3. Schritt: Mehrwert schaffen

Es gibt viele Möglichkeiten, ein Ausbildungsangebot weiter anzureichern, um den Wünschen Jugendlicher gerecht zu werden und als Unternehmen davon zu profitieren. Ein paar Ideen:

  • Finanzierung einer speziellen Weiterbildung, die für den Beruf wichtig, aber in der Ausbildung nicht vorgesehen ist, eventuell teilweise in der Freizeit (siehe hierzu das Praxisbeispiel Landhotel Saarschleife und Haus des Hörens). Aufwand: Kursgebühren, steuerlich absetzbar
  • Angebot eines Auslandspraktikums um dem Jugendlichen eine Erweiterung seines Horizonts zu ermöglichen – vor allem, wenn Sie internationale Kunden haben. Stipendien über das EU-Programm Erasmus+ unterstützen finanziell. Wenn die Berufsschule zustimmt, kann das Praktikum auf die Ausbildungszeit angerechnet werden. Aufwand: Freistellung für ein paar Wochen/Monate unter Fortzahlung der Ausbildungsvergütung. Mehr Informationen unter Berufsbildung ohne Grenzen.
  • Finanzielle Benefits, wie die Übernahme der Kosten für Lehrmaterial oder Fahrtkostenzuschüsse, die den Interessenten die Entscheidung für Ihr Unternehmen abseits der Hauptverkehrswege erleichtert. Oder es gibt einen Bonus für die bestandene Zwischenprüfung wie im Praxisbeispiel Fliesenleger Prigge. Aufwand: i. d. R. wenige 100 Euro/Jahr, steuerlich absetzbar.
  • Teilnahme an Wettbewerben der Kammer, der Innung oder des Verbandes, bis hin zur Weltmeisterschaft der Berufe. Das macht etwas Arbeit, aber die Azubis sind meistens begeistert bei der Sache. Am Ende steht ein großes Plus für die Azubis und für Ihr Image. Aufwand: Zeit für Bewerbung, Betreuung, evtl. Sachkosten und Gebühren.
  • Besten-Ehrungen der Kammern auf regionaler, Landes- und Bundesebene. Ihr Ausbildungsengagement erhält so eine besondere Auszeichnung, denn sonst wäre ihr Azubi nicht bei den Besten. Und sie oder er wird mit stolzgeschwellter Brust auf der Bühne stehen! Aufwand: Gute Qualität in der Ausbildung.
  • Ausbildungsbotschafter einsetzen. Überzeugender als diejenigen, die gerade in der Ausbildung sind, kann niemand darüber berichten. Für die Jugendlichen ist es Ausdruck Ihrer Wertschätzung, wenn sie hier eingespannt werden. Und es ist ein gutes Training im Umgang mit Öffentlichkeit – übertragbar auf den Umgang mit Kunden. Immer mehr Kammern qualifizieren die Azubis als Ausbildungsbotschafter und koordinieren deren Einsatz in Schulen. Aufwand: Kosten für die Vorbereitung und Begleitung, Arbeitszeit der Auszubildenden.
  • Neue Herausforderungen über Azubiprojekte ermöglichen. Wer hier als Arbeitgeber den Mut hat, seinen Auszubildenden Verantwortung zu übertragen und ihnen etwas zuzutrauen, wird erstaunliche Ergebnisse erzielen. Wie das gehen kann, beschreibt der Exkurs Azubiprojekte.

Ihre Kreativität ist gefragt. Geben Sie sich nicht zufrieden mit dem, was als selbstverständlich hingenommen wird und was jeder Ihrer Wettbewerber um Azubis kopieren kann.

Exkurs Azubiprojekte

Azubiprojekte, die wir hier meinen, sind anspruchsvoller als das Organisieren von Betriebsfesten. Wir meinen beispielsweise Ausbildungs-Unternehmen oder -Filialen. Oder die Auszubildenden entwickeln selbst eine Projektidee zu einem vorgegebenen Thema oder in einem bestimmten Bereich, beispielsweise Digitalisierung. Ein Azubiprojekt können Sie nutzen, um ein Thema aufzugreifen, für das bislang die Ressourcen fehlten oder um ganz neue Möglichkeiten zu entdecken, die das Unternehmen wirtschaftlich und sozial voranbringen.

Erfahrungen zeigen, dass Sie so ungeahnte Talente bei Ihren Auszubildenden entdecken können und sie darin fördern, fit für die digitale Arbeitswelt zu werden. Projekte eignen sich hervorragend dafür, über den Tellerrand zu schauen, Erfahrungen zu sammeln, Kompetenzen zu erwerben und Wissen aufzubauen. Sie werden zudem als attraktiver Ausbildungsbetrieb wahrgenommen, wenn Ihre Azubis eigenständig ein Projekt umsetzen können. Das drückt Wertschätzung aus. Ihre Azubis bauen soziale und methodische Kompetenzen auf, gemeinsam können Sie veränderte Arbeitsweisen ausprobieren und vielleicht verstetigen. Für die Umsetzung empfehlen wir:

  1. Setzen Sie auf Freiwilligkeit und Interdisziplinarität. Azubiprojekte sollten nur diejenigen machen dürfen, die es wollen. Sie haben die notwendige Motivation und halten über die gesamte Projektlaufzeit durch. Können Auszubildende aus verschiedenen Berufen, Bereichen oder Lehrjahren zusammen arbeiten, fördert dies die Vernetzung im Betrieb und das übergreifende Verständnis für Abläufe. Idealerweise umfasst ein Team zwei bis drei Auszubildende.
  2. Geben Sie dem Projekt einen Rahmen. Start- und Endtermin sind definiert. Je nach Komplexität der Aufgabe sind einige Wochen oder Monate Dauer angemessen. Legen Sie fest, wie viel Zeit pro Woche für das Projekt investiert werden darf. Lassen Sie den Azubis möglichst viel Freiheit, aber legen Sie fest, wie die Ausbildungsverantwortlichen bzw. Entscheider regelmäßig über den Fortgang des Projekts informiert werden.
  3. Übertragen Sie den Azubis die Verantwortung. Sie sollen nicht nur ihre Idee umsetzen können, sondern auch danach als die Expertinnen und Experten für das Thema das Ausrollen im Betrieb begleiten oder sogar dauerhaft betreuen.
  4. Verstehen Sie sich als „beratend“ und „investierend“ gegenüber Ihrem Azubi-Projektteam. Unterstützen Sie bei Bedarf, bleiben Sie informiert und interessiert. Geben Sie eventuell ein finanzielles Budget frei, damit die Projektidee umgesetzt werden kann. Und informieren Sie die Belegschaft, so dass die Azubis die Unterstützung bekommen, die sie nachfragen.
  5. Setzen Sie die Azubis nicht unter Druck, kalkulieren Sie die Möglichkeit des Scheiterns ein. Denn nur dann, wenn die Azubis wissen, dass sie Fehler machen dürfen, werden sie bereit sein, Risiken einzugehen. Und schließlich: Aus Fehlern lernen alle!
  6. Feiern Sie die erfolgreiche Umsetzung des Projekts und loben Ihre Azubis öffentlich. Das bindet sie enger an Ihr Unternehmen und fördert die Motivation.

Bereits in der Ausbildung lernen Azubis über derartige Projekte eigenverantwortliches, zielgerichtetes Handeln in einer heterogenen Teamstruktur. Das hierarchieübergreifende und interdisziplinäre Arbeiten ermöglicht es, „festgefahrene Denkweisen“ im Unternehmen aufzubrechen und neue Rollen und Arbeitsmethoden zu testen. Themen, die sich für Azubiprojekte eignen, können Sie in vielen Bereichen des Unternehmens finden. Das Miteinander und die Kommunikation im Betrieb, Personalmarketing, (digitale) Kundenkommunikation, (digitale) Prozessgestaltung, (digitale) Erweiterung der Angebote, um nur einige zu nennen. Zahlreiche gute Beispiele finden Sie unter www.digiscouts.de.