Bereits einen Tag vor dem eigentlichen Termin des 54. Frankfurter Bausachverständigentages brachte das Team der RG-Bau im RKW-Kompetenzzentrum die vorbereitet Konferenzbeutel und andere Materialien in die Deutsche Nationalbibliothek. Auch deshalb lief dann am Veranstaltungsmorgen alles glatt und  die Registrierung der 280 Teilnehmer sowie der Aufbau der Aussteller ging reibungslos von statten.

Der 54. Frankfurter Bausachverständigentag konnte pünktlich beginnen. Durch die zahlreichen Teilnehmer war der Vortragssaal der Deutschen Nationalbibliothek gut gefüllt und das trotzt widriger Anreisebedingungen. Am Morgen hat es noch stark geregnet. Die Stimmung war gut und sowohl auf der Tribüne als auch auf dem Parkett lauschten die Teilnehmer der offiziellen Begrüßung durch Frau Christina Hoffmann der Leiterin RG-Bau im RKW Kompetenzzentrum. Anschließend übergab sie das Mikrophon an Herrn Michael Kolligs von der VHV Allgemeine Versicherung AG, der – passend zum nassen Wetter – den ersten Vortrag von Frau Silke Sous vom Aachener Institut für Bauschadensforschung und angewandte Bauphysik zum Thema Schimmel in Bauteilen ankündigte.

Bei Schimmelbefall muss nicht immer abgrissen werden

Frau Sous spricht über Schimmel im Bauteilen und ihre Botschaft lautete: „Nicht alles muss raus!“. Anhand des Schimmelleitfadends des Umweltbundesamts stellte sie die vier Raumnutzungsklassen vor, die ein abgestuftes Vorgehen in der Beurteilung bei Schimmelbefall ermöglichen. Anhand vieler Beispiele zeigte Frau Sous eingängig wie die Ursachen von Schimmel mitunter detektivisch identifiziert werden und was (oder eben was nicht) zur Beseitigung des Schimmelbefalls notwendig ist. Ihrer Erfahrungen nach ist dabei vor allem das konkrete und realistische Festlegen von Sanierungszielen wichtig. „Der vollständige Abbruch befallener Bauteile ist nicht immer notwendig“. Am Ende des Vortrags und vor der ersten Kaffeepause fand dann noch die Wortmeldung eines Teilnehmers: „Im Bad anorganisch Bauen verhindert von vornherein viele Schimmelproblem!“ größere Zustimmung im Publik.

Wie schwierig es ist, alle Schadstoffe auf dem Schirm zu haben

Nach der kurzen Kaffeepause ging es gleich weiter mit dem Vortrag von Frau Constanze Messal vom MICOR Sachverständigenbüro in Rostock. Umfänglich besprach sie das Thema Innenraumschadstoffe bildhaft an vielen Praxisbeispielen. Einen Überblick aller relevanten Normen zum Thema machte durchaus deutlich, wie viele Aspekte dabei zu beachten sind. Unter dem Stichwort „Nicht gesucht und doch gefunden“ erklärte Frau Messal, dass Schadstoffe mitunter eher zufällig gefunden werden. In einem der vorgestellten Fälle wurde beispielsweise zuerst nur nach Schimmel gesucht und am Ende stellte man im Labor fest, dass der Fliesenkleber Asbest enthält. Um also möglichst alle Schadstoff zu erfassen, ist eine vollständige Anamnese des Gebäudes notwendig, wobei Ort und Baujahr eine wesentliche Rolle spielen. Die Suche nach Schadstoffen in Gebäuden kann dann durchaus mit der Arbeit von Archäologen verglichen werden, da nicht nur die Schadstoffe an sich bekannt sein müssen, sonder auch die Zeitpunkte ab wann entsprechende Baustoffe verwendet und wann sie verboten oder durch andere ersetzt wurden.

Neue Leistungsbilder durch Drohneneinsatz

Herr Eich vom Sachverständigenunternehmen SCHÄDEN AN GEBÄUDEN bundesweit hielt anschließend einen Vortrag zu den Einsatzmöglichkeiten von Drohnen zur Schadenskartierung und brachte damit ein ehr zukunftsorientiertes Thema auf die Agenda. Zur Veranschaulichung hatte Herr Eich eine etwas größere Drohne mit auf die Bühne gebracht. Er konnte sie zwar nicht fliegen lassen, aber an ihr anschaulich die Grundlagen der Drohnensteuerung erläutern. Er berichtete von Sonnenstürmen, die den Flugbetrieb beeinflussen und von Turbulenzen an Gebäudekanten, die auch ihn schon einige Drohen gekostet haben. Mit vielen Beispielen zu möglichen neuen Leistungsbildern, die sich einem Bausachverständigen beim Einsatz von Drohnen erschließen, endete dann das Vormittagsprogramm. Die Teilnehmer nutzten die Mittagspause, um die Vorträge sacken zu lassen und sich am Buffet für den Nachmittag zu stärken.

Neue Fenster nur mit Lüftungskonzept

Nach dem Mittag startete Herr Michael Rossa vom Institut für Fenstertechnik in Rosenheim dann seinen Vortrag mit der Frage: Was passiert wenn moderne – dichte – Fenster im Altbau eingesetzt werden? Das Problem wurde deutlicher, als er bewusst machte, dass eine vierköpfige Familie einen ganzen Eimer Wasser am Tag in Form von Wasserdampf an den Wohnraum abgibt. Neben verschiedenen technischen Lösungen zur notwendigen Raumlüftung stellte Herr Rossa die bald aktualisierte DIN 1946 (6) - Lüftung von Wohnungen nach Lüftungskonzept vor. Er ging darauf ein, wie ein normgerechtes Lüftungskonzept erstellt wird. Im Auditorium traf einer der anwesenden Sachverständigen scheinbar einen Nerv, als er die provokante Frage stellte: „Welchen Sinn macht es, dichte Fenster einzubauen, nur um anschließend wieder schauen zu müssen, wo genug Luft herkommt?“ Herr Rossa konnte den Vorteil von dichten Fenster vor allem im Kontext von Ressourceneffizienz nochmal herausstellen.

Stand der Normung beim Radonschutz

Frau Goli-Schabnam Akbarian vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) erläuterte anschließend die aktuelle Rechtslage im Bezug auf Radon in Gebäuden. Zu Beginn ihres Referats beschrieb sie kurz die Problematik beim Strahlenschutz in Gebäuden bezüglich des natürlich vorkommenden, radioaktiven Radons. Dafür verwies Sie auf die aktuell in Entwicklung befindliche DIN SPEC 18117 zum Radonschutz und auf den vom BMU veröffentlichten Radonmaßnahmenplan. Beim den anwesenden Sachverständigen wurde vor allem Frau Akbarians Klarstellung positiv aufgenommen, dass „der Grenzwert der maximalen Strahlungsaktivität durch Radon als Richtwert zu sehen ist“.

Update zur richterlichen Sicht auf die "Allgemeinen anerkannten Regeln der Technik"

Nach einer kurzen Kaffeepause begrüßte Herr Mark Seibel als Vizepräsident des Landgerichts Siegen im letzten Vortrag des Tages die Zuhörer mit dem Hinweis, dass er schon zum Inventar des Bausachverständigentags gehört. Und das ist auch gut so, denn mit seiner beschwingten und offenen Art konnte er immehin als letzter Referent des Tages zum Thema „Allgemein anerkannte Regeln der Technik“ dennoch eine sehr rege Diskussion mit dem Auditorium anstoßen. Als praktizierender Richter betonte Herr Seibel nochmal, wie wichtig es ist, dass die „Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Richtern und Bausachverständigen immer auf Augenhöhe“ stattfindet.

Mit diesem positiven und wertschätzenden Gefühl fand der 54. Frankfurter Bausachverständigentag dann seinen Abschluss. Unser Eindruck war, dass sowohl die zahlreichen Teilnehmer, Aussteller und auch Referenten sehr zufrieden mit der Veranstaltungen waren. Wir bedanken uns hiermit nochmal bei allen Mitveranstaltern für die gute Zusammenarbeit in den letzten Jahren und auch bei der Vorbereitung des diesjährigen Bausachverständigentags. Das sind der BDB Bund Deutscher Baumeister Architekten und Ingenieure e. V., der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V., das Fraunhofer‐Informationszentrum Raum und Bau IRB, das IFB Institut für Bauforschung e. V., der Verband der Bausachverständigen Deutschlands e. V., der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e. V. und die VHV Versicherungen.

Uns von der RG-Bau im RKW-Kompetenzzentrum hat es wie immer sehr großen Spaß gemacht und wir freuen uns schon auf das nächste Mal.

Nach dem Bausachverständigentag ist immer auch vor dem Bausachverständigentag. Für den 55. Frankfurter Bausachverständigentag steht schon heute der Termin fest. Merken Sie sich Freitag, der 02. Oktober  2020 vor. Beim Team der RG-Bau ist das Datum schon dick im Kalender markiert.

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