Am 22. November 2022 haben wir im Rahmen unseres Erfahrungsaustauschs "Gründungsökoysteme gestalten" über Ansätze und Herausforderungen bei der Stärkung von Sustainability und Impact in Gründungsökosystemen gesprochen. Unsere Gäste waren diesmal Dirk Sanders, Managing Director und Co-Founder von Anthropia, ein Social-Entrepreneurship-Hub in Duisburg, und Alexander Schabel, Research-Fellow am Borderstep Instituts und Mitgründer von ImpactNexus - ein Unternehmen, das Investoren, Akzeleratoren und Inkubatoren sowie kleine und mittlere Unternehmen bei der Entwicklung von nachhaltigkeitsorientierten Geschäftsaktivitäten unterstützt.

Potenziale nachhaltigkeitsorientierter Geschäftsmodelle

Startups mit dem Ziel, Umwelt und Gesellschaft positiv zu beeinflussen, kennzeichnen sich durch ein nachhaltigkeitsorientiertes Geschäftsmodell. Hieraus ergeben sich zunehmend potenzielle Wettbewerbsvorteile für Gründungen und junge Unternehmen. Zu diesen gehören:

  1. Steigerung der Effizienz, z.B. beim Transport und Ressourceneinsatz, entlang der Wertschöpfungskette.
  2. Reduzierung des Risikos durch regionale Lieferketten, da die Anfälligkeit für Unterbrechungen und Reputationsverluste, z.B. durch Umweltskandale, geringer wird. 
  3. Beschaffung von Kapital, da Investoren zunehmend Wert auf Nachhaltigkeitskriterien legen.
  4. Erschließung von Zukunftsmärkten, gekennzeichnet durch konsumbewusste Kunden.
  5. Erleichterte Rekrutierung von Mitarbeitenden, durch eine stärkere persönliche Identifizierung mit dem Unternehmen.

Die Entwicklung eines nachhaltigkeitsorientierten und ökonomisch tragfähigen Geschäftsmodells erfordert neben dem „konventionellen“ Startup-Know-how zusätzliches Wissen über das Zusammenspiel zwischen Technologien, Kunden und dem langfristigen Impact (vgl. Trautwein et al. 2021).

Gründungsökosysteme können auf mehreren Ebenen zu einer nachhaltigkeitsorientierten Gründungs- und Unternehmenslandschaft beitragen. Dabei kann zwischen Sustainability Hubs, Förderprogrammen und konkreten Tools und Beratungsansätzen für Gründungen unterschieden werden.

Definition "Sustainability Hub": Ein Sustainability Hub ist eine zentrale, thematisch abgegrenzte Anlaufstelle im Innovationssystem, die sich gezielt der Lösung von Nachhaltigkeitsherausforderungen und der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen widmet. Seine primäre Aufgabe besteht darin, Innovationsbemühungen gezielt auf nachhaltigkeitsbezogene Grand Challenges auszurichten sowie die Vernetzung und Kooperation von Gründenden und StartUps mit etablierten Innovationsakteuren zu unterstützen, um so die Realisierung und Diffusion von Nachhaltigkeitsinnovation zu beschleunigen. (vgl. Fichter et al. 2021: 11)

Hubs und Projekte

Dirk Sanders berichtete in seinem Impuls vom Aufbau der Impact Factory, welche die zentrale Initiative von Anthropia darstellt. Der Hub ist ausgestattet mit eigenen Gebäuden, Räumlichkeiten und der erforderlichen Infrastruktur auf dem Haniel-Campus in Duisburg Ruhrort. Partner der Impact Factory sind die Beisheim Stiftung, Franz Haniel & Cie. GmbH und die KfW Stiftung. Die Initiative umfasst ein Stipendium für Gründerinnen und Gründer, die im Segment Social Entrepreneurship aktiv werden möchten, und bietet Qualifizierungsmaßnahmen, individuelle Betreuung und nachhaltige Partnerschaften durch den Zugang zu deutschlandweiten und internationalen Netzwerken.

Der Fokus der Teams und Startups, die im Rahmen der Impact Factory unterstützt werden, liegt mit Bezug auf die Sustainable Development Goals im Besonderen auf den Aktivitätsfeldern „Nachhaltige/r Konsum und Produktion“, „Gesundheit und Wohlergehen“ sowie „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“. Zu den weiteren Tätigkeitsbereichen der Startups zählen „Maßnahmen zum Klimaschutz“ und „Industrie, Innovation und Infrastruktur“. Die Stakeholder-Struktur umfasst ein breites Spektrum von Akteuren im Gründungsökosystem, von Investoren und Banken über etablierte Unternehmen und Forschungseinrichtungen bis hin zu Wirtschaftsförderungen und weiteren Hubs. Wie im gemeinsamen Handeln Verbindlichkeit und Strahlkraft im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erreicht werden kann, zeigt das Projekt urbanzero. Ziel ist hierbei, den Stadtteil Ruhrort bis 2029 umweltneutral zu gestalten. Hierfür erfolgt eine Zusammenarbeit mit Haniel und mehreren Akteuren der regionalen Wirtschaftsförderung. Die Startups aus der Impact Factory liefern hierfür die passenden Ansätze und Technologien.

Förderprogramme, Tools und Beratungsansätze

Alexander Schabel erläuterte in seinem Impuls fünf Möglichkeiten, wie Nachhaltigkeit in die staatliche Gründungsförderung integriert werden kann:

  1.  Nachhaltigkeit als übergreifende Zielsetzung im Förderprogramm, z.B. durch die Berücksichtigung von nachhaltigkeitsbezogenen Leitlinien.
  2. Nachhaltigkeitsbezogene Programmschwerpunkte, z.B. durch einen gezielten Fokus auf Clean-Tech oder soziale Innovationen.
  3. Nachhaltigkeit als Vergabekriterium für Fördermittel. 
  4. Nachhaltigkeitsbezogene Zusatzangebote in der Gründungsbegleitung, z.B. durch spezielle Beratungs- und Trainingsangebote.
  5. Management der Nachhaltigkeitswirkungen des Förderprogramms.

Im letzten Punkt geht es also um eine systematische Messung der Unterstützung und Förderung von Gründungen. Darüber hinaus präsentierte Alexander Schabel noch eine Übersicht von Tools, die Startups konkret bei der Entwicklung von nachhaltigkeitsorientierten Geschäftsmodellen helfen können. Eine weiterführende Zusammenstellung gibt es hier www.sustainable-startups.de.

 

Quellen:

Trautwein, C., Hurrelmann, K., Bergset, L. & Antonacci, M. (2021). Chancen und Möglichkeiten der Nachhaltigkeitsorientierung staatlicher Gründungsförderprogramme. Berlin: Borderstep Institut.

Fichter, K., Hurrelmann, K. und J. Clausen (2021): Konzeptstudie „Sustainability Hubs“. Ein Beitrag zur Weiterentwicklung der deutschen Umweltinnovationspolitik. Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit.

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