In dieser Reihe stellen wir Ihnen die Mitglieder des RKW Fachbeirates Unternehmensführung und Innovation vor. Hierfür haben wir die Beiratsmitglieder um eine Einschätzung zu unserem Jahresthema 2025 „Nachhaltig Wirtschaften“ gebeten.
Frau Lange, bitte beschreiben Sie kurz, was Sie in Ihrem „richtigen Leben“ beruflich machen.
Als Geschäftsführerin von NIRO (Kurzform für das Netzwerk Industrie RuhrOst e. V.) leite ich unsere regionale Cluster-Organisation. Für unsere rund 80 Mitgliedsunternehmen – die meisten mittelständisch geprägt – aus den Branchen Metall- und Industrieelektronik öffnen wir mit unserer Arbeit für unsere Mitglieder drei zentrale Möglichkeitsräume: „Wissen teilen“, „Zusammen arbeiten“ und „Gemeinsam einkaufen“. Hinzu kommt unser Hafenraum, in dem viele unserer Veranstaltungen stattfinden. Als Wirtschaftswissenschaftlerin und Organisationspsychologin kann ich mich hier optimal einbringen.
Nachhaltigkeit ist ein zentrales gesellschaftliches Thema und zugleich Jahresthema des RKW. Welche persönliche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für Sie – und inwiefern spielt sie in Ihrem beruflichen Alltag eine Rolle?
Nachhaltigkeit beschäftigt und motiviert mich im Sinne von Verschwendungsvermeidung, seitdem ich das Lean-Prinzip kenne und schätze. Was schon lange in Produktionen anerkannt und gelebt wird, sehe ich persönlich auf vielen Ebenen als große Chance: vorhandene Ressourcen optimal zu nutzen und dies auch gesamtgesellschaftlich umzusetzen.
In unserem Netzwerk verfolgen wir seit mehr als drei Jahren nachhaltige Themen sehr intensiv. Gestartet haben wir mit einem Projekt, das zunächst die Lieferanten unseres Einkaufspools sensibilisieren und nachhaltiger aufstellen sollte. In der Verstetigung des Projekts gibt es bei NIRO seit rund drei Jahren die Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit. Hier arbeiten Verantwortliche aus unseren Mitgliedsunternehmen interdisziplinär an unterschiedlichen Schwerpunkten wie zum Beispiel an der Nachhaltigkeitsberichterstattung, Energiemanagementfragen, am digitalen Produktpass oder an nachhaltigen Beschaffungsthemen.
Welche Bedeutung wird Ihrer Einschätzung nach das Thema Nachhaltigkeit künftig für den deutschen Mittelstand haben?
Das Thema nachhaltiges Wirtschaften ist nach wie vor sehr groß und hat viele Dimensionen. Auch wenn der Mittelstand es nicht immer so klar formuliert: Die Unternehmen, auch die meisten unserer Mitgliedsunternehmen, sind per se sehr nachhaltig ausgerichtet. Viele Unternehmen sind in Familienhand, haben die „Enkelfähigkeit“ ihres Wirtschaftens in ihrer DNA und handeln auch dementsprechend. Langfristig angelegte Existenzen und Perspektiven bilden die Grundlage dafür. Hier macht es ihnen die aktuelle Politik mit einer unsicheren Regulatorik und wenig Konsistenz nicht gerade einfach. Und grundsätzlich sind nachhaltige Fragen immer mit Augenmaß zu betrachten; nicht alles, was gut gemeint ist, auch im Sinne der Nachhaltigkeitsberichterstattung, ist auch gut gemacht.
Was ist Ihre Motivation für Ihr Engagement im Fachbeirat Unternehmensführung und Innovation?
Das RKW habe ich über unsere Netzwerkarbeit kennengelernt. Der reichhaltige Methodenkoffer des RKW und mehrere Ansprechpartner mit großer Expertise haben uns bereits bei unterschiedlichen Veranstaltungsformaten unterstützt. Als noch relativ junges Mitglied im Fachbeirat kann ich nun als Multiplikatorin die Angebote des RKW an unsere Mitglieder weitergeben.
Persönlich finde ich es immer inspirierend, neue Menschen kennenzulernen und andere Perspektiven einzunehmen. Die Vielfalt an Stakeholdern, die dieser Fachbeirat vereint, hält für mich auch neue Kontakte bereit, die für meine Arbeit als Geschäftsführerin sehr wertvoll sind. Und ich hoffe, dass ich meinen Teil für andere Mitglieder des Fachbeirats gewinnbringend einbringen kann.
Über den Fachbeirat Unternehmensführung und Innovation
Der heutige RKW-Fachbeirat „Unternehmensführung und Innovation“ ist eines der ältesten Gremien des RKW. Bis Anfang 2007 führte der Fachbeirat den Namen „Bundesausschuss Betriebswirtschaft“ (BBW), der bereits am 21. Juli 1953 gegründet wurde. Gründungsmitglieder waren 40 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gewerkschaften, beratenden Berufen und den beteiligten Bundesministerien.
1953, das Jahr in dem der Koreakrieg mit einem Waffenstillstand endet, Josef Stalin stirbt und Elizabeth II. zur Königin gekrönt wird. In Deutschland wird die Adenauer-Regierung bei den Wahlen zum zweiten deutschen Bundestag bestätigt und in der DDR kommt es zum Arbeiteraufstand, der niedergeschlagen wird.
In den über siebzig Jahren seines Bestehens ist der Fachbeirat in seiner Programmatik stets am Puls der Zeit geblieben. Lagen in den ersten Jahrzehnten die fachlichen Schwerpunkte auf den Themen Betriebsvergleich, Planungsrechnung, Unternehmensplanung und Kooperationsförderung, setzte er später seine Akzente auf betriebswirtschaftliche Arbeiten in der Unternehmensführung, Strategieentwicklung und im Kooperationsmanagement. In den 90-er und 2000er Jahren befasste sich der Beirat unter anderem mit Fragen des Controllings, der Finanzierung und der Förderung von Innovation. Seitdem spielen u.a. Themen wie Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeit und Digitalisierung wichtige Rollen in der Arbeit des Fachbeirats.
Das RKW Kompetenzzentrum dankt dem Fachbeirat „Unternehmensführung und Innovation“ herzlich für sein Engagement und seine wertvollen Impulse. Denn die Fachbeiräte des RKW waren immer und sind bis heute wichtige Beratungsgremien für die entsprechenden fachlichen Organisationseinheiten des RKW und unterstützen sie in ihrer Arbeit. Dafür ist der Fachbeirat mit erfahrenen Expertinnen und Experten besetzt, die wir Ihnen in dieser Serie vorstellen möchten.
- © Fotograf: Ludger Staudinger, Bildquelle: NIRO e.V. – Artikel_BR_Lange_2190x1180.jpg