In der Arbeitswelt findet ein rasanter Wandel statt: Digitalisierung, Arbeit 4.0, Smart Factory sind hierfür die aktuellen Stichworte. Bereits seit mehreren Jahren bringt die beständige Optimierung und Straffung der betrieblichen Abläufe weitreichende Veränderungen bei Arbeitsbedingungen und Anforderungen mit sich. Diese technologischen und organisatorischen Umbrüche allein bringen schon einen großen Gestaltungsbedarf mit sich. Der demografische Wandel und die damit verbundene Alterung der Belegschaften verschärfen den Handlungsbedarf bei der Arbeitsorganisation und Arbeitsgestaltung noch. Die Herausforderung besteht darin, Produktivität und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit in den Betrieben sicher zu stellen und zugleich älter werdende Beschäftigte leistungsfähig, gesund und kompetent zu halten. Das Buch "Produktionsarbeit in Deutschland - mit alternden Belegschaften" soll für dieses anspruchsvolle Unterfangen Informationen und Analysen, Anregungen und praktische Tipps geben. Herausgeber des Buches sind Götz Richter (BAuA), Christoph Hecker (Berufsgenossenschaft Holz und Metall) und Andreas Hinz (RKW Kompetenzzentrum). 

Die Probleme und Herausforderungen

Die Umbrüche in der Arbeitswelt haben einen Bedeutungszuwachs an psychischen Belastungen mit sich gebracht. Stress und Überforderung durch Informationsflut, durch Arbeiten unter Zeitdruck und Multitasking sind häufige Probleme in der modernen Arbeitswelt. Dies bedeutet aber nicht, dass körperliche Belastungen passe sind. Langes Stehen, schweres Heben, verdrehte Körperhaltungen oder Belastungen durch Umgebungseinflüsse wie Lärm und schlechte Beleuchtung bilden auch heute noch ein relevantes Gefährdungspotenzial für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Beschäftigten. Ihr Abbau steht nach wie vor auf der betrieblichen Agenda.

Die Alterung der Belegschaften und der wachsende Anteil Älterer in den Belegschaften erhöhen die Dringlichkeit von Maßnahmen der (gesundheitsförderlichen) Arbeitsgestaltung, und zwar sowohl auf dem Gebiet der körperlichen als auch der psychischen Belastungen. Dabei gilt es zum einen, möglichst frühzeitig Maßnahmen zur Belastungsoptimierung zu ergreifen, um gesundheitlichen Schädigungen vorzubeugen. Zum anderen geht es darum, dem durch Alterung bedingten Wandel der Leistungsfähigkeit in seinen sehr vielschichtigen Ausprägungen gerecht zu werden.

Grund für Zuversicht

Eine alterns- und altersgerechte Arbeitsgestaltung kann die berufliche Leistungsfähigkeit der Beschäftigten bis in ein hohes Erwerbsalter sichern und auch erhöhen. Abnehmende Körperkräfte, geringere Beweglichkeit, Verluste bei den Sinnesleistungen und ein Rückgang der Geschwindigkeit beim Denken sind typische Erscheinungen des Alterns. Aber die Veränderungen finden individuell in einem sehr unterschiedlichen Ausmaß statt. Altern ist beeinflussbar. Übung und Training kann das körperliche und geistige Altern verzögern und zum Teil sogar, wie im Buch konkret aufgezeigt wird, rückgängig machen. Zumindest auf dem Gebiet der geistigen Leistungsfähigkeit gibt es auch positive Effekte des Alterns. Ein Zuwachs an Wissen, Erfahrungen und Urteilsfähigkeit gleicht die geringere Geschwindigkeit zur Informationsverarbeitung aus. Auch Ältere können noch lernen. Die guten Chancen, die berufliche Leistungsfähigkeit von Beschäftigten bis zum Ende ihrer Erwerbstätigkeit zu sichern und auf dem neuesten Stand zu halten, ist zugleich auch ein Gestaltungsauftrag, dem sich das Buch zuwendet.

Das Richtige tun

Die Beiträge im Buch machen deutlich, dass es für die Betriebe ein breites Handlungsrepertoire für eine alterns- und altersgerechte Gestaltung der Arbeit gibt. Sie sind in der betrieblichen Praxis erprobt und haben ihren Ursprung vielfach in Konzepten der menschengerechten Gestaltung von Arbeit. Zu nennen sind beispielsweise Tätigkeitswechsel, systematische Arbeitsplatzrotation und Belastungswechsel. Gefährdungsbeurteilungen oder auch Belastungsdokumentationssysteme ermöglichen eine fundierte Analyse und geben Anleitung für passgenaue Maßnahmen der Arbeitsgestaltung und -organisation für ältere und jüngere Beschäftigte. Ebenso wird im Buch gezeigt, welche konkreten Handlungsmöglichkeiten zur Gestaltung von einzelnen wichtigen Belastungsarten wie Lärm, Beleuchtung sowie zur Schaffung geistig anregender Tätigkeiten bestehen.

Aus den vielgestaltigen konkreten Konzepten und Lösungen zur Arbeitsgestaltung lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen:

  • Alterns und Altersgerechte Arbeitsgestaltung muss und kann eine hohe Vielfalt von Handlungsfeldern bearbeiten, um passgenaue und zielgerichtete Lösungen zu bieten.
  • Die Lösungen bestehen aus einem Mix an Maßnahmen. Das Spektrum reicht von Entlastungen durch technische Hilfsmittel am Arbeitsplatz bis hin zu organisatorischen Veränderungen wie zum Beispiel Arbeitsplatzrotation. Gerade auf dem Gebiet der geistigen Leistungsfähigkeit ist zudem der Aspekt der Förderung von entscheidender Bedeutung: Er beinhaltet angemessene Herausforderungen, Lerngelegenheiten und als Grundprinzip der Arbeitsgestaltung geistig anregende Tätigkeiten mit Handlungs- und Entscheidungsspielräumen. All dies tut Körper und Geist der Beschäftigten gut und dient dazu, die Arbeit zukunftsfest zu machen.

Leseprobe

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