2. Platz „Digitale Werkzeuge für die Transformation großer Wohnanlagen in Moskau“

Bereich Architektur

Das Projekt

Die Stadtentwicklung ist ein globaler Prozess, in dem viele unterschiedliche Faktoren ein Projekt beeinflussen. Bei der Neuausrichtung und Umplanung von Stadtteilen sollen Architekten viele Varianten gleichzeitig miteinander vergleichen. Hierfür wurde ein Programm entwickelt, das einige Aspekte dieser Arbeit automatisiert und so als Entscheidungshilfe dient. Für das prämierte Projekt wurde als Beispiel ein akutes Thema gewählt: die Transformation der Bezirke mit den typischen sowjetischen Plattenbauten, die Chruschtschowkas. Ursprünglich wurden diese als temporäre Lösung für den Wohnungsmangel geplant, von denen immer noch ein Großteil vorhanden ist. Heute erfüllen die Bauten allerdings die modernen Anforderungen an das Wohnen nicht mehr, sie sind aber zu einem wichtigen Teil der Stadt, seiner Kultur und seiner Geschichte geworden. Das Ergebnis der Arbeit ist ein funktionierender Prototyp in Form eines Plug-Ins für ein bestehendes städtebauliches Analyseprogramm. Der außergewöhnliche Faktor von Chruschtschowkas ist ihre Anzahl und ihre Ähnlichkeit. Gleiche Häuser bilden ähnliche urbane Pattern. Diese Situation erfordert ein globales Projekt, bei dem nicht die Bezirke separat betrachtet werden, sondern eine Strategie entwickelt wird. Das ermöglicht, Kataloge der existierenden urbanen Patterns zu erstellen und verschiedene Transformationswege für sie vorzuschlagen und zu programmieren. Das Programm visualisiert das Projekt und hilft gleichzeitig bei der Berechnung wichtiger Werte. Damit ergibt sich ein Gesamtbild für die Analyse und hilft bei der Entscheidungsfindung bei der städtebaulichen Umgestaltung der Chruschtschowas.

Bewertung der Jury

Die Masterarbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung digitaler Werkzeuge für den Städtebau. Die Transformation der existierenden städtebaulichen Muster wurde mithilfe von Algorithmen zu neuen Formen und Typologien umgewandelt. Diese Arbeit stellt eine hervorragende Zwischenstufe in der Entwicklung des städtebaulichen Entwurfs dar und kann als Entscheidungsunterstützungssystem für den Stadtplaner bei weiteren städtebaulichen Projekten dienen. Anhand einer großen Wohnanlage in Moskau aus den 1950er bis 1970er Jahren wurde das Tool erprobt und verschiedene städtebauliche Lösungen dargestellt. Dabei wurden auch die Ergebnisse aus einer Meinungsumfrage mit beachtet. Die Jury würdigte an dieser Arbeit insbesondere, neben dem nachvollziehbaren und sehr realitätsnahen Konzept, die hohe Praxisrelevanz. Besonders hervorgehoben hat die Jury die Entwicklung eines digitalen Prototyps und den Machbarkeitsnachweis anhand eines konkreten Anwendungsbeispiels.

Die Preisträgerin

Schon während ihres Bachelorstudiums im Fach Architektur an der Moskauer Architektur Universität MARCHI hatte Victoria Rusina viel Interesse an der Anwendung der digitalen Werkzeuge in ihren Projekten und versuchte verschiedene Möglichkeiten der parametrischen Modellierung und Analysewerkzeuge zu nutzen. Danach entschied sie sich, internationale Erfahrung zu sammeln und wählte ein Masterstudium (Mentorenprogramm) mit Schwerpunkt Architekturinformatik an der Technischen Universität München. Ihre Masterarbeit thematisierte das Entscheidungsunterstützungssystem im Städtebau. Während des Studiums arbeitete Frau Rusina als Werkstudentin bei HENN und als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl Architekturinformatik an der Technischen Universität München. Derzeit arbeitet sie im Münchner Architekturbüro von HDR und möchte so mehr praktische Erfahrung sammeln.

Das Besondere am Projekt

Für die Preisträgerin war es sehr wichtig, in ihrer Masterarbeit eine richtige Strategie für ein großes städtisches Problem vorzuschlagen. Sie beschäftigte sich mit den Chruschtschowkas Anlagen in Moskau, da deren Zukunft derzeit diskutiert wird. Die Entwicklung dieser Anlagen braucht keinen klassischen Entwurf, sondern ein System, das zeigt, welche Möglichkeiten es für die Transformation der Gebäude gibt. In dieser Phase spielt die Gestaltung des Projektes nicht so eine große Rolle wie wirtschaftliche und gesetzliche Faktoren. Frau Rusinas Projekt hilft den Analyseprozess bei der Strategieauswahl schneller und effizienter zu machen, da bereits während des Diskussionsprozesses mithilfe dieser Lösung mehrere Varianten interaktiv und schnell verglichen werden können.