3. Platz „Untersuchung der digitalen Erfassung ausgewählter Baustellenprozesse in Echtzeit“

Bereich Baubetriebswirtschaft

Das Projekt

Die langfristige Sicherung des unternehmerischen Erfolgs ist das oberste Ziel jedes Unternehmens. Dabei kommt es darauf an, interagierende Einflussgrößen im Gleichgewicht zu halten. Mithilfe unternehmerischer sowie betrieblicher Kennzahlen können diese Einflussgrößen transparent gemacht werden. Die den Kennzahlen zugrundeliegenden Daten müssen verlässlich, strukturiert und aussagekräftig sein, damit durch sie getroffene Entscheidungen fundiert sind. Die vorliegende Arbeit untersucht innerhalb der Wertschöpfungskette die zu klassifizierenden Baustellenprozesse, die einen maßgeblichen Einfluss auf die Produktivität haben. Es werden Anforderungen an die zu erhebenden Daten sowie die hierfür erforderlichen Messsysteme formuliert. Ebenso wird ein Überblick über aktuelle Technologien und Methoden zur digitalen Datenerfassung gegeben, wobei das Hauptaugenmerk auf der vollständigen Automatisierung liegt. Ein hieraus resultierendes Hardwarekonzept wird ergänzend in ersten Praxistests verifiziert. Danach werden Methoden zur Auswertung der Sensordaten vorgestellt, um eine valide Datenbasis in Form einer Bauprozessdatenbank für die Produktivitätsbeurteilung zu erzeugen. Abschließend wird ein Ausblick auf Methoden zur Generierung von Wissen aus den Prozessdaten gegeben und erläutert, wie dieses zukünftig umfänglich genutzt werden kann. Ziel der Arbeit ist es, einen umfassenden Überblick über die automatische Erhebung und Nutzung von Prozessdaten zu geben und einen Ansatz zu entwickeln, mit dem die theoretischen Überlegungen umgesetzt werden können.

Bewertung der Jury

Im Rahmen der Masterthesis wurde untersucht, wie unter Zuhilfenahme digitaler Hilfsmittel beziehungsweise moderner Sensorik (Ortungstechnik, Optoelektronik, Nahfeldtechnologie…) die Produktivität von Baumaßnahmen gemessen und beurteilt werden kann. Dabei wurde ein besonderes Augenmerk auf Möglichkeiten zur Automatisierung gelegt, sodass die Erfassung und Beurteilung von Prozessen lückenlos und nicht störend in den Wertschöpfungsprozess eingreift und nur geringe personelle Ressourcen bindet. Die Jury lobte insbesondere den fachübergreifenden Ansatz der Arbeit, die einen umfassenden Überblick über die automatische Erhebung und Nutzung von Prozessdaten gibt und einen ersten Ansatz zeigt, mit dem die theoretischen Überlegungen umgesetzt werden können. Zur Überprüfung wurden außerdem Praxistests durchgeführt, beispielsweise mit einer Krankamera. Durch die vertiefte und projektübergreifende Auswertung der Bauprozessdatenbank entsteht auch für Bauunternehmen langfristig eine Datensammlung mit hohem wirtschaftlichem und strategischem Wert. Gleichzeitig trägt sie dazu bei, den BIM-Gedanken logisch weiterzudenken und alle am Bau Beteiligten zu integrieren. Die Jury würdigt den Beitrag der Arbeit, Bauunternehmen zukunftsfähig aufzustellen, ihre Produktivität zu steigern und so den Unternehmenserfolg langfristig zu sichern.

Der Preisträger

Peter Wildemann absolvierte sein Bachelor- und Masterstudium des Bauingenieurwesens an der Hochschule Darmstadt. Während eines Praxissemesters wurde ihm bewusst, wie viele Prozesse während des Bauens parametrisiert und automatisiert werden könnten. Hierdurch wären enorme Ressourcen freisetzbar, um die originären Ingenieuraufgaben noch fokussierter angehen und Verschwendung vermeiden zu können. Seine Faszination an der Digitalisierung des Bauwesens rührt insbesondere daher, dass alle Projektphasen davon betroffen sind und durch neue Arbeitsmethoden ein ungeahntes Potenzial im gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks ausgeschöpft werden könnte. Die Erforschung und Anwendung neuer, gewinnbringender Anwendungsfälle der digitalen Methoden und Werkzeuge reizt Peter Wildemann dabei besonders.

Das Besondere am Projekt

Digitalisierte Arbeitsmethoden, die in anderen Branchen bereits etabliert sind, finden in der Baubranche nur langsam Anwendung. Mit Hilfe moderner Methoden und Technologien kann die Bauwirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette übergreifend Schnittstellen optimieren und Datenbanken über Bauprozesse mit ungeahntem Umfang und hoher Validität generieren. „Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts“ – um diese gewinnbringend zu sammeln und einzusetzen, bedarf es neuer, speziell auf die hoch individualisierte Bauwirtschaft zugeschnittener Konzepte. Durch den systematischen und übergreifenden Einsatz digitaler Werkzeuge kann der Ruf der Baubranche verbessert werden, indem wieder mehr gelungene Bauprojekte realisiert werden können – durch die Einhaltung von Terminen, Kosten und Qualität.