschland e. V.), Dr. Petra König (Forschungszentrum Jülich GmbH, Projektträger Jülich), Dr. Georg Metzger (KfW Bankengruppe) sowie Carolin Wagner (STATION UG und Female Founders Alliance).
Es wurde anfangs diskutiert, welchen Einfluss kulturell verankerte Geschlechterstereotypen auf die Gründungsneigung haben. Um den Gründungswunsch unter Frauen breiter zu verankern, müssen Geschlechterklischees bereits in Schule und Erziehung aufgebrochen und erfolgreiche Rollenmodelle sichtbarer werden. Bereits selbstständig tätige Personen im Familien- oder Bekanntenkreis zu haben, hat einen positiven Effekt darauf, einmal selbst zu gründen. Die Förderung von Start-up-Gründerinnen ist wichtig und gleiches gilt auch für „normale“ Gründerinnen ("Every day Entrepreneur"), beide Gruppen erzielen in der Summe wichtige ökonomische Wachstumseffekte für Deutschland – z. B. in Bezug auf Arbeitsplätze.
Im Bereich Gründungsfinanzierung wurde festgestellt, dass mehr Female Entrepreneurship sowohl auf Seite von Investorinnen und Investoren als auch für den allgemeinen Wohlstand in Deutschland positive Effekte hat – hier besteht großes ökonomisches Potenzial. Mehr Frauen in der Investment-Community (Investorinnen und Women Business Angel) wirken sich langfristig positiv auf die Anzahl und Höhe der Investments für Gründerinnen aus.
Die Förderlinie EXIST Woman, die in 2023 gestartet wurde, ist bei den Förderansätzen ein positives Beispiel für mehr Female Entrepreneurship. Das Programm schließt eine Lücke im Fördersystem, indem es Frauen an Hochschulen und in Forschungseinrichtungen gezielt adressiert, Entrepreneurship als realistische Karriereoption zu prüfen – eine klassische “EXIST-Förderung oder eine andere Gründungsförderung ist dann der zweite Schritt.
Das Programm EXIST-Women erhöht nachweislich die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen tatsächlich gründen: Rund jede zehnte Teilnehmerin gründet tatsächlich bereits in der Frühphase ein Unternehmen.
Das Thema der Gründungsnetzwerke wurde ebenfalls besprochen. Regionale Vernetzung von Gründerinnen und Unternehmerinnen – ein sich gegenseitiges Beflügeln in einem „Save Space“ – können sich durchaus positive auf Female-Entrepreneurship-Aktivitäten auswirken. Ein gutes Beispiel dafür ist die „Female Founder Alliance“ LinkedIn-Gruppe, die darauf abzielt, vorhandene Angebote zu bündeln, Gründerinnen zu vernetzen sowie den Mitgliedern der Gruppe mehr Sichtbarkeit zu ermöglichen. Ziel ist es außerdem, Gründerinnen die notwendige Unterstützung und Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um ihre unternehmerischen Ideen zu verwirklichen.
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