Flexibilität in Form von flexiblen Arbeitszeiten und modernen Arbeitsformen sind für Beschäftigte nach wie vor ein wesentliches Auswahlkriterium bei der Jobwahl. In den letzten Jahren wurde zunehmend über die Gestaltung von mobiler Arbeit und Homeoffice diskutiert. Dabei fällt oft unter den Tisch, dass ein Großteil der Beschäftigten „gezwungen“ ist, im Betrieb oder beim Kunden zu arbeiten, da die Tätigkeit nur dort verrichtet werden kann. Dies trifft beispielsweise auf viele Bereiche der Produktion, des Gesundheits- und Sozialwesens oder der Gastronomie und des Handels zu. Oft handelt es sich dabei um Berufe, die während der Corona-Pandemie als „systemrelevant“ gekennzeichnet wurden.
Doch wie kann man auch in diesen Berufen Flexibilität schaffen, um beispielsweise die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erhöhen? Dazu durfte ich im Juni auf Einladung des Kompetenzzentrums Frau und Beruf Düsseldorf im Rahmen eines Webinars Impulse für eine flexible Arbeitszeitgestaltung bei Präsenzpflicht geben.
Was bedeutet eigentlich Flexibilität?
Flexibilität war schon immer ein unerlässliches Mittel für Betriebe, um auf Schwankungen zu reagieren – etwa durch Überstunden, Personalaufbau bzw. -abbau, die Festlegung der Arbeitszeiten oder anderer Instrumente. Lange Zeit lag der Fokus dabei auf den betrieblichen Erfordernissen. Doch zunehmend rückte in den Blick, dass Zeitsouveränität auch für die Beschäftigten ein wichtiges Instrument ist, zum Beispiel um die Kinderbetreuung und den Beruf zu vereinbaren. Geboren sind die Modelle rund um Gleitzeit, flexibler Wochenarbeitszeit oder Sabbaticals. Und der Trend hin zu mehr Flexibilität für beide Seiten hält an.
Flexibilität => Anpassungsfähigkeit => Souveränität über Zeit“
Doch bei Präsenzberufen bestimmen allzu oft die Prozesse die Anwesenheit der Beschäftigten, starre Schichtpläne inklusive.
Wollen Unternehmen nun auch für diese Beschäftigten die Arbeitssituation verbessern und mehr Flexibilität schaffen, lohnt sich ein detaillierter Blick, was möglich ist. Denn so viel vorab: Oft geht mehr als man denkt! Das zeigte auch Anna-Lena Meinhardt, HR Managerin bei Konecranes GmbH, die in dem Webinar Einblicke in die Praxis gab.
Wie können Unternehmen Flexibilität schaffen?
Flexibilität kann durch das Drehen an drei Stellschrauben erreicht werden:
- Dauer
Bei der Dauer denkt man meist zuerst an Teilzeit. Doch Teilzeit allein ist kein flexibles Instrument, sofern keine – etwa jährliche – Wahlmöglichkeiten bestehen. Dennoch ist sie insbesondere für Beschäftigte, die zuhause Kinder oder Angehörige betreuen ein häufig genutztes Mittel. Bei der Dauer spielen auch die Frage nach Überstunden und deren Abbau eine wichtige Rolle. - Lage
Insbesondere die Flexibilität („Von wann bis wann arbeite ich heute?“), wird von den Beschäftigten oft als Gamechanger genannt. Die Möglichkeit, die Arbeitszeiten an private Belange anpassen zu können, ist entscheidend. Auch bei Schichtsystemen gibt es Optionen, über flexible Schichtpläne die Bedürfnisse der Beschäftigten zu erfassen und zu berücksichtigen. Ein Wunschtauschsystem oder Schichtbörsen können hier gute Instrumente sein. - Verteilung
Bei der Verteilung lohnt sich ein Blick auf die wöchentliche oder die jährliche Verteilung. Unternehmen einiger Branchen müssen auf saisonale Schwankungen reagieren, aber auch Beschäftigte haben ggf. den Wunsch in einigen Monaten mehr oder weniger zu arbeiten, um beispielsweise einem Hobby während der Sommermonate intensiver nachgehen zu können. Ein Modell wie die Jahresarbeitszeit könnte hier passend sein. Die wöchentliche Verteilung ist insbesondere bei Teilzeitbeschäftigten, die nicht an allen sonst üblichen Tagen arbeiten.
Fazit
Auch in Unternehmen mit Präsenzarbeit lässt sich die Flexibilität für die Beschäftigten erhöhen – wenn der Wille dazu vorhanden ist. Es hilft, Schritt für Schritt vorzugehen, Dinge auszuprobieren, Feedback einzuholen und weiterzudenken. Arbeitszeitmodelle sind dynamisch und müssen sich an neue Gegebenheiten anpassen. Dabei gilt es darauf zu achten, eine gute Balance für alle zu finden.
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Zur Handlungshilfe „Homeoffice und mobile Arbeit bewusst gestalten“
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