3.10 Weiterbildung

Ausgangslage

Fehlendes Know-how
Das Angebot an Weiterbildungen für potenzielle Gründerinnen und Gründer reicht von Tagesseminaren über mehrwöchige Schulungen bis zu einer langfristigen „Rundum“-Betreuung und -Begleitung während und nach der Gründung.

Die Beratung älterer Gründerinnen und Gründern schließt in der Regel die Entwicklung eines Weiterbildungskonzepts mit ein, die darauf abzielt, die notwendigen Know-how-Lücken zu schließen oder – im schlechtem Fall – eine gründliche und umfassende Vorbereitung für die Gründung. Als Regel gilt: Frauen und Männer im fortgeschrittenen Alter sollten sich erst dann zu einem Abenteuer „Gründung“ entschließen, wenn sie über das notwendige Know-how verfügen und ihre Geschäftsidee auf festen Füßen steht.

Auszeiten und Wiedereinstieg
Gerade Frauen oder Männer, die nach der Erziehungsphase gründen wollen, haben häufig nur noch ein unklares Bild ihrer Kompetenzen: selbst dann, wenn sie hochqualifiziert sind oder hohe Bildungsabschlüsse erreicht hatten. Ähnlich ergeht es älteren Gründerinnen und Gründern nach einer längeren Arbeitslosigkeit oder mit einer sehr vielfältigen Berufsbiografie, die sie nicht (mehr) erkennen lassen, wo ihre Kernkompetenzen liegen.

Marketing und Kommunikation
Einige Gründerinnen und Gründer, insbesondere im fortgeschrittenen Alter, zeigen sich immer wieder reserviert gegenüber PR- und Öffentlichkeitsarbeit. Das kann Probleme bei der Kundengewinnung und -bindung verursachen. Dennoch führt kein Weg daran vorbei, dass sie sich mit der aktuellen „Gründersprache“ beschäftigen, die vor allem noch die Sprache der jüngeren Gründerpersonen ist. Ältere fühlen sich bislang mit Begriffen wie Startup, Elevator Pitch oder Businessplan weder angesprochen noch gemeint.

Handlungsvorschläge

Welches Know-how die Gründerin bzw. der Gründer braucht, ist von Fall zu Fall verschieden. So benötigen beispielsweise angehende Selbstständige mit Führungserfahrung nicht nur eine differenzierte Ansprache, sondern auch besondere und anders aufbereitete Weiterbildungsinhalte als Langzeitarbeitslose oder Personen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen.

Kompetenzbilanzierung
Bei Wiedersteigerinnen und Wiedereinsteigern oder Arbeitslosen, die lange aus dem Arbeitsleben ausgeschieden waren, erscheint es sinnvoll, neben der Ideenentwicklung der eigentlichen Geschäftsidee eine Kompetenzbilanzierung voranzustellen. Diese kann feststellen, in welchen Know-how-Bereichen sich die Gründerperson idealerweise verbessern sollte.

Ältere Gründerinnen
Frauen mittleren Alters und Ältere haben vor der eigentlichen Gründung vielfach einen großen Umschulungsbedarf. Häufig – gerade bei Gründerinnen, die sich im beruflichen Umbruchprozess befinden – gehen die beiden Aufgaben Beratung und Weiterbildung ineinander über und ergänzen sich gegenseitig. Ein guter Ansatz ist die Weitergabe von Grundwissen über Existenzgründung in Weiterbildungsoder Umschulungsmaßnahmen. Die Vermittlung betriebswirtschaftlicher Kenntnisse und weiterer gründungsrelevanter Inhalte (Vertrieb, Verkauf, Marketing etc.) beispielsweise im Gesundheits-/Bildungswesen oder in sozialen Berufen, kann dazu führen, einige Lernende für die späte berufliche Selbstständigkeit zu interessieren bzw. zu qualifizieren.

Wissens-Update
Nach langer beruflicher Auszeit sollte ein sogenanntes „Wissens-Update“ stattfinden – beispielsweise beginnend mit den derzeitigen steuerlichen und handelsrechtlichen Aufzeichnungspflichten, der Rechnungslegung und der Art der heutigen Kommunikation. Es gilt, ggf. auch die vor langer Zeit erworbenen technischen Fähigkeiten bzw. das erworbene Wissen auf den aktuellen Stand zu bringen.

Peer-Group-Lernen
Spezifische Lernmethoden und einheitliche Lerngruppen können den Lernprozess vereinfachen. Dafür sollten die Lerninhalte verständlich und praxisnah vermittelt werden. Materialien und Übungen müssen auf Alter und Wissen abgestimmt und mit Praxisbeispielen ergänzt werden. Dabei helfen andere Lernmethoden, häufig mit Wiederholungen und Visualisierungen, gerade für Menschen mit niedrigem Bildungshintergrund, oder auch das Zusammenstellen von einheitlichen Lerngruppen (Peer-Group-Lernen). Zudem sollten Zeitfenster angeboten werden, die dem Lernrhythmus dieser Zielgruppe entsprechen.

Kommunikation erlernen und üben
Gründerinnen und Gründern 45plus müssen verstehen, wie unerlässlich PR- und Öffentlichkeitsarbeit sowie eine sinnvolle Unternehmenskommunikationsstrategie sind. Dazu gehören vor allem auch, Antworten auf diese Fragen zu finden und nach außen zu tragen:

  • Womit hebt sich das eigene Unternehmen von der Konkurrenz ab?
  • Wie präsentiere ich mein Unternehmen nach außen?
  • Wie will ich wahrgenommen werden?
  • Wie sollte ich mit den Medien umgehen?
  • Wie lassen sich die sozialen Netzwerke nutzen?
  • Wo muss, wo darf, wo sollte ich auf keinen Fall gelistet sein?

Damit das Unternehmen wahrgenommen wird, sollten sich die Ratsuchenden auf die Kommunikation mit „neuen Gesprächspartnern“ wie Banken, Kunden, Geschäftspartnern, Organisationen, Konkurrenten usw. einlassen. Marketing sowie die Erstellung einer passenden und wirksamen Öffentlichkeitsund Kommunikationsstrategie gehören zu den wichtigsten Unternehmensaufgaben und sind häufig Gegenstand von Seminaren und Schulungsmaßnahmen für angehende Gründerinnen und Gründer.

Social Media „fit“ machen
Ältere Gründungswillige sollen auf jeden Fall den Umgang mit Social Media intensiv lernen und ggf. üben. Das kann aus Altersgründen dieser Zielgruppe Schwierigkeiten bereiten. Im Bedarfsfall soll den Gründungswilligen nahegelegt werden, die Unterstützung von Externen in Anspruch zu nehmen.

Eine weitere Option ist die Einbindung in Interessengemeinschaften und Netzwerke, damit Einzelunternehmerinnen und -unternehmer einige der Kernaufgaben wie zum Beispiel Marketing (auch Online-Marketing) und Akquise eventuell übergeben oder gemeinsam bewältigen können.

Weitere Informationen:

BMWi-GründerZeiten Nr. 20: Marketing

Tipp: „Die Zielgruppe 45plus gehört nicht zu den Digital Natives und muss sich damit besonderen Herausforderungen stellen. In der Regel ist ihre Community in den sozialen Netzen nicht so groß. Hier gilt es Know-how aufzubauen.“ – Petra Lohmann, IHK zu Köln