Nachwuchsgewinnung ist kein neues Thema, darauf wies gleich zu Beginn der Vorsitzende des Berufsbildungsausschusses des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Martin Karnein, hin. Aber die Unternehmen müssten sich mehr anstrengen, darin waren sich alle einig. Die Baukonjunktur brummt, aber am Nachwuchs hapert es. Die Dramatik bringt ein Zitat aus der Veranstaltung während der Berliner Messe bautec auf den Punkt:

Die Bauunternehmen werden am gedeckten Tisch verhungern, wenn die Nachwuchssicherung nicht gelingt. Und das hat Auswirkungen auf den Baustoffhandel, die Baumaschinenindustrie und viele andere."

Das Image der Bauberufe sahen die Verbandsvertreter als eine Hürde für die Nachwuchsgewinnung an.  Die Vertreter von drei Unternehmen straften sie schnell Lügen: Frisch & Faust GmbH, Berlins bester Ausbildungsbetrieb 2014 bildet entgegen dem Branchentrend intensiv aus. In Berlin stellen sie 5 Prozent der Azubis bei 0,5 Prozent der Beschäftigten in der Berliner Bauwirtschaft. Dieter Mießen, kaufmännischer Leiter beklagte sich, dass die Bauwirtschaft "den Einkauf des Humankapitals" vernachlässige. Frisch & Faust geht auf die Jugendlichen in Schulen zu und macht auch klare Ansagen, was sie von künftigen Azubis erwarten. Praktika sind für ihn die beste Möglichkeit, eine Meinung über Bauberufe zu bilden. Fällt sie gegen die Branche aus - dann müsse man das akzeptieren. 

Nils Olov Boback vom Projektentwickler und Bauträger NCC Deutschland GmbH in Fürstenwalde betonte, dass bei der Nachwuchsgewinnung Zuwanderer ein großes Potenzial darstellen. Als Schwede, der vor vielen Jahren nach Deutschland kam, kann er gut nachvollziehen, was über die Ausbildung hinaus an Unterstützung nötig ist. In seinem Unternehmen übernehmen Paten einen Teil der Betreuung. Die Erfahrungen mit Flüchtlingen sind bisher sehr gut, allenfalls das Aufenthaltsrecht bremst, beispielsweise bei der unbefristeten Übernahme. Aber Boback schrieb der Branche auch ins Stammbuch, dass sie flexibler werden, beispielsweise ihre Arbeitszeitmodelle überdenken müsste.

Einen anderen Aspekt stellte Martin Karnein in den Vordergrund. Als geschäftsführender Gesellschafter des Familienbetriebs Bernhard Heckmann GmbH & Co. KG mit 420 Mitarbeitern hat er die notwendige praktische Erfahrung für sein Ehrenamt im Berufsbildungsausschuss. Die Eltern der Azubis hat er im Blick. Sie werden zur Begrüßung der neuen Azubis mit eingeladen. Alle 2 Jahre gibt es einen Azubitag, an dem die Eltern auch erleben können, was ihre Kinder in dem Unternehmen lernen und leisten. 20 Prozent beträgt die Ausbildungsquote bei dem Tief- und Gewerbebauunternehmen. 

Ungeküßter Branchenprimus?

Nach so vielen guten Eindrücken fragte Moderator Karsten Wischof vom Verein Deutschland baut!, ob der Bau ein ungeküßter Branchenprimus sei. Klaus-Dieter Fromm, den Wischof als den "Jogi Löw" des deutschen Nationalteams für die World Skills vorstellte, berichtete begeistert vom Engagement der Wettkämpfer. Die Teilnehmer der Berufsweltmeisterschaften sähen ihren Beruf wirklich als Berufung. Nils Olov Boback verglich das Image des Bauens in Deutschland mit Schweden. Hierzulande sei es schlechter, und nannte als einen Grund die größere Zahl von Arbeitsunfällen. Aber auch das Führungsverhalten deutscher Chefs auf dem Bau passe nicht zur Generation Y. Dieter Mießen appellierte an die Branche, selbst auszubilden und einen Blick auf ihren Altersdurchschnitt zu werfen. Auch Martin Karnein beklagte, dass die Sub-Unternehmer-Kultur der Branche kontrapoduktiv sei für die Ausbildung. 

Unser Fazit: Mit unserer Arbeitsmappe Azubimarketing treffen wir ins Schwarze. Unternehmen Hilfestellungen und Ideen zu vermitteln, wie sie ihre Schokoladenseiten herausstellen und junge Menschen erreichen können, ist ein erster Schritt zu erfolgreicher Nachwuchsgewinnung.