Die Messung von Unterstützungsmaßnahmen und -programmen für Gründungen und Startups gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Erfassung konzentriert sich bisher bei vielen Institutionen insbesondere auf die Ressourcen, die in ein Förderprogramm einfließen, sowie die erbrachten Leistungen.

Nachhaltigkeit als Trendthema

Im gesellschaftlichen und politischen Diskurs werden jedoch Stimmen lauter, die zusätzlich eine Erfassung von Wirkungen als relevantes Ziel erachten. Hinzu kommt außerdem eine missionsorientierte Ausrichtung von Programmen. Nachhaltigkeit ist als Trend-Thema in der Startup- und Venture-Capital-Branche angekommen. Sowohl die Environmental, Social and Governance factors (ESG) als auch die Sustainable Development Goals(SDGs) der Vereinten Nationen stehen für den Begriff der Nachhaltigkeit – nicht nur auf einer ökologischen, sondern auch auf einer ökonomischen und vor allem gesellschaftlichen Ebene. Entsprechend gilt es, die Förderprogramme und deren Messung zu gestalten.

Der aktuelle Impact Guide des Borderstep Instituts bietet hierfür Impulse, Orientierungen und Lösungsansätze für das Wirkungsmanagement von Gründungsförderprogrammen entlang der Messkategorien Input (Ressourcen, Beteiligte), Outputs (Leistungen), Outcomes (Wirkungen auf der Ebene der Geförderten) und Impact (Wirkungen auf gesellschaftlicher Ebene). Eine Vielzahl der vorgeschlagenen Indikatoren hilft bei der praktischen Umsetzung.

Herausforderungen in der Praxis

Für unseren Online-Erfahrungsaustausch "Gründungsökosysteme gestalten"  am 16.12.2021 erfolgte zu Beginn eine kurze Vorstellung des  Wirkungsmodells des beschriebenen Impact Guides, um eine gemeinsame Diskussionsgrundlage für alle Teilnehmenden zu schaffen.

Die Erfassung der relevanten Daten ist nicht trivial und stellt für viele Unterstützenden eine Herausforderung dar. Gerold Kreuter, Geschäftsführer vom Science Park Kassel, wies darauf hin, dass häufig gar nicht alle Personen, die ein Gründungszentrum und dessen Angebote nutzen, bekannt sind und dass personenbezogene Daten nicht ohne weiteres gespeichert werden dürfen. Immerhin ist es auf einer aggregierten Ebene (zum Beispiel durch die gemeldeten Firmen) möglich, regionalökonomische Effekte - wie das Steueraufkommen - zu erfassen.

In der Förderpraxis zeigt sich, dass für die Messung insbesondere mit Input- und Output-Indikatoren gearbeitet wird. Jürgen Kuhn von der IHK Bodensee-Oberschwaben berichtete von einer systematischen Erfassung der Beratungen für Gründende und der Teilnehmenden in den Vorbereitungsseminaren. Interessante Beobachtung: etwa 50 Prozent der Personen gehen auf dem Weg zur Gründung „verloren“. Dies entspricht in etwa den Beobachtungen im Global Entrepreneurship Monitor. Pierre Hanitsch erläuterte, dass die Wirtschaftsförderung Brandenburg außerdem die geschaffenen Arbeitsplätze durch Gründungen sowie junge Unternehmen berücksichtigt.  Maria Filipschack von der Technischen Hochschule Brandenburg wies auf die besondere Situation an Universitäten und Hochschulen hin: In einem Student Cycle kommen interessierte Personen mehrmals zur Gründungsberatung. Die Wirkung einer Beratung entfaltet sich somit erst nach mehreren Jahren. Hier gilt es, die Gründungsunterstützung als Resultat einer Vielzahl von Beratungen oder anderer Aktivitäten zu erkennen.

Eine besonders aufwendige, aber valide Vorgehensweise kommt bei hannover impuls zum Einsatz. Stephanie Kwoll erklärte, dass beratene Gründerinnen und Gründer einmal pro Jahr telefonisch kontaktiert werden. Entwicklungen, Erfolge und die Wirkungen der Gründungen stehen bei der Befragung im Fokus. Wolf Günter Schlief von Kompass Frankfurt berichtete über den Aufbau eines Customer-Relationship-Management-Systems (CRM-System). Dieses soll einen besseren Einblick in die Entwicklung von Gründungen und jungen Unternehmen sowie des Einflusses von Beratungen und weiteren Dienstleistungen für deren Genese erfassen. Das Projekt startet im Januar 2022. Mareike Hinrichs von der Everest GmbH wies darauf hin, dass die Erfassung von Unterstützung und Impact nicht nur regional betrachtet werden kann. Vielmehr gilt es auch, Veränderungen wie Standortverlagerungen der Gründungsteams zu berücksichtigen. In diesem Sinne wäre ein regions- und institutionenübergreifender Ansatz erforderlich. Denn Gründungen profitieren vom gesamtem Ökosystem und nicht nur durch eine singuläre Leistung. 

Die Teilnehmenden waren sich aber auch darüber einig, dass die Unterstützung von Gründungen nicht zu stark nach den Möglichkeiten einer Messbarkeit ausgerichtet werden sollte. Denn hierdurch können fehlerhafte Strategien begünstigt werden. Feld & Hathaway (2020) sprechen in diesem Zusammenhang von einer „Measurement Trap“.  Es geht hier also um eine Versuchung, Gründungsförderung und -unterstützung entlang von einfach messbaren Handlungen zu gestalten und dabei die langfristige Orientierung zu vernachlässigen.  

Literatur:

Feld, B., Hathaway, I. (2020) The Startup Community Way. Evolving an Entrepreneurial Ecosystem. New Jersey: Wiley.

Fichter, K., Widrat, A. & Olteanu, Y. (2021). IMPACT Guide: Von der Evaluation zum Impact-Management von Gründungsförderprogrammen. Berlin: Borderstep Institut

Unser Online-Erfahrungsaustausch geht 2022 weiter!

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Erfahrungsaustausch: Gründungsökosysteme gestalten!

Rabena Diana Ahluwalia Gründung / Referentin

06196 495-2816
Rabena Diana Ahluwalia

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