In dieser Reihe stellen wir Ihnen die Mitglieder des RKW Fachbeirates Unternehmensführung und Innovation vor. Hierfür haben wir die Beiratsmitglieder um eine Einschätzung zu unserem Jahresthema 2025 „Nachhaltig Wirtschaften“ gebeten.

 

Herr Gutzeit, bitte beschreiben Sie kurz, was Sie in Ihrem „richtigen Leben“ beruflich machen.

Im beruflichen Teil meines „richtigen Lebens“ bin ich seit über 24 Jahren bei der Landesorganisation RKW Hessen und davon seit 18 Jahren als Geschäftsführer der GmbH tätig. Es macht mir nach all den Jahren immer noch viel Freude, den hessischen Mittelstand bei den täglichen Herausforderungen und der besseren Nutzung von Chancen zu unterstützen. Wir beraten vor allem kleine und mittlere Unternehmen mit geförderter Beratung des Landes Hessen, dessen Beratungsförderprogramme wir umsetzen. Die Themen gehen von Digitalisierung und KI, Gründung und Nachfolge über Steigerung der Arbeitgeberattraktivität oder mehr Effizienz bis zum nachhaltigen Wirtschaften. Wir treffen jeden Tag auf engagierte Unternehmerinnen und Unternehmer mit spannenden Geschäftsmodellen – gerade die Vielfalt, auch die Breite der Beratungsthemen ist das Spannende an meinem Beruf. Vieles aus dieser Beratungserfahrung fließt auch in unsere Projekte und umfangreichen Weiterbildungsangebote ein.

 

Nachhaltigkeit ist ein zentrales gesellschaftliches Thema und zugleich Jahresthema des RKW. Welche persönliche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für Sie – und inwiefern spielt sie in Ihrem beruflichen Alltag eine Rolle?

Das Thema Nachhaltigkeit begleitet mich seit meinem Studium in den 90er-Jahren. Es war nie ganz weg, ist heute aber gerade in der Wirtschaft viel präsenter als in den letzten Jahrzehnten. Letzten Endes geht es darum, dass wir uns die Grundlagen für erfolgreiches Wirtschaften nicht zerstören. Wer sich ernsthaft mit den drei Dimensionen von nachhaltigem Wirtschaften beschäftigt – Ökologie, Soziales und Ökonomie – der stellt schnell fest, dass es um nichts Geringeres als um die Beschäftigung mit der Zukunftsfähigkeit des eigenen Unternehmens geht. Darin liegen große Chancen für jedes einzelne Unternehmen sowie für Umwelt und Gesellschaft. Leider wird das Thema zuletzt immer mehr auf die rein formalen, bürokratischen Berichtsanforderungen verkürzt, was schade ist – und nicht hilft, das Potenzial des Themas zu entfalten. Wir haben inzwischen über 150 Beratungen zum nachhaltigen Wirtschaften durchgeführt. Die Rückmeldungen der Unternehmen sind sehr positiv und spiegeln wider, dass die Beratungen etwas bringen. Nachhaltiges Wirtschaften erhöht die Krisenfestigkeit der Unternehmen – genau deshalb ist das ja heutzutage auch Teil der Bankenanforderungen.

 

Welche Bedeutung wird Ihrer Einschätzung nach das Thema Nachhaltigkeit künftig für den deutschen Mittelstand haben?

Um das Thema Nachhaltigkeit wird kein Unternehmen herumkommen. Und damit meine ich nicht nur die Berichterstattung, sondern, sich mit den inhaltlichen Anforderungen zu beschäftigen. Es geht doch darum, dass ich z.B. energetisch effizient und damit kostengünstig arbeite, für meine Mitarbeitenden attraktiv aufgestellt bin oder auch, wie meine Lieferketten aussehen und wie stabil diese sind. Jede Unternehmerin und jeder Unternehmer hat eine Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft. Diese Verantwortung spürt man ja auch bei fast allen Unternehmen in Deutschland und besonders im familiengeführten Mittelstand. Ich halte das Thema Nachhaltigkeit neben Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz und Arbeitgeberattraktivität – ist auch Teil von Nachhaltigkeit – für einen sehr wichtigen Zukunftsfaktor.

 

Was ist Ihre Motivation für Ihr Engagement im Fachbeirat Unternehmensführung und Innovation?

Die Fachbeiräte beim RKW Kompetenzzentrum sind tolle Foren mit einer spannenden Mischung aus Fachleuten mit unterschiedlichen Herkünften und Erfahrungen zum jeweiligen Thema. Beim Austausch bekommt man immer wertvolle Anregungen und Ideen. Hier vertrete ich auch die RKW-Landesorganisationen im Fachbeirat, um deren Anliegen und Beiträge einzubringen. Gute Unternehmensführung und gezielte Innovation sind zwei wesentliche Voraussetzungen für erfolgreiche Unternehmen. Voneinander und miteinander lernen ist einfach durch nichts zu ersetzen!

 

Über den Fachbeirat Unternehmensführung und Innovation

Der heutige RKW-Fachbeirat „Unternehmensführung und Innovation“ ist eines der ältesten Gremien des RKW. Bis Anfang 2007 führte der Fachbeirat den Namen „Bundesausschuss Betriebswirtschaft“ (BBW), der bereits am 21. Juli 1953 gegründet wurde. Gründungsmitglieder waren 40 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gewerkschaften, beratenden Berufen und den beteiligten Bundesministerien.

1953, das Jahr in dem der Koreakrieg mit einem Waffenstillstand endet, Josef Stalin stirbt und Elizabeth II. zur Königin gekrönt wird. In Deutschland wird die Adenauer-Regierung bei den Wahlen zum zweiten deutschen Bundestag bestätigt und in der DDR kommt es zum Arbeiteraufstand, der niedergeschlagen wird.

In den über siebzig Jahren seines Bestehens ist der Fachbeirat in seiner Programmatik stets am Puls der Zeit geblieben. Lagen in den ersten Jahrzehnten die fachlichen Schwerpunkte auf den Themen Betriebsvergleich, Planungsrechnung, Unternehmensplanung und Kooperationsförderung, setzte er später seine Akzente auf betriebswirtschaftliche Arbeiten in der Unternehmensführung, Strategieentwicklung und im Kooperationsmanagement. In den 90-er und 2000er Jahren befasste sich der Beirat unter anderem mit Fragen des Controllings, der Finanzierung und der Förderung von Innovation. Seitdem spielen u.a. Themen wie Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeit und Digitalisierung wichtige Rollen in der Arbeit des Fachbeirats.

Das RKW Kompetenzzentrum dankt dem Fachbeirat „Unternehmensführung und Innovation“ herzlich für sein Engagement und seine wertvollen Impulse. Denn die Fachbeiräte des RKW waren immer und sind bis heute wichtige Beratungsgremien für die entsprechenden fachlichen Organisationseinheiten des RKW und unterstützen sie in ihrer Arbeit. Dafür ist der Fachbeirat mit erfahrenen Expertinnen und Experten u.a. aus der Wirtschaft, der Wissenschaft, den Verbänden besetzt, die wir Ihnen in dieser Serie vorstellen möchten.