Ab sofort stellen wir Ihnen jeden Monat ein Mitglied des Fachbeirates Mensch und Arbeit vor. Diesmal mit Dr. Robby Riedel, Referatsleiter Marktregulierung und Verteilungspolitik beim DGB Bundesvorstand in der Abteilung für Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik.

Beschreiben Sie kurz, was Sie in Ihrem „echten Leben“ arbeiten?

Ich arbeite seit 2015 in der wirtschaftspolitischen Abteilung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), also dem politischen Dachverband verschiedener Einzelgewerkschaften. Die Arbeit ist sehr vielfältig, abwechslungsreich und interessant.

Der DGB setzt sich für eine Wirtschaftspolitik ein, die den Lebensstandard der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verbessert, sichere Arbeitsplätze mit guten Bedingungen schafft sowie den gesellschaftlichen Wohlstand mehrt und zugunsten der abhängigen Beschäftigten verteilt.

Mir gefällt hierbei, mit meiner Arbeit den Anspruch zu haben, die Arbeitsbedingungen und Entlohnung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein Stückweit zu verbessern und die Interessen und Belange der Beschäftigten im Auge zu behalten. Ein Teil meiner Arbeit besteht auch darin, in Verhandlungen mit Vertreter*innen der Arbeitgeberseite einzutreten, sei es in Tarifverhandlungen, wie in der Leiharbeit oder im Rahmen der Anpassung des gesetzlichen Mindestlohns. Diese sind nicht immer spannungsfrei, aber dennoch sind das sehr wertvolle Erfahrungen, nämlich unterschiedliche Perspektiven und Interessen gemeinsam unter einen Hut zu bekommen.

Was war Ihr Traumberuf als Kind?

Einen Traumberuf hatte ich eigentlich nie. Ja klar, wollte auch ich als Kind einmal Fußballprofi werden. Aber das hat sich dann doch schnell erledigt. So realistisch war ich schon. Als Jugendlicher wurde bei mir dann stärker das Interesse für Politik und das Funktionieren der Wirtschaft, also für die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge, geweckt. Demzufolge kann ich schon sagen, dass mir die Arbeit als Volkswirt in einem politischen Verband viel Freude bereitet und meine Interessen trifft.

Das Thema Homeoffice versus Büro wird gerade viel diskutiert. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Mein Arbeitgeber ermöglicht es, einen Teil der Wochenarbeitszeit von zuhause zu erledigen. In meinem Job geht das auch ohne Probleme. Ich persönlich bin aber gerne im Büro. Vieles lässt sich dann doch nicht im digitalen Raum klären. Auch das Zwischenmenschliche geht im Homeoffice verloren. Natürlich ist das kein Modell, welches in allen Bereichen unserer Wirtschaft möglich und für viele Berufsgruppen schlichtweg nicht praktikabel ist.

Homeoffice bietet viele Vorteile und im Wettbewerb um geeignete Fachkräfte, ist das ein Aspekt, der für Unternehmen relevant sein kann. Grundsätzlich muss man aber sagen: Auch im home office muss der Arbeitgeber seiner Pflicht der Arbeitssicherheit und der Fürsorge nachkommen. Homeoffice darf nicht dazu führen, dass die Erwartung entsteht, dass die Beschäftigten 24/7, also rund um die Uhr erreichbar sein müssen.

Was motiviert Sie, Teil des Fachbeirats Mensch und Arbeit zu sein?

Die Themen des Beirats sind wichtiger denn je und elementar für die Entwicklung unserer Wirtschaft mit der anstehenden sozial-ökologischen Transformation. Die Arbeits- und Fachkräftegewinnung ist der zentrale Schlüssel für den künftigen ökonomischen Erfolg. Nur zusammen mit – und nicht ohne - den Beschäftigten, also den „Menschen“ lassen sich die Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, meistern.

Zudem kommen im Fachbeirat viele unterschiedliche Perspektiven zusammen, sei es aus der Wirtschaft, Wissenschaft, den Sozialpartnern oder Ministerien. Ich empfinde es auch persönlich als Bereicherung, diese Sichtweise kennenzulernen und die unterschiedlichen Argumente für mich und meine Arbeit abzuwägen.

Über den Fachbeirat Mensch und Arbeit

Seit dem Jahr 1956 gibt es den Beirat Mensch und Arbeit beim RKW – damals allerdings noch unter anderem Namen. 1956 – das ist lange her. Damals war Konrad Adenauer Bundeskanzler, in Westdeutschland wurden erstmals 600.000 Fernsehzuschauer erreicht, dieWehrpflicht wurde eingeführt und dieIG Metall setzte die 45 Stunden Woche mit vollem Lohnausgleich aus.  

Im RKW reifte seit Beginn der sechziger Jahre die Erkenntnis, dass man sich intensiv mit Automation und Unternehmensplanung beschäftigt hatte, die Personalpolitik aber ein Stiefkind der Unternehmensführung war. Ziel war es daher, sie den „Zeiterfordernissen anzupassen“. „Die radikale Wende, die sich durch die ständig vorangetriebene Mechanisierung vollzogen habe, erfordere mehr Humanität“. Aktueller könnte ein Ziel kaum sein: Momentan werden in Deutschland die ethische und menschgerechte Gestaltung und Einführung von Systemen künstlicher Intelligenz (KI) in Unternehmen diskutiert.

Die Fachbeiräte des RKW waren immer und sind Beratungsgremien für die entsprechenden fachlichen Organisationseinheiten des RKW gewesen. Interessanterweise haben die Themen im Fachbeirat Mensch und Arbeit sich über die Jahre nicht wesentlich geändert. Bereits damals ging es um ganz konkrete Fragen wie beispielsweise die Beschäftigung älterer Mitarbeiter oder Frauenarbeit. Allerdings waren die Arbeiten des RKW überwiegend überbetrieblicher, oft grundsätzlicher Art. Konkrete Handlungsempfehlungen für Unternehmen wurden erst etwa seit Mitte der 1980er Jahre entwickelt. Die sozialpartnerschaftliche Ausrichtung spielt bis heute eine große Rolle: Der Beirat hat traditionell zwei Vorsitzende, je ein Gewerkschaftsvertreter und ein Vertreter der Arbeitgeberseite.

Und trotz des hohen Alters – des Beirates – ist er weiterhin mit Fachleuten verschiedener Bereiche besetzt und produziert spannende Diskussionen und Ergebnisse. Denn alle sind seit vielen Jahren im Bereich Fachkräfte unterwegs.

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