Vorwort

Vorwort

Die Hightech-Branche (Consumer Electronics, Telekommunikation und Informationstechnik) umfasst derzeit circa 900.000 Beschäftigte. Dabei gibt es aktuell rund 39.000 offene Stellen für IT-Experten in der deutschen Wirtschaft. Jedes zweite Unternehmen im Bereich Informationstechnologie (IT) und Telekommunikation (TK) – im Folgenden ITK-Unternehmen genannt – gibt gegenwärtig an, dass ein Mangel an IT-Spezialisten herrscht. Ähnlich viele Unternehmen (48 Prozent) erwarten, dass sich der Fachkräftemangel weiter verschärfen wird. Rund 16.000 der unbesetzten Stellen gibt es in der ITK-Branche selbst, davon 13.800 bei den Anbietern von Software und IT-Dienstleistungen. Weitere 1.600 IT-Experten werden von Herstellern von Hardware und Unterhaltungselektronik gesucht, 600 von Anbietern von Telekommunikationsdiensten. Fast drei Viertel der ITK-Unternehmen (72 Prozent), die freie Stellen haben, suchen Software-Entwickler. Bei Software-Entwicklern sind vor allem Fähigkeiten rund um Cloud Computing (in 40 Prozent der Fälle) und Social Media (38 Prozent) gefragt, gefolgt von Kenntnissen zur Programmierung von Webpräsenzen (29 Prozent), betriebswirtschaftlichen Anwendungen (27 Prozent) sowie Apps und mobilen Webseiten (22 Prozent).

Gleichzeitig wird prognostiziert, dass der ITK-Markt weltweit weiter wachsen soll. Dabei soll der Umsatz mit Produkten und Diensten der Informationstechnologie und Telekommunikation für das Jahr 2013 um 3,8 Prozent auf den Rekordwert von 2,84 Billionen Euro steigen. Am stärksten zulegen kann hierbei das Geschäft mit Software, das um 5,5 Prozent auf 302 Milliarden Euro wächst. Die Informationstechnologie legt um 3,3 Prozent auf 1,18 Billionen Euro zu. Die Umsätze mit IT-Dienstleistungen steigen um 3,4 Prozent auf 510 Milliarden Euro. Schwächer entwickelt sich hingegen der weltweite Markt für IT-Hardware, der in diesem Jahr ein Plus von 1,3 Prozent auf 365 Milliarden Euro aufweisen soll. Ausschlaggebend dafür ist ein rückläufiges Geschäft mit Desktop-Mikrocomputern (minus 5,5 Prozent) und Laptops (minus 8,2 Prozent).

In der Telekommunikation geht der Branchenverband Bitkom 2013 von einem Plus von 4,1 Prozent auf 1,66 Billionen Euro aus. Die Umsätze mit TK-Infrastruktur werden dabei voraussichtlich um 8,4 Prozent auf 428 Milliarden Euro wachsen, bei den Telekommunikationsdiensten steigen die Umsätze auf 1,23 Billionen Euro, ein Plus von 2,7 Prozent. Am kräftigsten legen hier die Geschäfte mit Datendiensten im Mobilfunk zu, die um 13,6 Prozent auf 307 Milliarden Euro steigen.

Abgesehen von diesen Wachstumsraten bewirkt die Globalisierung "grenzenloses Arbeiten". "Grenzenloses Arbeiten" führt zu globalen Arbeitsräumen. In der IT-Branche findet heute bereits "Arbeiten" in virtuellen, verstreuten Teams mit globaler Arbeitsteilung im global aufgestellten Unternehmen – dem globalen Arbeitsraum – statt. Dieser globale Arbeitsraum braucht weltweite Netze und moderne Technologien.

Zeitlich verzögert hat sich analog zu anderen Branchen auch in der IT-Branche eine Veränderung der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungssituation eingestellt. Auch hier sehen sich Beschäftigte mit zunehmender Informatisierung und Standardisierung der Arbeitswelt und verschiedensten Formen der Auslagerung konfrontiert. Der Kostendruck, der auf IT-Unternehmen lastet, wird nach unten weitergegeben. Die Formen der Auslagerung kennen keine Grenzen, die Folge ist oftmals eine starke Verunsicherung im Hinblick auf Arbeitsplatzsicherheit.

Dadurch dass zunehmend auch Managementprozesse standardisiert und ausgelagert werden, findet „Führung in einer anderen Dimension“ statt. Personalverantwortliche sind physisch nicht mehr anwesend, geführt wird stattdessen per Telefon oder E-Mail. Diese räumliche Trennung und Distanz kann dazu führen, dass Beschäftigte mitunter mangelnde Wertschätzung und Anerkennung erfahren.

Ziel des ITK-Mittelstands muss es daher sein, sich in der Auseinandersetzung mit seinen spezifischen Stärken und besonderen Ausgangsvoraussetzungen nachhaltig auf die weiter voranschreitende Phase der Globalisierung einzustellen.

Das RKW Kompetenzzentrum hat sich deshalb – auf Anregung des Fachbeirats "Mensch und Arbeit" und unter Einbeziehung der Sozialpartner – dieser Thematik angenommen. Das RKW beschäftigte sich im Rahmen des Projektes "Personalwirtschaftliche Strategien der Fachkräfterekrutierung in der Globalisierung" mit Fragestellungen wie:

  • Welche Erwartungen und Anforderungen an die Arbeitsstrukturen und Personalressourcen gibt es aus Sicht der Unternehmen, Beschäftigten und Betriebsräte?
  • Mit welchen Lösungsansätzen können mittelständische IT-Unternehmen im globalen Wettbewerb gestärkt werden?

Durch diesen Leitfaden wollen wir kleine und mittlere Unternehmen der IT-Branche bei der Bewältigung der globalen Herausforderungen unterstützen. Dabei bieten wir Handlungshilfen und Lösungsansätze für eine zukunftsorientierte Personalpolitik und Gestaltung der Arbeit an. Im Dialog mit Experten haben wir darüber hinaus Beispiele und Lösungsansätze guter Praxis aus der IT-Branche identifiziert.

Ver.di ist Kooperationspartner und insbesondere auch Transferpartner in dem Projekt. Als weitere Kooperationspartner für das Projekt konnten das Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e. V. (ISF) München und das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) an der Universität Duisburg-Essen gewonnen werden. Zudem konnte der Kontakt zum Bundesverband IT-Mittelstand e. V. (BITMi) hergestellt und vertieft werden.

Neben diesem ist parallel ein zweiter Leitfaden zum Thema "Mitarbeiterorientierte Personalstrategien im IT-Mittelstand" erschienen. Die beiden Publikationen sind auf Unternehmer, Geschäftsführer, Personalverantwortliche, Führungskräfte und insbesondere Betriebsräte der mittelständischen IT-Branche zugeschnitten.