Generation Z: "nicht verallgemeinern – die Person zählt“
Der Begriff „Generation Z“ bildet gleichsam ein Label für eine aufgeregte und oft mit Klischees aufgeladene Diskussion über junge Menschen der Jahrgänge 1995 bis 2009. Sie sind derzeit gefordert, ihren Platz in der modernen Arbeitswelt zu finden. Der Generation Z wird vielfach mangelnde Leistungsbereitschaft, Freizeitorientierung und forderndes Auftreten nachgesagt. Dies im Blick führte das RKW im Sommer 2024 eine Unternehmensbefragung über die Zusammenarbeit der Generationen durch. Wir wollten von den Firmen wissen, was an den negativen Bildern dran ist und was für eine gute Zusammenarbeit von Alt und Jung getan werden kann. In einem Punkt waren sich fast alle befragten Unternehmen einig. Bei den Generationen kann man nicht verallgemeinern. Entscheidend ist die einzelne Person mit ihren Fähigkeiten.
Grundorientierung bei Eberle Bau: Offenheit und Unterstützung
Wie eine Personalpolitik aussehen kann, bei der junge Menschen ganz persönlich im Blick sind, zeigt das Beispiel der Firma Eberle Bau. Der Handwerksbetrieb mit sieben Beschäftigten ist seit über 75 Jahren in der Süd-Pfalz ansässig. Die Geschäftsfelder umfassen Sanierung, Instandhaltung und Reparatur. Die Inhaberin Frau Eberle macht im Gespräch über die Zusammenarbeit der Generationen deutlich, dass sie sich als junge Frau im traditionell männlich geprägten Bauhandwerk behaupten musste. Diese Erfahrungen haben sie zu einer durch Offenheit und Unterstützung geprägten Haltung zum Fachkräftenachwuchs motiviert – ein Gegenmodell zur „Aufregungskultur“ um die Generation Z.
Gehaltswünsche junger Menschen: Entgegenkommen möglich
Hohe Forderungen der Generation Z an die Unternehmen sind in der öffentlichen Diskussion wie auch in Betrieben ein häufiger Stein des Anstoßes. Eine konstruktive und lösungsorientierte Auseinandersetzung mit den jungen Menschen wird dadurch blockiert. Anders ist die Haltung bei Frau Eberle. Sie steht den Erwartungen junger Menschen mit Verständnis gegenüber und bleibt gelassen. Heute, so Frau Eberle, formuliere die junge Generation ihre Erwartungen selbstbewusster als noch in den 80er und 90er Jahren. Die günstige Arbeitsmarktsituation und der Mangel an Fachkräften ermögliche dies. Sie kommt dem Fachkräftenachwuchs dementsprechend bei Gehaltsfragen entgegen.
Bessere Work-Life-Balance: Viertage-Woche aber kein Thema
Zuhören und Verhandlungsbereitschaft ist auch beim Thema Arbeitszeitmodelle die Devise, einem Hauptkonfliktfeld bei der Diskussion über die Generation Z. Unaufgeregt konstatiert sie, dass junge Menschen heute mehr Freizeit und größere zeitliche Spielräume für die Realisierung ihrer privaten Interessen haben wollen. Statt sich am Klischee mangelnder Leistungsbereitschaft festzuhalten, nimmt sie die konkreten Wünsche junger Beschäftigter in den Blick. In ihrem Hause seien die Erwartungen „nicht extrem“. Die Viertage-Woche etwa sei kein Thema. Es geht nach ihrer Erfahrung vielmehr um ein Entgegenkommen bei Freizeitwünschen. Man wolle gelegentlich ein paar Tage frei bekommen, um mal wegfahren zu können.
Erfahrene Handwerker noch mit Autorität
Zum Etikett „Digital Natives“ für die Generation Z äußert sich Frau Eberle zurückhaltend. Selbstbewusst oder gar großspurig treten junge Menschen mit ihren digitalen Kompetenzen in ihrer Wahrnehmung nicht auf. Im Umgang mit den erfahrenen Kollegen sei eher Zurückhaltung zu beobachten. Deutlich wird: Einem offensiven Auftreten junger Menschen steht nach wie vor die traditionelle Autorität des erfahrenen Handwerkers in einem Baubetrieb entgegen. Veränderungsideen der Jungen stoßen auf Widerstände. So gebe es von Älteren schon mal Sprüche wie „was willst du, junger Spund?“ oder „das haben wir schon immer so gemacht.“ Folgerichtig sieht sie die „manchmal etwas eingefahrenen“ und „rechthaberischen“ Haltungen von älteren Fachkräften kritisch.
Führungsprinzipien: Toleranz und Wertschätzung
Befunde über die Erwartungen der Generation Z an ihre Arbeit zeigen, dass junge Menschen sich Führungskräfte wünschen, die ihnen auf „Augenhöhe“ begegnen und sie bei der Arbeit unterstützen, am besten wie Coaches. Eberle Bau kommt diesen Wünschen und Erwartungen entgegen. So setzt sich Frau Eberle für einen toleranten und wertschätzenden Umgang mit dem Fachkräftenachwuchs ein. Die Führungskräfte sollten immer wieder auf die jungen Menschen eingehen, ihre Eigenheiten und Meinungen zu akzeptieren. Auch gehe es darum, Stärken zu betonen und „nicht auf Schwächen herumhacken“. Es sei eine große Herausforderung gerade für die Baubranche, mehr Wertschätzung weiterzugeben.
„Man muss die junge Generation so nehmen, wie sie ist, und sie fördern und fordern. Dadurch kann man Leistungsbereitschaft wecken“. Mit Bezug auf junge Mitarbeitende im Betrieb stellt sie fest: „Jeder Mensch hat Potenziale und Stärken. Und da braucht man eben ein bisschen Geduld. Aber letztendlich zeigt sich dann immer, dass sich das Nachdenken über Unterstützung lohnt“.
Alt-Jung-Tandems: Erfahrung trifft Dynamik
Eberle Bau setzt auf generationenübergreifende Tandems. Die Vorteile liegen, wie Frau Eberle erläutert, darin, dass in der Branche das Zusammenspiel von Körperlichkeit und Erfahrungswissen eine große Bedeutung hat.
Bei Alt-Jung-Tandems gibt es einen Ausgleich zwischen der Arbeitsdynamik und Produktivität des jungen Menschen und den Erfahrungen des Älteren – dem Wissen, wie etwas zu machen ist. Diese Kombination hilft dem Unternehmen und den jungen Menschen, die von den Älteren lernen.
Am besten funktioniere die Übertragung von Wissen direkt bei der Arbeit. Die Erfahrung, die beim Arbeiten entstehe, sei im Bauhandwerk unverzichtbar und nicht auf Papier zu bringen oder in DIN-Normen zu fassen. Frau Eberle befürchtet, dass die in den nächsten Jahren ausscheidenden älteren Fachkräfte Lücken hinterlassen werden.
Fokus: junge Menschen und Nachwuchs nicht „Generation Z“
Übrigens: Den Begriff Generation Z hat Frau Eberle während des gesamten Gesprächs nicht benutzt. Sie sieht sich als Führungskraft in ihrem Familienbetrieb in der Generationenfolge. An die Stelle konstruierter Grenzziehungen zwischen den Generationen setzt sie eine gelingende Übergabe von Alt zu Jung. Dies schließt die Weitergabe von Wissen ebenso ein wie Offenheit für Neuerungen und Kulturwandel, die aus verfestigten Autoritätsverhältnissen herausführen: in etwa so, wie es ihr selbst als junger Frau in einer Männerbranche gelungen ist.
Außerdem konstatiert sie: "Wir werden die Generationen nicht mit Buchstabeneinteilung und Schubladendenken zusammenbringen. Wir können eine Annäherung der Generationen nur fördern, indem wir miteinander reden, miteinander arbeiten und respektvoll miteinander umgehen."
Dieser Beitrag steht in Zusammenhang mit unserer Praxishilfe: „So gelingt eine gute Zusammenarbeit der Generationen“. Hierzu haben wir weitere Veröffentlichungen:
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Möchten Sie mehr darüber erfahren, wie eine gute Zusammenarbeit der Generationen gelingt?
In der Praxishilfe finden Sie Ergebnisse unserer Unternehmensbefragung über die Zusammenarbeit der Generationen. Es geht dabei um Erfahrungen von Betrieben mit jüngeren und älteren Beschäftigten sowie um Möglichkeiten, für ein gutes Miteinander zu sorgen. Darüber hinaus erhalten Sie Tipps für eine generationengerechte Arbeitsgestaltung, lebensphasenorientierte Personalpolitik und praxisbezogenes Lernen im Job.
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