Produktivität als monetäre Kennzahl

Produktivität als monetäre Kennzahl

Die Betriebswirtschaftslehre hat sich lange Zeit schwergetan, die Kennzahl Produktivität rechnerisch zu erfassen. Wenn man die Unternehmensproduktivität "rein technisch" definiert als Mengenverhältnis "zwischen den hervorgebrachten Leistungsmengen und den zu der Hervorbringung benötigten Leistungsmengen", bereitet die Produktivitätsberechnung naturgemäß große Schwierigkeiten. Da nicht nur die Produktionsergebnisse, "sondern auch die Faktoreinsatzmengen von qualitativ unterschiedlicher Art sind und sich deshalb nicht addieren lassen", begnüge man sich "in der Regel mit der Berechnung von Kennzahlen für Teilproduktivitäten" (Gutenberg: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, 1958, S. 28 f.). Dies ist der sachliche Grund dafür, dass die Unternehmensproduktivität häufig als Arbeitsproduktivität definiert oder ganz auf die Definition und Messung der Gesamt- oder Unternehmensproduktivität verzichtet wird. Beides ist für die Ermittlung der Effizienz der betrieblichen Leistungserstellungsprozesse unbefriedigend. Bei der von uns vorgeschlagenen Verwendung von monetären Größen können Sie Teilproduktivitäten und die Gesamtproduktivität abbilden. Die Output-Input-Relation ist dann eine Wert-Wert-Relation.

Für das Aufgeben eines gütermengenbezogenen Produktivitätskonzepts zu Gunsten eines auf monetären Werten basierenden Produktivitätskonzepts gibt es gute Gründe – neben der Unmöglichkeit der Berechnung einer mengenbasierten Gesamtproduktivität sind es unter anderem der letztlich ökonomische (und nicht technische) Charakter von Produktionsprozessen, aber auch neue Entwicklungen, denen ein an Gütermengen orientiertes Produktivitätsmaß nicht mehr gerecht wird. Dazu gehören etwa die Entwicklung von Leichtbau-Produkten und die ausschlaggebende Bedeutung der Produkt- oder Teilequalitäten, so dass reine Mengenbetrachtungen nicht mehr angemessen sind.

Wertbezug statt Mengengrößen für die Leistungsmessung am Beispiel eines Stahlkonzerns

Ein anschauliches Beispiel lieferte 2006 der damalige Thyssen-Krupp-Vorstandsvorsitzende Schulz, der einer Zeitungsmeldung zu Folge meinte, durch „Expansion im internationalen Fusionsfieber der Stahlbranche mithalten zu können. Mit einer Stahlproduktion von 16,5 Millionen Tonnen belegt Thyssen-Krupp weltweit nur den elften Platz. ‚Das Tonnen-Denken haben wir schon seit Jahren hinter uns gelassen‘, sagte Schulz dazu. Er rechnet lieber mit Umsatzzahlen, denn da landet der Konzern auf Rang fünf, da er vor allem hochwertige und damit teure Produkte verkauft. ‚Die Stückzahlen eines Automobilherstellers im unteren Segment mit denen eines exklusiven Sportwagenherstellers zu vergleichen, würde ebenso wenig Sinn machen wie die simple Diskussion über Tonnen‘, betonte der Manager. (Frankfurter Rundschau Nr. 281, 2. Dezember 2006)

Das in Kapitel "Produktivität messen" vorgestellte Messkonzept für Produktivität beruht deshalb auf monetären oder Wertgrößen. Es bezieht sich ausschließlich auf die Berechnung der Produktivität des Unternehmens insgesamt sowie von Teilproduktivitäten, die sich im Zähler (Output) auf die Gesamtleistung des Unternehmens beziehen. Mit Hilfe von Preisbereinigungsverfahren, zum Beispiel dem Rechnen in konstanten Preisen eines Basisjahres, können Sie Veränderungen der Output- und Inputwerte herausrechnen, die allein auf Preisentwicklungen auf den Beschaffungs- und Absatzmärkten zurückzuführen sind. Die Berechnung der Kennzahl Produktivität ist kein Selbstzweck, sondern Voraussetzung für ihre gezielte Verbesserung. In diesem Fall gilt das bekannte Sprichwort, dass sich nur das verbessern lässt, was man messen kann.