Produktivität verbessern

Produktivität verbessern

Zu verstehen, was Produktivität bedeutet und wie sie gemessen werden kann, ist eine notwendige Voraussetzung, damit Sie die „eigentliche“ Aufgabe erfolgreich in Angriff nehmen können: die Produktivitätsverbesserung.

Produktionsprozess im Mittelpunkt

Im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen steht der Produktionsprozess als Kernprozess des Industrieunternehmens – die Kombination und Transformation der Produktionsfaktoren mit dem Ziel, marktfähige Güter und/oder Dienstleistungen herzustellen. Er umfasst „die Zeitspanne von der Bereitstellung aller für die Produktion notwendigen Materialien bis zur Ablieferung des Fertigteils“ (s. Wildemann, Logistik, S. 169). Als Produktionsfaktoren sind, wie in Kapitel 1 und 2 beschrieben, die Inputfaktoren Arbeitskräfte, Betriebsmittel, Material und Energie zu verstehen.

Darüber hinaus sollten die betrieblichen Maßnahmen im Rahmen der von der Unternehmensführung entwickelten und vorgegebenen Unternehmensstrategie geplant und realisiert werden. Sie beraten sich innerhalb des Führungspersonals und mit den Fachkräften und berücksichtigen die Arbeitsplatz- und Betriebserfahrungen sowie die speziellen Kenntnisse und Fähigkeiten der Mitarbeiter.

Produktivität – komplexer Zusammenhang von Einflussgrößen

Die Steigerung der Produktivität ist eine ständige Aufgabe für Ihr Unternehmen. Um die Produktivität zu verbessern, müssen Sie viele Einflussgrößen beachten, deren Optimierung, Zusammenspiel und Wechselwirkungen eine komplexe, anspruchsvolle Herausforderung an das betriebliche Produktivitätsmanagement darstellt. Abbildung 8 gibt einen vereinfachten Überblick über die Komplexität dieser Zusammenhänge:

Produktivitätssteigerung schließt Optimierung und ständige Verbesserung der Geschäftsprozesse ein

Einige Managementtheorien unterscheiden zwischen einer „traditionellen“ und einer „modernen“ Strategie der Produktivitätsentwicklung. Die sogenannte traditionelle Strategie bestehe darin, das betriebliche Leistungsergebnis (Output) bei reduziertem Ressourceneinsatz (Input) konstant zu halten oder umgekehrt den Output bei unverändertem Input zu erhöhen. Diese Vorgehensweisen, so lautet das Argument, seien suboptimal, weil es das gegebene Fertigungskonzept mit seinen Defiziten unverändert lasse. Eine moderne Strategie dagegen steigere die Produktivität, indem sie den Schwerpunkt auf die permanente Überprüfung und Verbesserung der Geschäftsprozesse legt – hier also: des Produktionsprozesses. (Wildemann, Produktivitätsverbesserung).

Tatsächlich aber muss es sich keineswegs um einen Gegensatz handeln: In einem modernen Produktivitätsverständnis geht es nicht nur darum, „die Dinge richtig zu machen“, sondern auch darum, „die richtigen Dinge zu machen“. Genau das geschieht, wenn Sie in Ihrem Unternehmen Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung durchführen: Sie überprüfen, an welchen Punkten Zeit, Kosten und Qualität verbessert werden können, und stoßen dabei fast automatisch auf die (Fertigungs-Prozesse und Teilprozesse, die optimiert werden müssen.

Vorgehensweisen und Methodenauswahl

In der Praxis wird es vielfach nicht möglich sein, mit vertretbarem finanziellem und personellem Aufwand sämtliche Unternehmensfunktionen und -bereiche gleichzeitig zu optimieren. Sie treffen deshalb – zum Beispiel auf der Grundlage eines Soll-Ist-Vergleichs – eine Auswahl der vorrangig zu bearbeitenden Probleme und definieren die Abfolge der dafür notwendigen Arbeitsschritte. Diese Aufgaben sind unternehmensindividuell anzugehen.

Aus zeitlichen Gründen, die oft mit der Dominanz des Tagesgeschäfts zu tun haben, wird manchmal auch Ihr Engagement und das Ihrer Mitarbeiter nicht völlig ausreichen, so dass gegebenenfalls Weiterbildung, Coaching und der Erfahrungsaustausch mit Unternehmen Ihrer Branche weiterhelfen können.

So wie es nicht den einen Weg zur Steigerung der Produktivität gibt, sind auch die Methoden und Instrumente in der Regel nicht nur zur Verbesserung einer Teilproduktivität geeignet. Alle Methoden und Instrumente, mit denen Sie Ihre Prozesse und Strukturen verbessern, tragen auch zur Verbesserung der Produktivität in Ihrem Unternehmen bei – vorausgesetzt, sie

  • werden konsequent angewandt,
  • sind aufeinander abgestimmt,
  • stehen untereinander nicht in Widerspruch und
  • werden von den Mitarbeitern akzeptiert und im betrieblichen Alltag „gelebt“.

Methodenauswahl folgt der Problemanalyse

„Oft wird in den Unternehmen die Frage gestellt, mit welchen Methoden am besten Produktivitätssteigerungen erreicht werden können. Eine oder wenige Methoden, die in allen Fällen dieses Ziel erreichen, wird es nicht geben. Eine solche »Universal-Methode« wäre zwangsläufig so allgemein und abstrakt, dass sie keine ausreichende Hilfe darstellen würde. Entscheidend dürfte sein, dass durch eine gezielte Analyse das Problem oder die Ursache(n) für eine geringe Produktivität gefunden werden. Dann kann für dieses Problem eine geeignete Methode ausgewählt werden.“ (Baszenski, Methoden zur Produktivitätssteigerung, S. 109)

Da es eine Vielzahl bekannter und mehr oder weniger weit verbreiteter Verbesserungsmethoden gibt, beschränken wir uns auf die Darstellung einiger uns wichtig erscheinender Methoden. Sie können die kurzen Methodenbeschreibungen in unserer zweiten Broschüre Produktivität für KMU – Methoden zur Produktivitätssteigerung, oder im Internet unter www.rkw-kompetenzzentrum.de/produktivitaet-steigern nachschlagen. Eine ausführliche Methodensammlung und -beschreibung bietet die Veröffentlichung Baszenski, Methodensammlung, 2008 des IfaA – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft.

Im Folgenden beschreiben wir beispielhaft vier ausgewählte Handlungsfelder der industriellen Produktion, deren Optimierung von entscheidender Bedeutung für eine höhere Produktivität Ihres Unternehmens ist.

Durch Verbesserungsmaßnahmen im Bereich

  • Personaleinsatz und Prozessgestaltung steigern Sie die Arbeitsproduktivität,
  • Instandhaltung erhöhen Sie die Betriebsmittelproduktivität,
  • Materialwirtschaft verbessern Sie die Materialproduktivität,
  • Energiemanagement steigern Sie die Energieproduktivität.