SchlaU-Schule – Ein Weg zum vielfaltsbewussten Betrieb

Die Aufzugmanufaktur „Riedl-Aufzüge“ ist nur einer vieler kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), die Ausbildungsplätze mit Absolventen der SchlaU-Schule besetzen und so Vielfalt in ihrem Betrieb fördern. Die SchlaU-Schule, eine Integrationsinstitution in München, die jungen Geflüchteten zum Mittelschulabschluss, zum Qualifizierenden Mittelschulabschluss oder zur Mittleren Reife verhilft, entwickelte ein Konzept, das auch für viele andere Unternehmen nützlich sein kann. Das Prinzip der Schule zeigt hohen Erfolg und ist nicht nur für die Jugendlichen von Vorteil, sondern bietet Unternehmen eine Möglichkeit betriebliche Herausforderungen, wie den Fachkräftemangel zu bewältigen, indem gezielt Nachwuchskräfte mit Migrationsbiographien gefördert werden. Damit die Schüler bei ihrer beruflichen Orientierung unterstützt werden und nach dem Erlangen ihres Schulabschlusses nicht schlagartig auf sich alleine gestellt sind, ist das Programm „SchlaU Übergang Schule-Beruf“ ins Leben gerufen worden. Gefördert wird dieses Programm von der Landeshauptstadt München, dem Europäischen Sozialfonds, der DOHLE Stiftung und dem Netzwerk Fit in den Arbeitsmarkt. Unter anderem werden hierbei Geflüchtete während ihrer Ausbildung begleitet und haben somit einen einfacheren Übergang in die Arbeitswelt sowie eine leichtere Eingliederung in das Unternehmen. Das Programm mit etwa 120 jugendlichen Teilnehmern bietet den Azubis einerseits sozialpädagogische Begleitung und andererseits auch Unterstützung beim Lernen.

„Das Kluge am Konzept der SchlaU-Schule – und auch der Grund warum sie so erfolgreich ist – ist, dass die Jugendlichen nicht nur Unterricht, sondern eine Rundumbetreuung erhalten“, sagt Stefan Heusterberg, ein Betreuer unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge, der eng mit den Pädagogen der SchlaU-Schule zusammenarbeitet.

Früh übt sich…Praktikanten von Heute sind die Azubis von Morgen

Im Projekt „SchlaU Übergang Schule-Beruf“ zeige sich zudem, dass sich die Jugendlichen in den Ausbildungsbetrieben meistens sehr gut zurechtfinden. Die Unterstützung fokussiert sich eher auf Herausforderungen, die beispielsweise in der Berufsschule aufkommen und sich häufig auf sprachliche Barrieren beziehen. Ein großer Vorteil der Nachbetreuung, erzählt Stefan Heusterberg, sei, dass die Mentoren sich fachlich spezialisiert haben und somit mit Fachterminologie und Abläufen in den Betrieben vertraut sind. Dies bestätigt auch Ines Rehm, eine Schulsozialarbeiterin im Programm „SchlaU Übergang Schule-Beruf“. Sie erklärt, dass sich verschiedene Lehrer in bestimmte Berufsfelder eingearbeitet haben und die Jugendlichen somit Ansprechpartner für ihren jeweiligen Beruf haben. Sei es für Auszubildende im technischen, kaufmännischen oder gesundheitlichen Bereich. Für die Jugendlichen besteht somit die Möglichkeit auch Einzelunterricht in Anspruch zu nehmen und sich neben fachlichen und erweiterten sprachlichen Kenntnissen vor allem auch Kompetenzen wie Berichtsheftführung, Lernmethoden und Zeitmanagement anzueignen. Rehm erläutert weiter: „Die berufliche Orientierung ist ein Schwerpunkt. Die ganze Schule arbeitet mit, um den Jugendlichen so viele Optionen wie möglich aufzuzeigen. Dies fängt schon in den Praktikumsphasen an, die später oft zu Ausbildungsstellen führen.“ Das Projekt vermittelt den ersten Kontakt zwischen Betrieben und potentiellen Azubis und arbeitet hierbei u. a. mit der IHK für München und Oberbayern zusammen. Durch Berufsorientierungswochen mit Betriebsbesichtigungen und Fähigkeiten-Parcours, bei denen Jugendliche kleinere Aufgaben in Betrieben durchführen dürfen, findet die erste Interaktion statt.

Neue Bewerber – gute Azubis

Sabine Leutloff, Personalreferentin eines mittelständischen Metallbau Betriebs in München ist von dem Konzept der SchlaU Schule überzeugt. Der Betrieb „Riedl-Aufzüge“, wurde von einem Betreuer der SchlaU Schule kontaktiert und bezüglich Ausbildungsstellen angefragt. Daraufhin wurde Abeo*, ein junger Geflüchteter aus Nigeria zum üblichen Bewerbungsprozess eingeladen, den er erfolgreich durchlaufen hat. „Anschließend wurde der Vertrag unterschrieben und nun ist Abeo schon in seinem zweiten Ausbildungsjahr. Wir sind alle wirklich sehr zufrieden“, bestätigt die Personalreferentin. Seine Deutschkenntnisse seien schon von Beginn an gut gewesen und die Herausforderungen, die es durch Fachterminologie gäbe, hindern den Azubi nicht seine Arbeit gut zu bewältigen. Obwohl die Aufenthaltsgenehmigung von Abeo bei weitem kein Selbstläufer war und sich anfangs schwierig gestaltete ist der Azubi nun ein fester Bestandteil des Unternehmens

SchlaU – nicht nur in München ein Erfolgskonzept

Das Vorhaben ist ein Beispiel dafür, wie Unternehmen durch Zusammenarbeit mit Integrationsinstitutionen eine größere Reichweite bei der Bewerbersuche erlangen und offene Ausbildungsstellen mit geeigneten Azubis besetzen können. Da das Konzept der Organisation viel Anklang findet, wurde 2016 die SchlaU-Werkstatt für Migrationspädagogik ins Leben gerufen. Diese veröffentlicht neben Forschungsarbeiten der SchlaU-Schule auch eine umfangreiche Unterrichtsmaterialreihe für neu zugewanderte Jugendliche und hat ein umfangreiches, fortschrittliches Fortbildungsangebot entwickelt, damit auch Pädagogen und Lehrer anderer Institutionen von den Erfahrungen und vom Know-how der SchlaU-Schule profitieren können.

Die SchlaU-Schule ist nur eines vieler Programme die die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Integrationsorganisationen fördern und somit Betrieben neue Möglichkeiten aufzeigen dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und zeitgleich Vielfalt im Unternehmen zu fördern.

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*Name geändert

Was ist die SchlaU-Schule?

SchlaU-Schule: über diesen Begriff stolpert der ein oder andere, wenn er sich mit der Integrationsarbeit in München befasst. Was sich dahinter verbirgt, ist der „Schulanaloge Unterricht für junge Flüchtlinge“. Entwickelt und verwirklicht wurde das Konzept vom Trägerkreis Junge Flüchtlinge e. V. in München, der das Programm im Jahr 2000 ins Leben gerufen hat. Hier ist auch der Standort der Schule, an der etwa 300 Geflüchtete im Alter von 16 bis 25 Jahren entsprechend der vorgeschriebenen Kernfächer zum Schulabschluss geführt werden. Während die Unterrichtsstunden für die Geflüchteten an der SchlaU-Schule selbst stattfinden, absolvieren die Jugendlichen die Prüfungen extern an staatlichen Münchner Mittelschulen. Neben dem Unterricht gibt es für die Schüler auch eine intensive individuelle Förderung, die sich spezifisch auf die persönlichen Herausforderungen eines Einzelnen fokussiert. Die Schule ermöglicht den Teilnehmern einen Übergang in eine weiterführende Regelschule, wie z.B. eine Fachoberschule oder in einen Ausbildungsberuf.

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