In rund 150.000 Unternehmen mit 2,4 Millionen Beschäftigten steht im Zeitraum von 2018 bis 2022 eine Übergabe an einen Unternehmensnachfolgenden an, so die Schätzungen des Instituts für Mittelstandsforschung (Ifm). Unternehmensnachfolgen sind somit ein wichtiger Baustein zum Erhalt der mittelständischen Struktur der deutschen Wirtschaft – vor allem auch in wirtschaftsschwachen Regionen (siehe auch mehr im RKW Magazin 3 / 2019 „The show must go on“ zum Thema Nachfolge, S. 8). Die Internetplattform nexxt-change ist die größte Börse zur Verbindung von nachfolgeinteressierten Unternehmerinnen und Unternehmern mit potenziellen Nachfolgerinnen und Nachfolgern in Deutschland.

Vor dem Hintergrund der pandemiegeschwächten Wirtschaft sind Unterstützungsangebote zur Förderung der Unternehmensnachfolge innerhalb von Gründungsökosystemen jetzt besonders wertvoll. Deshalb haben wir auch für diesen Erfahrungsaustausch das Thema gewählt.

Beispiel: Nachfolgezentrale MV

Zu Beginn der Diskussion haben wir Anne-Cathrin Lüttke von der NACHFOLGEZENTRALE MV aus Mecklenburg Vorpommern gebeten, von ihren Erfahrungen aus der praktischen Arbeit zu berichten. Die Nachfolgezentrale MV gehört zu den diesjährigen deutschen TOP-10-Praxisbeispielen der Europäischen Unternehmensförderpreise 2020. Ebenso hat sie an der Videoreihe „Gründen in Deiner Region“ im Rahmen der Gründungsoffensive des Bundeswirtschaftsministeriums teilgenommen. Die Nachfolgezentrale MV ist ein Kooperationsprojekt der Bürgschaftsbank Mecklenburg-Vorpommern GmbH, des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie der Industrie- und Handelskammern und der Handwerkskammern im Land. Als ESF-gefördertes Projekt verfolgen sie keine Gewinnerzielungsabsichten, sie sind neutral und unabhängig.

Bei der Vermittlung passender Nachfolgerinnen und Nachfolger sowie übergebende Unternehmerinnen und Unternehmer spielt bei dieser Initiative eine Matching-Software eine bedeutende Rolle. Die Nachfolgezentrale bietet eine nicht öffentliche Online-Plattform an, die nach einem bestimmten Algorithmus Punkte an die Interessenten vergibt. Erst nach dem Erreichen einer passenden Punktzahl prüft das Projektteam die erzielten Matches individuell. Erst bei guter Eignung können die Kontaktvermittlung sowie ein persönliches und moderiertes Erstgespräch starten.

Die Plattform ist seit 2018 online  und hat mittlerweile über 1.000 Mitglieder zu verzeichnen.

Mehr Nachfolgeinteressierte als Übergebende in Mecklenburg-Vorpommern

Anne-Cathrin Lüttke berichtet, dass sie insgesamt mehr Interessenten für die Nachfolge haben, als Personen, die ihr Unternehmen abgeben möchten. Sie erreichen diese nachfolgeinteressierte Menschen über Marketing-Anzeigen, Social-Media-Kanäle wie Linked in oder XING oder auf Messen für Unternehmensgründung oder Leadership, wie z.B. die Deutschen Gründertage. Personen, die ihr Unternehmen abgeben möchten, rät sie allerdings, sich frühzeitig um die Nachfolge zu kümmern!

Passende Nachfolgende bundesweit gesucht

Der Vergleich zu Berichten weiterer Teilnehmender zeigt jedoch ein anderes Bild: In anderen Regionen Deutschlands stellt das Finden passender Nachfolgende gerade im Handwerk und in der Gastronomie eine große Herausforderung dar. Weitere Teilnehmende bestätigen diese Tendenz und meinen, dass die Anfragen bezüglich der Nachfolge in den letzten Jahren insgesamt gestiegen sind. Im Schwarzwald zum Beispiel handelt es sich dabei um Unternehmen etwa 50%  aus dem Handwerk und  50% aus der Industrie.

Maßnahmen zur Förderung von Nachfolgeaktivitäten

Im Verlauf der Diskussion mit den Teilnehmenden ergaben sich mehrere Möglichkeiten, um für mehr Öffentlichkeit rund um die „Nachfolge“ zu sorgen und beide Parteien für einen Nachfolgeprozess besser zu erreichen und vorzubereiten:

  • Regionale Netzwerke einbinden und Interessierte über dritte Netzwerkpartner ansprechen
  • Sprechtage mit individueller Beratung anbieten
  • Sensibilisierungsmaßnamen zur Nachfolge als Gründungsart verstärken, ein Beispiel: Nachfolge als Kategorie beim Hessischen Gründerpreis
  • Möglichkeit anbieten, dass Interessierte beider Parteien sich anonym auf Plattformen registrieren können
  • Mediatoren für die Moderation einsetzen, zum Beispiel zur Einigung des Kaufpreises.

Nächster Termin der Online-Diskussion!

Am 1. Oktober 2020 findet der nächste Online-Erfahrungsaustausch "Gründungsökosysteme in der Krise stärken" zum Thema „Social Entrepreneurship“ statt.

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