Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potenzial, die Arbeitswelt tiefgreifend zu verändern. Wer die sich täglich überschlagenden Meldungen zum Thema KI auch nur oberflächlich zur Kenntnis nimmt, weiß, dass hier Heilsversprechen und Horrorvorstellungen ziemlich nahe beieinanderliegen. Die einen sehnen das Ende lästiger Routinearbeit herbei, die anderen quält die Sorge, Menschen könnten zu totalüberwachten Arbeitssklaven intelligenter Maschinen werden. Die Potenziale der lernenden KI-Technologie werden zweifellos Auswirkungen auf Tätigkeitsprofile, Geschäftsprozesse und -modelle haben. Und dies wiederum wird Führungskonzepte und Teamarbeit verändern. Über das Wie wird aber nicht „die KI“ entscheiden, sondern wir.

Fakten statt Fiction

Den Fantasien und Horrorvorstellungen steht einstweilen der Fakt gegenüber, dass bislang lediglich 14 Prozent der Unternehmen lernende KI-Anwendungen gezielt nutzen. Das Interesse an KI nimmt jedoch weiter zu. Aktuell besteht die Herausforderung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) darin, den Nutzen von KI-Anwendungen für den eigenen Betrieb auszuloten und Wege zu finden, KI-Anwendungen so in den Betrieb einzuführen, dass sie von allen Unternehmensangehörigen mitgetragen werden. Alle bisherigen Erfahrungen zeigen, dass betriebliche KI-Vorhaben dann den erwünschten Erfolg bringen, wenn Geschäftsleitung, Führungskräfte und Beschäftigte an einem Strang ziehen.

KI ist kein Selbstzweck

KI-Anwendungen sind kein Selbstzweck. Sie sollten dem Betrieb einen klaren Nutzen bringen, sei es als Lösung eines bestimmten Problems, als Optimierung von Prozessen oder als innovative Entwicklung eines neuen Geschäftsmodells.

Dies erfordert in jedem Fall eine sorgfältige Prüfung und Abwägung:

  •  Geeignete Einsatzbereiche identifizieren: Wo lassen sich KI-Anwendungen generell sinnvoll einsetzen?
  •  Individuelle Relevanz bestimmen: Welche speziellen KI-Lösungen passen überhaupt zum Unternehmen?
  •  Qualifizierung: Welches Wissen zu KI benötigen Geschäftsleitung, Führungskräfte und Mitarbeitende, um geeignete Anwendungen erkennen und bewerten zu können?
  •  Auswirkungen abschätzen: Welche Auswirkungen auf Führung und Teamarbeit sind zu erwarten, wenn KI-Verfahren eingeführt werden?
  •  Menschenzentrierte Gestaltung: Wie können KI-Anwendungen menschenzentriert und im Einklang mit den Bedürfnissen des involvierten Personals gestaltet werden?

Potenzielle Auswirkungen auf Führung und Teamarbeit

Der Einsatz von KI-Anwendungen wird sich auf die Art und Weise, wie Teams zusammenarbeiten, auswirken und auch die Rolle von Führungskräften beeinflussen. Dies ist ein Aspekt, der bislang nur selten in den Blick genommen wird. Ein paar einfache Beispiele:

  •  Werden beispielsweise KI-Anwendungen eingesetzt, um Routineaufgaben zu automatisieren, gibt dies den entlasteten Mitarbeitenden mehr Zeit für andere Tätigkeiten. Dies würde eine Neuverteilung der Aufgaben im Team und entsprechende Qualifizierungen erfordern.
  •  Kooperieren Teams mit lernenden KI-Systemen, dann ist auch zu erwarten, dass dies die Teamdynamik beeinflusst. Führungskräfte müssen sich mit KI-Technologien so weit vertraut machen, dass sie die veränderte Arbeit eines Teams leiten können. Und Teams und Führungskräfte müssen gemeinsam lernen, mit der Mensch-Maschine-Kooperation umzugehen und sie menschenzentriert zu gestalten.
  •  KI-Anwendungen können schließlich auch eine Neubewertung der Führungsrolle zur Folge haben. So können KI-Systeme, die Daten analysieren und Muster erkennen, genutzt werden, um bessere Entscheidungen zu treffen, Ziele zu überprüfen und Aufgaben anders zu priorisieren.

Die organisatorischen Auswirkungen mitdenken

Es ist somit sinnvoll, die potenziellen Auswirkungen von KI-Vorhaben auf die organisatorischen Strukturen von Beginn an mitzudenken. Am besten transparent und in partizipativer Form. In den meisten KMU ist die gezielte Nutzung von KI-Anwendungen für alle Unternehmensangehörigen gleichermaßen Neuland. Hier bietet sich die Chance, gemeinsam zu lernen, um ein geteiltes Verständnis von KI und ihrem produktiven Nutzen zu entwickeln. Aber eben auch, um die möglichen Auswirkungen auf Führung und Teamkooperation in den Blick zu nehmen. Je umfangreicher eine KI in Prozesse eingreift, desto mehr ist zu erwarten, dass sich auch die Aufgaben und Rollen eines Teams und der Führungskräfte verändern werden. Wie so oft, hilft auch hier eine transparente Kommunikation von Beginn an dabei, Bedenken abzubauen und wertvolle Hinweise zur Neujustierung und Gestaltung der Team- und Führungsaufgaben zu sammeln.

Ein Fazit

Innovative KI-Vorhaben können und werden ganz unterschiedliche Aufgaben- und Funktionsbereiche betreffen, aber zunehmend auch die Art, wie wir arbeiten verändern. Die Vorstellung, dass KI in erster Linie zu einer Entlastung von Routinearbeiten und Vollautomatisierung unliebsamer Arbeit führen wird, ist viel zu eng. Das Veränderungspotenzial ist weitaus breiter und tiefer.

Zur Bewältigung der technologischen, demografischen und ökologischen Herausforderungen werden jedenfalls keine Arbeitssklaven gebraucht, sondern auf allen Ebenen und in allen Funktionen kreative, sozial kompetente, engagierte und gut qualifizierte Menschen. Transparent und partizipativ ein- und ausgeführt kann der betriebliche Einsatz von KI so selbst ein Beitrag zur „Humanisierung der Arbeitswelt“ sein.

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