Arbeitswissenschaftliche Gestaltungsempfehlungen

Eine der wichtigsten Möglichkeiten für die demografieorientierte Gestaltung der Schichtarbeit ist es, die arbeitswissenschaftlichen Empfehlungen zu berücksichtigen. Diese wirken präventiv und unterstützen zugleich den Einsatz von Mitarbeitern mit körperlichen Beeinträchtigungen.

Wesentliche Empfehlungen sind:

(Beermann, 2005, Wedderburn et al., 1991, Knauth und Hornberger, 1997, DGAUM, 2006)

  • Möglichst nicht mehr als drei Nachtschichten hintereinander - Der biologische Rhythmus des Menschen und seine Körperfunktionen sind während der Zeit der Nachtarbeit überwiegend auf Erholung und nicht auf Leistung „eingestellt“. Entgegen dem subjektiven Empfinden vieler Schichtarbeiter kehrt sich dieser Rhythmus auch nach einigen Nachtschichten nicht um. Der Tagschlaf ist in der Regel kürzer und störanfälliger als der Nachtschlaf. Lange Nachtschichtphasen können deshalb zu Schlafdefiziten führen.
  • Schnelle Rotation von Frühund Spätschichten - Frühschichten beginnen in unserem Kulturkreis in der Regel recht früh. Der Schlaf vor der Frühschicht ist oft kurz. Lange Frühschichtblöcke können deshalb Schlafdefizite fördern. Schnelle Rotation fördert kürzere Frühund Spätschichtblöcke. Dies beugt Schlafdefiziten vor und vereinfacht soziale Kontakte.
  • Ausreichende Ruhezeiten zwischen zwei Schichten vorsehen - Hier sind gemäß Arbeitszeitgesetz prinzipiell elf Stunden vorgeschrieben. Nach einer Nachtschichtphase sollte die Ruhezeit mindestens 48 Stunden betragen. Dann ergeben sich keine ungünstigen Schichtfolgen wie „Nacht - Frei – Früh“ und die Mitarbeiter haben nach der Nachtschicht genügend Zeit, sich auf neue Schichtzeiten einzustellen.
  • Keine Anhäufung von Arbeitszeiten - Sowohl lange Arbeitszeiten pro Tag als auch häufige lange Blöcke von Arbeitstagen sollten vermieden werden. Zwar ermöglichen sie längere zusammenhängende Freizeitblöcke, von diesen wird jedoch auch wiederum ein größerer Teil zur Erholung benötigt.
  • Geblockte (Wochenend-) Freizeiten - Diese sind für Erholung und Sozialkontakte wertvoller als einzelne Tage.
  • Vorwärtsrotation der Schichten - Nach den ersten beiden Empfehlungen sind lange Arbeitsblöcke mit gleicher Schichtart zu vermeiden. Dafür müsste die Schichtart idealerweise während eines Arbeitsblockes wechseln. Die Vorwärtsrotation – zum Beispiel FFSSNN (F: Frühschicht, S: Spätschicht, N: Nachtschicht) – ermöglicht dies. Darüber hinaus beträgt die Ruhezeit bei den Wechseln Früh/Spät, Spät/Nacht jeweils 24 Stunden. Im Gegensatz zu 16 Stunden Ruhezeit bei gleichbleibender Schichtart stehen bei Vorwärtswechsel somit acht Stunden zusätzliche Freizeit zur Verfügung.
  • Ungünstige Schichtfolgen vermeiden - Hierzu gehören etwa einzelne freie Tage ( - ), die insbesondere Nachtschichtblöcke unterteilen (...N - N...), einzelne Arbeitstage, die Freizeitblöcke „zerstückeln“ (- - F - -), aber auch Schichtfolgen, die im Widerspruch zur biologischen Tagesrhythmik stehen (...N – F...). Letztere ist mit Einschlafschwierigkeiten beim Nachtschlaf vor der Frühschicht und deshalb mit einem Übermüdungsrisiko verbunden.
  • Flexibilität zulassen - Dies umfasst Raum für individuelle Regelungen, wie beispielsweise den Schichttausch oder den individuell verschobenen Schichtwechsel nach Absprache unter den Schichtgruppen.
  • Kurzfristige Änderungen der Schichtfolge möglichst vermeiden - Um die Planungssicherheit zu erhöhen, sollte eine klare Schichtfolge eingehalten werden. Sind zum Erreichen der Wochenarbeitszeit Einbringoder Freischichten vorgesehen, sollten diese rechtzeitig angekündigt werden oder Regelungen hierzu vereinbart sein. Die Lage eventuell erforderlicher flexibler Schichten sollte bekannt und ihre Handhabung vereinbart sein.
  • Frühschicht nicht zu früh beginnen - Wenn die Frühschicht zu früh beginnt, müssen die Schichtarbeitnehmer – je nach Entfernung zum Arbeitsplatz – so früh aufstehen, dass Schlafdefizite entstehen können.
  • Spätschicht und Nachtschicht nicht zu spät beenden - Die Spätschicht sollte möglichst bis 23:00 Uhr enden und keine halbe Nachtschicht werden. Auch die Nachtschicht sollte möglichst früh enden. Der Tagschlaf ist meist umso länger, je früher er beginnt.

Die folgende Abbildung verdeutlicht die Umsetzung der Empfehlungen am Beispiel einer 6-Tage-Woche (18 Schichten/Woche) mit unterschiedlicher Lage der Betriebszeit.

Beispiele zur Umsetzung der arbeitswissenschaftlichen Empfehlungen