Junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen ist nicht leicht. Ein gutes Argument für eine Ausbildung in einem bestimmten Betrieb könnte das Angebot einer mobilen Ausbildung sein. Im ersten Teil des Interviews haben wir mit Lynn Bornkamp, Manager Apprenticeship, darüber gesprochen, wie Sie bei der Sulzer GmbH das Thema mobiles Ausbilden organisiert und was dabei zu beachten ist. Im zweiten Teil spricht die Personalexpertin darüber, wie in Zukunft die Ausbildung (bei Sulzer) aussehen könnte und wie Arbeitgeber aufgestellt sein sollten, um für junge Generationen attraktiv zu sein.
Was glauben Sie, wie sich in Zukunft die Ausbildung noch verändern wird?
Meiner Meinung nach muss künftig auf jeden Fall sichergestellt werden, dass die Ausbildungsberufe, aber auch die Ausbildungsinhalte der IHK und der Berufsschulen zeitgemäß sind und sich auch die Schulen weiterentwickeln müssen (Stichwort: Digitalisierung). Für die Betriebe erfordert es zudem Mut, die Ausbildung ebenfalls zeitgemäß zu gestalten, neue Berufe auszuprobieren und Ausbildungsformate anzupassen. Bei uns sieht das z. B. so aus: aktuell etablieren wir für unsere Fachinformatikerinnen und Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung ein Basistraining für das gesamte erste Ausbildungsjahr, mit dem Ziel, die Azubis bestmöglich auf die Arbeit in echten Kundenprojekten innerhalb der Ausbildung (ab dem 2. Jahr) vorzubereiten. Hierfür haben wir Vollzeit-Ausbildungstrainerinnen und -Trainer geschaffen, einen Modulplan erarbeitet und spannende Workshops und Schulungen konzipiert. Darüber hinaus möchten wir das regelmäßige Austauschformat zwischen Ausbildenden und Azubis ("Azubi-Jourfixe“) bei Sulzer ausbauen. Hier sollen künftig Diskussionsrunden z.B. zu Themen wie Lernen lernen, Prävention von Prüfungsangst, Zeitmanagement und Priorisierung, Umgang mit schwierigen Situationen eingeführt werden, um hier wichtige übergreifende Lerninhalte anzugehen, die im Berufsalltag oftmals untergehen können.
Wie müssen Arbeitgeber aufgestellt sein, um für junge Generationen attraktiv zu sein?
Um weiterhin für Azubis attraktiv zu sein, sollten Arbeitgeber aus meiner Sicht vor allem in der Unternehmenskultur auf Auszubildende achten. Das fängt für mich bei flachen Hierarchien und Du-Kultur an, sollte aber noch viel weiter darüber hinaus gehen. Ich denke da z. B. an konkrete Beteiligung von Young Professionals (auch Werkstudentinnen und Werkstudenten und Co.) bei Unternehmensentscheidungen. Ich finde man sollte sie als Impulsgeber sehen und nutzen, denn sie sind die Festangestellten von morgen, auf die sich Entscheidungen auswirken werden. Ebenso sind denke ich Benefits für Azubis immer wichtiger, neben den Klassikern wie Fahrtkostenzuschuss könnte das z. B. auch ein Bonus für gute Leistungen in der Schule sein. Darüber hinaus ist das Miteinander sehr wichtig, welches durch Social Events gefördert werden kann – wir haben z. B. eine jahrgangsübergreifende Einführungsveranstaltung zum Ausbildungsbeginn oder regelmäßige gemeinsame Workshops mit anschließenden Spieleabenden. Ebenso finde ich es wichtig, den Azubis konkrete Karrieremöglichkeiten und Entwicklungsoptionen aufzuzeigen – das ist ein Thema, welches bei uns auf der Agenda steht.
Ist bei Ihnen die mobile Ausbildung ein Argument, um junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen?
Tatsächlich stellen wir fest, dass das gar nicht das ausschlaggebende Argument ist. Viel wichtiger sind aus meiner Sicht für die Azubis die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner und vor allem die Tätigkeiten an sich. Nichtsdestotrotz ist die mobile Ausbildung aber ein wichtiger Punkt im Gesamtpaket.
Wie kommunizieren Sie nach außen, dass Sie die mobile Ausbildung anbieten?
Aktuell wird das mobile Ausbilden tatsächlich konkret nur in den Stellenausschreibungen unserer Ausbildungsstellen als Baustein der Benefits erwähnt. Für die kommenden Monate haben wir uns ergänzend als Maßnahme im Bereich der Ausbildungskoordination vorgenommen, unsere Karriereseite zum Thema Ausbildung zu befüllen und hier auch explizit auf unsere Richtlinie zum mobilen Ausbilden zu verweisen.
Vielen Dank für das Interview und den spannenden Einblick in die Sulzer GmbH!
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