Plädoyer für eine schnelle und zielgerichtete Umsetzung der Digitalisierung
Ministerialdirektor Dr. Bernhard Schwab, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie hob in seiner Begrüßung die Bedeutung des Themas „Digitale Bauarbeitswelt“ hervor. Die RG-Bau im RKW Kompetenzzentrum hat mit der Befragung, die vom Lehr- und Forschungsgebiet Baubetrieb und Bauwirtschaft der Bergischen Universität Wuppertal durchgeführt wurde, ein zentrales Thema der Digitalisierung aufgegriffen und Herausforderungen aufgezeigt, denen sich auch das Bayerische Wirtschaftsministerium stellen muss. Aus diesem Grund hat das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie die Studie mit Fokus auf Bayern unterstützt. Ministerialdirektor Dr. Bernhard Schwab hielt ein Plädoyer für eine gemeinsame, schnelle und zielgerichtete Umsetzung der Digitalisierung und verwies auf die Unterstützungsangebote seines Hauses.
„Digitalisierung ist weit mehr als ‚nur‘ BIM!“
Um die Umsetzung der Digitalisierung im Unternehmen ging es auch Wolfgang Schubert-Raab, Präsident der Bayerischen Baugewerbeverbände und Geschäftsführer der Raab Baugesellschaft in seinem Impulsvortrag „Digitale Bauarbeitswelt – ein Blick auf Bayern“.„Digitalisierung ist weit mehr als „nur“ BIM!", das machte erin seinem Beitrag deutlich. Entsprechend vielfältig sind auch die Aktivitäten der bayerischen Baugewerbeverbände zur Digitalisierung, die Schubert-Raab darlegte. Die „Digitalisierung darf nicht dazu führen, dass sie die kleinen und mittelständischen Bauunternehmen vom Markt verdrängt“, so seine eindringlichen Worte. Als Beispiel zog er sein eigenes Unternehmen heran und zeigte auf, wie hier mit der Digitalisierung umgegangen wird.
Soziale Aspekte aus dem Arbeitsumfeld als Ausdruck für eine zukunfts- und mitarbeiterorientierte Gestaltung der digitalen Arbeit
„Die sozialen Aspekte aus dem Arbeitsumfeld und der Arbeitsgestaltung sind Ausdruck für eine zukunfts- und mitarbeiterorientierte Gestaltung der digitalen Arbeit“, so Univ.-Prof. Dr.-Ing. Manfred Helmus, Lehr- und Forschungsgebiet Baubetrieb und Bauwirtschaft der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen an der Bergischen Universität Wuppertal. Er präsentierte einige Ergebnisse der Expertenbefragungen der RG-Bau zur „Digitalisierung und Beschäftigung in der Bauwirtschaft“ auf Bundesebene und mit Schwerpunkt Bayern, die sein Team durchgeführt hat.
Bundesweit und speziell für Bayern wurden qualitative Interviews durchgeführt, die neben dem aktuellen Stand der Digitalisierung, die Umsetzung von Building Information Modeling (BIM) in den Bauunternehmen, die Veränderung des Images der Bauwirtschaft und der Arbeitgeberattraktivität durch BIM sowie zentrale Impulsgeber, Risiken und Hemmnisse bei der Einführung der neuen Arbeitsmethode thematisierten. Im Zentrum der beiden Expertenbefragungen standen die Anforderungen und Qualifizierungen der Mitarbeiter im Zuge der digitalen Transformation der Bauwirtschaft. Hierzu gehörte auch die Frage nach dem Wandel in den Berufsfeldern, Angebot und Nachfrage der überbetrieblichen Aus- und Weiterbildung sowie Unterstützungsbedarfe, die von der Politik in Bezug auf Digitalisierung und BIM erwartet werden.
Die Antworten zeigen, dass Absolventen der Hochschulen und insbesondere der jungen Generation eine federführende Rolle bei der Umsetzung von Digitalisierungsaspekten innerhalb der Baubranche zukommen wird, da hier schon Schulungsinhalte erarbeitet wurden und aktuell vermittelt werden. Gewerbliche Mitarbeiter sind zum Großteil noch auf die Anpassung der Rahmenlehrpläne und der Ausbildungsinhalte angewiesen, um sich die zukünftig benötigten Kompetenzen im Rahmen der Ausbildung aneignen zu können. Im Bereich der Weiterbildungsangebote besteht derzeit ein großer Bedarf an unternehmensspezifischen Angeboten. Dieses Geschäftsfeld sollte künftig besetzt werden. Vor allem fehlen den Unternehmen Referenzmodelle und Standardisierungen, die KMU in der Bau- und Immobilienbranche unterstützen könnten.
Der Vergleich der Ergebnisse der bundesweiten qualitativen Studie mit der in Bayern weist nur geringfügige Unterschiede auf. Der Digitalisierungsstand und die Hemmnisse bezüglich einer zusätzlichen Ausweitung der Arbeitsmethode BIM sind somit in den Bundesländern ähnlich zu bewerten.
Mit Elan in die Digitalisierung – das Praxisbeispiel eines bayerischen Baumittelständlers
Mit Volldampf in die Digitalisierung, so lässt sich der Vortrag von Bernd Supthut, Geschäftsführer der mittelständischen Bauunternehmung Glöckle Holding GmbH, zusammenfassen. Er zeigte Lösungen für und Erfahrungen bei der Einführung der Digitalisierung auf und beschrieb in seinem Beitrag die zentralen Hebel der digitalen Transformation – auch für die Mitarbeiter. Supthut legte zudem dar, inwiefern in seinem Unternehmen der Vernetzung von bisher getrennten Aktivitäten eine zentrale Rolle zukam.
Lebhafte Podiumsdiskussion zur Transformation der Digitalisierung in die Bauwirtschaft
Anschließend diskutierten Experten der Sozialpartner der Bauwirtschaft, aus der Wissenschaft und aus der Baupraxis in einer lebhaften Podiumsrunde Fragen zur Digitalisierung. Moderiert wurde die hochkarätig besetzte Runde von Dr. Marc Beise, Leiter der Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung. Neben Wolfgang Schubert-Raab und Manfred Helmus nahmen an der Diskussion auch Dipl. oec. Andreas Schmieg, Vizepräsident Sozialpolitik des Hauptverbandes der deutschen Bauindustrie e. V., Christian Beck, Abteilungsleiter Bauwirtschaft beim Bundesvorstand der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG-Bau) und Dipl.-Betriebswirt Ingo Reifgerste, Ges. Geschäftsführer der Schleiff Bauflächentechnik GmbH & Co KG und zugleich auch Beiratsvorsitzender der RG-Bau im RKW Kompetenzzentrum, teil. Einig waren sich die Podiumsteilnehmer, dass durch die Digitalisierung mehr Kommunikation auf Plattformen, also eine synchrone Kommunikation, von Nöten sei. Aber auch die Mitarbeiterbeteiligung und die Nutzung sozialpartnerschaftlicher Gestaltungsräume seien wichtige Anker des Transformationsprozesses der Digitalisierung in der Bauwirtschaft.
Die Veranstaltung der RG-Bau bot Bauunternehmen, Sozialpartnern, Bauverbänden sowie Vertretern aus Politik und Wissenschaft eine Plattform, auf der diese wichtigen Player des Wirtschaftsgeschehens zusammen diskutieren konnten.
Im anschließenden Get-together am Stand der RG-Bau trafen sie sich, um den Erfahrungsaustausch fortzusetzen, Kontakte zu knüpfen und zu verstetigen.
Impressionen
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