Vielfältig, gesund, attraktiv und (personal)strategisch war die Fachkräftewoche 2015 für das RKW Kompetenzzentrum. Ein weiteres und nicht minder wichtiges Thema fehlt allerdings bisher in der Aufzählung: Führung, oder genauer: Führung als Handwerk. Eng damit verbunden war und ist die Frage: "Lässt sich führen lernen und worauf kommt es dabei an?" Darüber haben wir am 29. Oktober in zwei Unternehmenswerkstatten diskutiert, die wir in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung Hamm auf die Beine gestellt haben.

Die eher technischen Koordinaten der Werkstätten sind schnell genannt: zwei voneinander unabhängige Workshops zum Thema „Führung als Handwerk“ mit einer Dauer von jeweils drei Stunden und insgesamt rund 20 Teilnehmenden, organisiert von der Wirtschaftsförderung Hamm, inhaltlich bespielt durch meine Kollegin Marlies Kuchenbecker und mich.

Irgendwie ist Führung überall gleich…

Der Teilnehmerkreis setzte sich aus Personalverantwortlichen und Führungskräften zusammen. Am häufigsten waren Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer vertreten, quer zu allen Branchengrenzen und Größenklassen. Es diskutierten also der Geschäftsführer einer kleinen Gebäudereinigungsfirma mit einer Führungskraft aus einem mittelständischen Industriebetrieb und der Personalverantwortlichen eines großen Einzelhandelskonzerns. Und für alle – das scheint mir bereits das erste interessante in diesem Beitrag zu sein – war Führung etwas sehr ähnliches, wenn nicht sogar identisches, zumindest unter den zwei Blickwinkeln, unter denen wir Führung diskutiert haben: die erste angebotene Perspektive war das Führungshandwerk einschließlich entsprechender Grundsätze, Aufgaben und Instrumente; die zweite Perspektive lässt sich am besten beschreiben mit „Führung als Dialog“ oder als Frage: wie lässt sich Führung verstehen und gestalten, wenn man akzeptiert, dass gelungene Führung die Leistung eines Systems ist, zu dem die Führungskraft ebenso gehört, wie die zu Führenden.

In Maliks Fußstapfen: das Führungsrad

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde haben wir zunächst einen Bezugsrahmen für Führung vorgestellt, den wir nicht erfunden, mit dem wir aber sehr gute Erfahrungen gemacht haben: das Führungsrad, das Fredmund Malik in seiner Publikation "Führen, leisten, leben – wirksames Management für eine neue Welt" sehr anschaulich vorstellt. Die Grundgedanken dabei:

  • Führung zeichnet sich (abschließend und in jeder Organisation) durch einige Grundsätze aus, die leicht zu verstehen sind und deren Befolgung über die Qualität des Führungshandelns entscheidet, zwei Beispiele: Stärken nutzen und sich auf Weniges konzentrieren.
  • Sieht man mal von den Fachaufgaben ab, die zumindest im Mittelstand jede Führungskraft neben ihrem Führungsjob zu erfüllen hat, hat jede Führungskraft fünf Aufgaben zu erledigen, nicht mehr und nicht weniger, dazu gehört allem voran die Aufgabe „für Ziele sorgen“.
  • Diese Aufgaben können sinnvoll mit sieben Instrumenten oder Werkzeugen bearbeitet werden, die vermutlich jedem bekannt sind. In der konkreten Anwendungssituation gibt es allerdings in der Regel noch Optimierungspotenzial, um das mal wohlwollend zu formulieren.

Führungskräfte im Dialog (mit uns)

Bereits während der Präsentation gab es spannende Diskussionen und den einen oder anderen Aha-Moment. Ungewohnt war beispielsweise die Frage: „Was würde ich von dem, was wir gerade tun, heute nicht mehr beginnen?“ (Systematische Müllabfuhr). Ein anderer spannender Aspekt: wie beurteile ich die Leistung meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Ein Teilnehmer löste beispielsweise eine rege und kontroverse Diskussion mit der Empfehlung aus, dass man einem Mitarbeiter mit schlechter Leistung und einem unzutreffenden professionellen Selbstbild einfach klar, vielleicht im Rahmen eines 360-Grad-Feedbacks, sagen müsse, dass er anders wirkt, als er selbst von sich denkt. Schnell kam das Veränderungsparadoxon von Arnold R. Beisser ins Spiel und die Erkenntnis, dass man einem Mitarbeiter bei der Bearbeitung seiner blinden Flecken kaum damit hilft, sie zu vermessen.

Veränderung geschieht, wenn jemand wird, was er ist, nicht wenn er versucht, etwas zu werden, das er nicht ist." – Arnold R. Beisser

Anschließend wurden die Anliegen der Teilnehmer in der Gruppe diskutiert, beispielsweise wie eine junge Vorgesetzte und designierte Geschäftsführerin sich in einer männlich dominierten Betriebskultur besser durchsetzen kann oder es eine Führungskraft hinbekommen kann, konzentriert zu arbeiten und für Mitarbeiter dennoch ansprechbar zu sein. Es würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen, würde ich versuchen, die Diskussionsergebnisse zu allen Anliegen zusammenzufassen. Stattdessen lade ich Sie zu einem Blick in unser RKW-Magazin zum Thema "Personalführung – ein Job für Superhelden?!" ein. Oder besuchen Sie eine unserer Werkstätten, die Sie immer auf unserer Startseite finden. Am 19. November findet in Hamm übrigens eine weitere Werkstatt zum Thema "Personalarbeit professionalisieren" statt, die mein Kollege Sascha Hertling moderiert.

Ich habe in diesen beiden Workshops mal wieder viel mitgenommen. Danke an dieser Stelle den Teilnehmenden und allem voran dem Veranstalter, Herrn Thomassen von der Wirtschaftsförderung Hamm, für den professionellen Rahmen.