Reallabore gewinnen als Innovationsmethode auch in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Dabei wird der Begriff als Test- und Experimentierumgebung sehr breit verwendet: Vom KI-Innovationslabor über Mobilitäts- und Quartiersentwicklung bis hin zu Innovationsarealen. Durch sogenannte „Experimentierklauseln“ können kontrollierte Ausnahmen für bestimmte Umstände erteilt werden, zum Beispiel im Straßenverkehr zur Testung autonomer Fahrzeuge. Auch die Bundesregierung zeigt sich engagiert: Die aktuelle Startup-Strategie sieht unter anderem die Verabschiedung eines Gesetzes für Reallabore vor. 2023 wurde hierfür eine Konsultation im Zuge des Gesetzgebungsprozesses durchgeführt. 

Die zunehmende Relevanz von Reallaboren haben wir zum Anlass genommen, um auch in unserem Online-Erfahrungsaustausch „Gründungsökosysteme gestalten“ am 2. Mai mit über 35 Teilnehmenden aus ganz Deutschland zu sprechen.

Als Experten hatten wir zwei Gäste eingeladen:

Der einstündige Austausch drehte sich um die Bedeutung von Reallaboren in Ökosystemen und welchen Chancen sie bei der Unterstützung von Startups bieten.

Sicherheit in der Unsicherheit

Reallabore sind Test- und Experimentierumgebungen in unterschiedlichen Anwendungsfeldern, die ermöglichen sollen, Innovationen in der realen Umgebung auszuprobieren. Die Betreiber sind häufig Konsortien aus Wissenschaft, Wirtschaft und der öffentlichen Hand, die eine spezifische Infrastruktur bereitstellen, zum Beispiel eine ausgeprägte Mess- und Sensortechnik in einem Gebäudekomplex. Es geht darum, Wissen und Anwendungen in realitätsnaher aber geschützter Umgebung zu erproben – und zwar innerhalb eines rechtlich abgesicherten Rahmens. Dafür sind oft Ausnahmeregelungen notwendig, die sogenannten Experimentierklauseln, die für die Sicherheit unter unsicheren Bedingungen sorgen, zum Beispiel beim Einsatz von KI im Verkehrsbereich. Experimentierklauseln sind bei den jeweiligen Behörden zu beantragen und müssen abgestimmt und genehmigt werden. Die Zuständigkeiten sind je nach Technologie u. a. auf verschiedene Ministerien der Länder verteilt.

Chancen für Startups

Für Startups können Reallabore ein besonders attraktives Umfeld für die Entwicklung von Technologien und Geschäftsmodellen darstellen – beispielsweise durch den Zugang zu den wichtigen Akteuren im Gründungsökosystem wie Stakeholdern, Testzielgruppen, durch eine Kombination von Infrastruktur und Anbindung zur Wissenschaft sowie offenen Netzwerken. Spannend sind hierbei Konstellationen, die Open-Innovation-Ansätze aufgreifen und ihre gemeinsam erhobenen Daten teilen, um mehr zu schaffen als die Summe der einzelnen Teile. Zudem ermöglichen Experimentierklauseln in einem begrenzten Zeitraum und mit wissenschaftlicher Begleitung, Ausnahmen von Gesetzen zu erreichen, um damit beispielsweise im öffentlichen Raum neue Mobilitätskonzepte zu erproben.

„Reallabore können hier die wichtige Lücke zwischen Ausgründung und Marktreife durch Pilotierung, Wirksamkeitsnachweise und Wissenstransfer schließen und sind deshalb ein wesentlicher Bestandteil der gesamten Wertschöpfungskette, wie das  StartUp Labor Schwedt und das Werner-von-Siemens Centre for Industry and Science e. V.“, beschreibt eine Teilnehmerin im Nachgang die Innovationspotenziale.

Reallabor als „Honeypot“ im Ökosystem

Es wurde deutlich, dass nicht jede Kommune geeignet ist, ein Reallabor aufzusetzen, da eine kritische Masse an Akteuren notwendig ist, um es erfolgreich zu betreiben. Diese findet man tendenziell eher in urbanen Räumen, wobei ländliche Regionen durchaus auch Vorteile haben können, und zwar insbesondere dann, wenn der Flächenbedarf hoch ist, zum Beispiel für komplexe Industrieanlagen.

Reallabore können aufgrund ihrer einzigartigen Kombination von Infrastruktur, Netzwerken und rechtlichen Ausnahmeregelungen der „honeypot“ im Ökosystem sein: eine attraktive Arena, die innovative Akteure an einen offenen, transparenten Ort für einen vertrauensvollen Austausch und zum Experimentieren einlädt.

Mehr zum Thema:

>> Neue Folge im Podcast „Gründungsupdate“ über Reallabore und Startup-Ökosysteme mit Dr. Bernd Bienzeisler

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