Die gute Nachricht zuerst - der Gendergap bei Gründungen schrumpft!
Die GEM-Gründungsquote der Frauen war im Jahr 2024 mit 8,5 Prozent so hoch wie nie zuvor. Sie stieg im Vergleich zum Vorjahr um 2,6 Prozentpunkte. Und auch bei den Gründern stieg die Quote – auf 11 Prozent, das sind 1,7 Prozentpunkte mehr als in 2023 – ebenfalls ein Allzeithoch. Demnach führt der höhere Zuwachs bei Gründungen von Frauen auch zu einer Verringerung des Gendergaps: Während die GEM-Gründungsquote der Männer im Jahr 2023 um 3,4 Prozentpunkte höher war als die der Frauen, sind es im Jahr 2024 nur noch 2,5 Prozentpunkte. Der Gendergap bei Gründungen schließt sich also immer mehr. Mit diesem Wert bewegt sich Deutschland im vorderen Drittel, 20 der 31 Vergleichsländer mit hohem Einkommen haben größere Geschlechterunterschiede in den Gründungsquoten, wie beispielsweise in Norwegen, wo der Unterschied ganze 7,6 Prozent-punkte betrug.
Die GEM-Gründungsquote wird als Anteil derjenigen 18- bis 64-Jährigen definiert, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben und/oder gerade dabei sind, ein Unternehmen zu gründen. Gründerinnen und Gründer sind als diejenigen, auf die diese Eigenschaften zutreffen, definiert.
Stadt oder Land? Bei Gründungen durch Frauen weniger ausschlaggebend
Die GEM-Gründungsquote war erwartungsgemäß in Deutschlands städtischen Regionen bei Frauen (5,4 Prozent) und Männern (9,5 Prozent) höher als in ländlichen Regionen (Frauen 4,3 Prozent, Männer 6,5 Prozent) – dies zeigen die gepoolten Daten der GEM-Bevölkerungsbefragungen der Jahre 2015–2024. Vergleicht man für beide Geschlechter die relative Differenz zwischen der GEM-Gründungsquote in ländlichen und urbanen Regionen, wird deutlich, dass der Wert bei Frauen in ländlichen Regionen im Vergleich zu städtischen Regionen rund 20 Prozent niedriger war, während die Differenz bei den Männern über 30 Prozent betrug. Der ländliche Kontext war für Frauen somit deutlich weniger gründungshemmend oder andersherum, der Wohnort weniger ausschlaggebend oder beschreibend dafür, ob eine Frau eine Gründung plante oder umsetzte, als es bei Männern der Fall war.
Geringer Geschlechterunterschied bei weltweiten Innovationen
In Deutschland boten in 2024 geringfügig mehr Gründer (5,7 Prozent) als Gründerinnen (4,8 Prozent) innovative Produkte oder Dienstleistungen an, die für den Weltmarkt neu sind. Im internationalen Vergleich schnitten die deutschen Frauen mit Rang 5 von 12 in der Gruppe der GEM-Länder mit hohem Einkommen diesbezüglich gut ab. Sie lagen auf nahezu gleichem Niveau wie die Gründerinnen in den USA (4,9 Prozent, Platz 4).
In der Kategorie „neu für Deutschland“ bestand jedoch ein deutlicher Unterschied: Hier hatten die Männer mit 18,2 Prozent die Nase weit vorne (Frauen: 5,6 Prozent). In der Antwortkategorie „neu für die Region“ wiederum war der Wert bei den Frauen mit 29 Prozent deutlich höher als der Anteil bei den Männern mit 15,1 Prozent. Das kann damit zusammenhängen, dass Frauen häufiger im Dienstleistungssektor gründen und dabei oft einen regionaleren Markt bedienen, während Männer eher in technologie- und produktorientierteren Bereichen tätig sind, die tendenziell globaler ausgerichtet sind.
Künstliche Intelligenz: Männer und Frauen bewerten die Chancen unterschiedlich
Grundsätzlich schreiben Gründerinnen und Gründer in der Befragung 2024 Instrumenten der künstlichen Intelligenz (KI) bei der Umsetzung ihres Geschäftsmodells und ihrer Unternehmensstrategie eine höhere Bedeutung zu als etablierte Unternehmerinnen und Unternehmer. Zwischen den Geschlechtern bestanden aber signifikante geschlechtsspezifische Unterschiede. Männer schätzten die Relevanz von KI deutlich höher ein als Frauen: Während 45,3 Prozent der Gründer KI als „sehr wichtig“ ansehen, waren es bei den Gründerinnen nur 32,1 Prozent. Diese Unterschiede deuten darauf hin, dass Frauen eine geringere Bedeutung von KI für die strategische Ausrichtung ihrer Unternehmen sehen als Männer.
Frauen erzielen mit nachhaltigem Handeln bei Gründungen positivere ökonomische Effekte als Männer
Grundlegend erzielten laut des GEM Länderberichts 2024/25 mehr Gründerinnen als Gründer nach eigener Einschätzung positive ökonomische Effekte durch die Beachtung von Umweltaspekten. Dies betraf sowohl einen dadurch gesteigerten Umsatz (Frauen 63,4 Prozent, Männer 49,3 Prozent), als auch einen gesteigerten Gewinn (Frauen 62,8 Prozent, Männer 42,5 Prozent) und dadurch geschaffene zusätzliche Arbeitsplätze (Frauen 50 Prozent, Männer 42,3 Prozent). Eine höhere Anzahl an Kundinnen und Kunden erzielten jedoch mehr Gründer (Frauen 59 Prozent, Männer 69 Prozent).
Diese Beobachtungen können damit zusammenhängen, dass Gründerinnen grundsätzlich stärker am Thema Nachhaltigkeit interessiert sind und es deshalb konsequenter in ihre Geschäftsmodelle integrieren.
Frauen investieren öfter in Frauen und Männer öfter in Männer
Informelle Investorinnen haben 2024 in Deutschland zu 57,7 Prozent in andere Frauen investiert, Informelle Investoren zu 64,1 Prozent in andere Männer. Als informelle Investorinnen und Investoren werden diejenigen bezeichnet, die während der letzten drei Jahre (vor Befragungszeitpunkt) Gelder zur Verfügung gestellt haben, um von anderen Personen gegründeten Unternehmen in der Anfangsphase zu unterstützen (Kauf von Aktien ausgeschlossen).
Grundsätzlich flossen die zu investierenden Gelder beider Geschlechter am häufigsten an gründende enge Familienmitglieder, Freunde oder Nachbarn, also „family and friends“ – diesbezüglich sind Frauen mit gut 51 Prozent aber offener für Investitionen in andere Gründende als Männer mit gut 41 Prozent. Der restliche Teil der Geldempfängerinnen und -empfänger (41,7 Prozent bei Männern und 51,4 Prozent bei Frauen) setzt sich aus Fremden mit guter Business-Idee, Arbeitskolleginnen und -kollegen, anderen Verwandten und Sonstigen zusammen. Frauen sind also etwas offener für Investitionen in andere Gründende abseits des „Friend and Family“-Kreises.
Der Anteil der Informellen Investoren an der Gesamtbevölkerung in Deutschland zwischen 18 und 64 Jahren betrug in 2024 8,7 Prozent, der Anteil der Informellen Investorinnen unter Frauen betrug 5,1 Prozent. Somit gibt es mehr informelle Investoren als Investorinnen.

Als informelle Investorinnen und Investoren werden diejenigen bezeichnet, die während der letzten drei Jahre (vor Befragungszeitpunkt) Gelder zur Verfügung gestellt haben, um von anderen Personen gegründeten Unternehmen in der Anfangsphase zu unterstützen (Kauf von Aktien ausgeschlossen).
Der Women Entrepreneurship Monitor basiert auf GEM Daten. Seit 1999 werden mit dem GEM in mittlerweile über 50 Ländern jährlich Daten zur Gründungsaktivität und Gründungseinstellung erhoben. Die Gründungen in Deutschland und im internationalen Vergleich untersucht das RKW Kompetenzzentrum im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE) in Kooperation mit dem Johann Heinrich von Thünen-Institut für Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen.
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