Eine ganze Konferenz zum Thema Vielfalt? Dass sich das lohnt, bewies die 17. Fachkräfte Konferenz der Südniedersachsen Stiftung. Rund ums Thema „Von Vielfalt profitieren“ tauschten sich Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft über theoretische Hintergründe, sowie praktische Umsetzungen von Diversity Management aus. Auf die Beine gestellt wurde das Ganze unter Anderem von Nora Schodder, der Projektleiterin für das regionale Fachkräftebündnis Südniedersachsen.

Warum haben Sie sich für das Thema Diversity für die Fachkräftekonferenz entschieden?

Der Themenvorschlag kam von den Kolleginnen vom SüdniedersachsenInnovationsCampus (SNIC), die im letzten Jahr bereits einen Vortrag von Herrn Prof. Dr. Dr. Froese gehört haben. Bei der Organisation der Fachkräftekonferenz versuchen wir immer darauf zu achten, die Ergebnisse der letzten Konferenz einzubinden und daher hat der Vorschlag sehr gut gepasst. Auf der 16. Fachkräftekonferenz haben regionale Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen über ihre Herausforderungen bei der Fachkräftesicherung berichtet. Hierbei ist deutlich geworden, dass alle Unternehmen Maßnahmen etabliert haben, die den Mitarbeiterbedürfnissen entsprechen – vom betrieblichen Gesundheitsmanagement über Selbstorganisations-Workshops bis zu flexiblen Arbeitszeitmodellen und Sonderzahlungen. Im Hotel Freizeit In zum Beispiel haben Student*innen die Möglichkeit, über einen flexiblen Arbeitsplan ihre Schichten selber zu wählen - so können sie Studium und Nebenjob ganz einfach verbinden.

Diversitätsmanagement berücksichtigt ebenfalls die Vielseitigkeit der eigenen Mitarbeiter*innen und eröffnet Möglichkeiten, die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen in den betrieblichen Prozess zu integrieren.

Worin sehen Sie die Relevanz von Diversität für die Fachkräftesicherung?

Auf dem Arbeitsmarkt sind verschiedene Arbeitnehmergruppen vertreten, das Potenzial ist eigentlich da – einige von diesen Gruppen werden jedoch nur begrenzt in den betrieblichen Arbeitsalltag integriert. Aufgrund körperlicher, sprachlicher oder anderer Einschränkungen erkennen viele Unternehmen nicht das Potenzial, was hier versteckt ist. Mit bestimmten Diversitätsmaßnahmen und Angeboten können diese jedoch besser genutzt und die Engpässe in manchen Bereichen reduziert werden. Durch einen Betriebskindergarten erhalten Arbeitnehmer*innen mit Kindern die Chance ihre Arbeitsstunden zu erhöhen. Weiterbildungs- und Sprachkursangebote helfen bei der Überfindung von Sprachbarrieren und ermöglichen den Mitarbeiter*innen neue Fähigkeiten zu erwerben und somit ihre Einsetzbarkeit im Unternehmen zu erhöhen.

Welche Rolle hat Ihrer Meinung nach hierbei die Führung eines Unternehmens?

Die Führungskräfte sind ganz entscheidend bei der erfolgreichen Umsetzung von Diversitätsmaßnahmen. Erst wenn sie ein Gespür für die Bedürfnisse der eigenen Mitarbeiter*innen entwickelt haben, können sie entsprechende Maßnahmen planen. Auch das Thema "Richtig Führen" sollte in vielen Unternehmen stärker fokussiert werden - nicht jeder ist dafür geeignet, andere Menschen anzuleiten und auch in ihrer Entwicklung zu fördern. Ein schlechter Führungsstiel kann schnell zu Frustration und Enttäuschung bei den Mitarbeitern führen. "Auch das Loben will gelernt sein!", wie im Vortrag von Kerstin Jakob von Stiemerling Senioren-Residenzen zu hören war.

Was ist Ihr Takeaway nach der Konferenz? Welche Themen/Maßnahmen können für kleinere und mittlere Unternehmen  nützlich sein?

Das Fazit von Prof. Dr. Dr. Froese bezüglich seiner Umfrage hat deutlich gezeigt, dass der Erfolg eines betrieblichen Diversitätsmanagements von vier Faktoren abhängt:

  1. Unterstützung der Unternehmensführung
  2. Einbindung der Mitarbeiter
  3. Bewusstes Zusammenstellen diverser Teams
  4. Klare Kommunikation und Ansprechpartner

Auch kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) haben die Chance, mit wenig Aufwand auf diese Dinge zu achten. Gerade in kleineren Unternehmen herrscht häufig ein familiäres Arbeitsklima und die Führungskraft kennt die eignen Mitarbeiter*innen.

Im Rahmen des "World Cafés" haben die Teilnehmer der 17. Fachkräftekonferenz auch einige Maßnahmen besprochen, die ebenfalls einfach umzusetzen sind und dennoch ein klares Signal senden. Sie haben beispielsweise vorgeschlagen, einen Raum für Begegnungen zu schaffen - ein gemeinsames Frühstück einmal die Woche bei dem jeder etwas mitbringt, könnte hier ein guter Anfang sein. Die Auswertung der Tischdecken wird sicher noch weitere tolle Beispiele hervorbringen.

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Über Nora Schodder

Seit August 2018 ist Nora Schodder für die Südniedersachsen Stiftung tätig und hat dort die Projektleitung für das Regionale Fachkräftebündnis Südniedersachsen übernommen. Erste Erfahrungen mit dem Thema der Fachkräftesicherung und -bindung  sammelte sie  ich in ihrer Zeit beim Tourismusverband Hamburg e.V., wo gemeinsam mit deren  Mitgliedern auch Projekte zur Sicherung der Fachkräfte für den Hamburg Tourismus entwickelt und durchgeführt wurden. 

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