Kleine Betriebe in der Corona-Krise: Bremsen Existenzängste die Geschäftsmodellentwicklung und Digitalisierung?

Eschborn, 19. Mai 2020. Die Corona-Krise trifft kleinere Betriebe besonders hart. Dies ergab eine Blitzumfrage des RKW. In einer Sonderauswertung wurden die Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitenden noch einmal genauer betrachtet: 61 Prozent der kleinsten und kleinen Unternehmen sehen ihr (bisheriges) Geschäftsmodell mittel- und langfristig stark bis sehr stark betroffen.

  • Die Sicherung der eigenen Finanzen und die Rückkehr in den Geschäftsbetrieb stehen derzeit und in den ersten Monaten nach der Lockerung der Corona-Auflagen ganz oben auf der Agenda. 
  • Für drei Viertel der Unternehmen bis 50 Mitarbeitende ist die Sicherung von Finanzen und Liquidität auch in den nächsten 24 Monaten die vorherrschende Herausforderung. Für strategische Fragestellungen bleibt angesichts von Existenzängsten scheinbar wenig Zeit.   

Kleinere Betriebe spüren harte Konsequenzen
Kleinste und kleine Betriebe trifft die Corona-Krise besonders hart. Jedes vierte Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitenden erwartet sehr starke Konsequenzen für das eigene Geschäftsmodell. Bei den größeren Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitenden ist es nur jedes siebte. Insgesamt sind 61 Prozent der kleinsten und kleinen Betriebe stark oder sehr stark betroffen. Dies ist deshalb besonders bitter, weil sie die überwiegende Mehrheit der Unternehmen in Deutschland bilden. 

Finanz- und Existenzängste, aber auch Lessons Learned aus der Krise
In den ersten Monaten nach der Lockerung wirtschaftlicher Corona-Auflagen bleiben die eigenen Finanzen und die staatliche Corona-Politik die TOP-Themen bei den kleineren Unternehmen. Schnellstmöglich wollten sie in den Geschäftsbetrieb zurückkehren und Personal- und Produktionskapazitäten aufbauen oder sichern. Die Reorganisation der Arbeit steht für jedes 17. Unternehmen auf der Agenda. Oft genannt wird von diesen, positive Erfahrungen des Lockdowns in die „neue Normalität“ zu überführen.

Verhaltener in Geschäftsmodellentwicklung und Digitalisierung  
Auch in den nächsten 24 Monaten müssen die kleinen Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitenden stärker als die größeren um ihre Finanzen und ihre Liquidität bangen. Für die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells oder Digitalisierung fehlen den kleinen Unternehmen daher offenbar die Zeit und die Ressourcen. Um Arbeitszeitgestaltung, die Unterstützung des Personals oder Personalführung kann sich nur etwa jeder vierte Betrieb kümmern. Bei den größeren Unternehmen ist es immerhin die Hälfte. 

Personalabbau ist weniger ein Thema, Unternehmensnachfolge durchaus
Die Veränderung des Personalbestands ist zwar bei den kleineren Unternehmen durchaus ein Thema. Offensichtlich geht es aber den meisten davon um die Sicherung oder gar den Aufbau von Beschäftigung. Auffallend ist außerdem, dass sie sich häufiger als die größeren Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitenden um ihre regionale Verankerung, die Neugestaltung von Kooperationen und um die Unternehmensnachfolge kümmern wollen oder müssen. In jedem sechsten kleinen Unternehmen spielt die Unternehmensnachfolge in den nächsten 24 Monaten eine Rolle.

Wunsch nach Erfahrungsaustausch, aktuellen Informationen und Beratung
Bei dem Wunsch nach Unterstützung – abseits von Finanz- und Konjunkturhilfen – steht bei den Kleinen wie den Größeren der Erfahrungsaustausch an erster Stelle. Aber auch aktuelle Informationen und Anregungen sowie Handlungshilfen werden nachgefragt. Die kleinen Betriebe sind außerdem häufiger über Beratungsangebote zu erreichen. Das RKW ist bereits seit fast 100 Jahren Rat- und Impulsgeber des Mittelstands. Die RKW Landesorganisationen bieten für kleinste, kleine und mittlere Unternehmen Beratung sowie Erfahrungsaustauschkreise an. Das RKW Kompetenzzentrum bringt Startups und Mittelstand zusammen – in Workshops oder auch via Webinar. Kostenfreie Angebote zur Geschäftsmodellentwicklung sind auch unter www.geschäftsmodellentwicklung.de zu finden.