In Deutschland sind Fachkräfte rar und besonders ländliche Regionen kämpfen mit der Herausforderung, qualifiziertes Personal anzuziehen. Die Robert-Bosch-Stiftung und die Universität Hildesheim haben nun in der aktuellen Kurz-Expertise "Anwerben, Qualifizieren, Halten" konkrete Handlungsempfehlungen zur Fachkräftesicherung in ländlichen Gebieten gebündelt. Grundlage hierfür sind die Erfahrungen aus dem Förderprogramm  Land.Zuhause.Zukunft., das in verschiedenen Landkreisen erfolgreich umgesetzt wird.

Herausforderungen im ländlichen Raum

Zu wenige Menschen entscheiden sich für Deutschland und noch weniger für ländliche Räume. Diese erscheinen weniger attraktiv, weil sie häufig mit einer schwachen Infrastruktur und kleinen sowie mittelständischen Unternehmen assoziiert werden. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, wurden Empfehlungen ausgearbeitet, die dazu dienen, Menschen aus dem Ausland anzuziehen, ihre Qualifizierung zu fördern und sie langfristig in der Region zu halten.

Rolle von Kommunen und Betrieben

Es wird betont, dass die entscheidende Rolle in diesem Prozess von Landkreisen und Gemeinden ausgeht. Diese sollten lokale Netzwerke mobilisieren und aktiv den Austausch zwischen Betrieben, Kammern, Volkshochschulen und zivilgesellschaftlichen Organisationen koordinieren. Besonders wichtig ist dabei, Parallelstrukturen zu vermeiden und einen klaren Überblick über bestehende Angebote zum Spracherwerb und zur Ausbildungsberatung zu gewährleisten. Die schlanken Strukturen ländlicher Verwaltungen könnten unter den richtigen Voraussetzungen zudem schnellere Entscheidungen ermöglichen.

Gleichzeitig müssen Betriebe die eigene Arbeitgeberattraktivität stärken, in dem sie attraktive und familienfreundliche Arbeitsbedingungen schaffen, die Mitarbeitendenentwicklung fördern, attraktive Wohnmöglichkeiten unterstützen und eine regionale Identität entwickeln. Weitere Informationen zu diesen Themen finden Sie auch auf unserer Themen-Seite „Personalarbeit“.

Empfehlungen und Maßnahmen

Strategische Netzwerke für die regionale Fachkräftesicherung etablieren

Die Fachkräftesicherung erfordert eine koordinierte Anstrengung verschiedener Akteure aufgrund globaler Trends und negativer Auswirkungen auf ländliche Regionen. Lokale Verwaltungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung dieser Herausforderungen und können durch die Identifizierung von Akteuren, den Erfahrungsaustausch, die Transparenz von Angeboten, die Entwicklung gemeinsamer Strategien und die Sicherstellung der Verwaltungskohärenz aktiv dazu beitragen. Eine umfassende Koordination ist erforderlich, um Fördermittel effektiv zu nutzen und Synergien zu schaffen, um die Fachkräftesicherung in ländlichen Gebieten zu fördern. 

Lokale Ressourcen und Bedarfe systematisch erfassen 

Ländliche Regionen haben unterschiedliche Fachkräftebedarfe, die lokal und regional spezifisch sind und in Bereichen wie Gesundheit oder Tourismus variieren können. Um diese Bedarfe zu erfassen und Strategien zu entwickeln, sollten Kommunen Schritte wie die systematische Abfrage von Bedarfen und Qualifikationen sowie die Förderung des lebenslangen Lernens unternehmen. Zudem sollten Möglichkeiten wie das Förderprogramm für die Einreise teilqualifizierter Personen aktiv genutzt und in Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen bedarfsgerechte Angebote entwickelt werden. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen lokalen Behörden, Bildungseinrichtungen und der Bevölkerung, um die Wirtschaftssysteme ländlicher Regionen langfristig zu sichern.

Behörden zu Motoren der Fachkräfteanwerbung machen

Die Fachkräfteeinwanderung nach Deutschland ist ein komplexes und dynamisches Feld, das auf verschiedenen politischen Ebenen gestaltet wird. Lokale Ausländerbehörden haben begrenzte Kapazitäten und kämpfen mit Personalfluktuation, was die Anwendung der neuen Regelungen erschwert. Um die Anwerbung aus dem Ausland zu erleichtern, müssen Schulungen für Behördenmitarbeitende durchgeführt, bürokratische Hürden gesenkt und bestimmte Aufgaben zentralisiert werden. Dies erfordert eine aktive Beteiligung von Kommunen, Ländern und dem Bund sowie eine klare Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Behörden.

Attraktive ländliche Arbeits- und Lebensräume schaffen

Um Fachkräfte langfristig in ländlichen Regionen zu halten, ist es wichtig die Attraktivität der Region ganzheitlich zu gestalten. Dies beinhaltet die Nutzung und Kommunikation lokaler Stärken wie Naturnähe und Familienfreundlichkeit sowie die Förderung der Zufriedenheit am Arbeitsplatz und die Verbesserung der kommunalen Integrationsinfrastruktur. Bildungs- und Familienpolitik sowie Wohnungspolitik sind ebenfalls entscheidende Aspekte, um ein positives Lebensumfeld zu schaffen und Fachkräfte langfristig zu binden. Es ist wichtig, dass sich zugewanderte Fachkräfte vor Ort willkommen fühlen und Kontakte zur lokalen Bevölkerung knüpfen können, um eine nachhaltige Bindung zu erreichen. Die Schaffung lebenswerter Arbeits- und Lebensräume sollte jedoch nicht nur auf zugewanderte Fachkräfte abzielen, sondern die gesamte Bevölkerung einbeziehen, um Abwanderung zu verhindern.

Infrastrukturen auf- und ausbauen

In ländlichen Regionen spielt Konnektivität eine entscheidende Rolle, da geografische Distanzen und unzureichende physische und digitale Infrastrukturen die Mobilität einschränken. Die Nutzung sozialer Verbindungen und informeller Netzwerke kann jedoch als Ressource dienen. Maßnahmen wie der Ausbau der physischen Infrastruktur, gezielte Digitalisierung und der Erhalt der sozialen Infrastruktur können dazu beitragen, die Attraktivität ländlicher Räume zu steigern und die Fachkräftesicherung zu unterstützen. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen kommunalen Behörden, privaten Einrichtungen und der Bevölkerung sowie die Förderung digitaler Kompetenzen und Infrastruktur. Der Erhalt sozialer Gemeinschaften und die Förderung gemeinsamer Freizeitaktivitäten sind ebenfalls wichtige Aspekte, um ländliche Regionen attraktiv zu gestalten und hochqualifizierte Arbeitskräfte anzuziehen.

 

Die Kurz-Expertise verdeutlicht, dass in ländlichen Gebieten die Herausforderungen bei der Sicherung von Fachkräften lokal stark variieren können. Trotzdem sind die Stärken ländlicher Gebiete vielfältig und oft überraschend. Hier liegt eine bedeutende Chance: Durch die Zusammenarbeit von Verwaltung, Unternehmen und Zivilgesellschaft können ländliche Gebiete dauerhaft attraktiv und lebenswert für Fachkräfte aus dem In- und Ausland werden.

Die vollständige Kurz-Expertise "Anwerben, Qualifizieren, Halten" steht online über den folgenden Link zur Verfügung: https://www.bosch-stiftung.de/de/publikation/anwerben-qualifizieren-halten

Für weitere Informationen zum Programm "Land.Zuhause.Zukunft" der Robert Bosch Stiftung und der Universität Hildesheim: https://www.land-zuhause-zukunft.de/

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