Mit dem Women Entrepreneurship Monitor 2024/25 veröffentlicht das Global Entrepreneurship Monitor (GEM)-Länderteam Deutschland erstmals eine vollumfassende Analyse des weiblichen Gründungsgeschehens.
Der Bericht basiert auf GEM Daten. Seit 1999 werden mit dem GEM in mittlerweile über 50 Ländern jährlich Daten zur Gründungsaktivität und Gründungseinstellung erhoben. Die Gründungen in Deutschland untersucht das RKW Kompetenzzentrum in Kooperation mit dem Johann Heinrich von Thünen-Institut für Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen.
Ausgewählte zentrale Ergebnisse des Women Entrepreneurship Monitor 2024/25 – Gründerinnen in Deutschland im internationalen Vergleich
Der Gendergap bei Gründungen schrumpft!
Die GEM-Gründungsquote der Frauen in Deutschland ist im Jahr 2024 mit 8,5 % so hoch wie nie zuvor. Sie steigt im Vergleich zu 2023 um 2,6 Prozentpunkte. Der Zuwachs ist höher als bei den Männern, somit verringert sich der Gendergap. Während der Unterschied bei der GEM-Gründungsquote zwischen Männern und Frauen im Vorjahr 3,4 Prozentpunkte betrug, sind es in 2024 nur noch 2,5 Prozentpunkte. Mit diesem Wert bewegt sich Deutschland im internationalen Kontext im vorderen Drittel, 20 der 31 Vergleichsländer mit hohem Einkommen haben größere Geschlechterunterschiede in den GEM-Gründungsquoten, wie beispielsweise Norwegen, wo der Unterschied 7,6 Prozentpunkte beträgt.
Die GEM-Gründungsquote wird als Anteil derjenigen 18- bis 64-Jährigen definiert, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben und/oder gerade dabei sind, ein Unternehmen zu gründen. Gründerinnen und Gründer sind als diejenigen definiert, auf die diese Eigenschaften zutreffen.
Stadt oder Land? Bei Gründungen durch Frauen weniger ausschlaggebend
Die GEM-Gründungsquote ist in Deutschlands städtischen Regionen bei Frauen (5,4 %) und Männern (9,5 %) höher als in ländlichen Regionen (Frauen 4,3 %, Männer 6,5 %) – dies zeigen die gepoolten Daten der GEM-Bevölkerungsbefragungen der Jahre 2015–2024. Vergleicht man für beide Geschlechter die relative Differenz zwischen der GEM-Gründungsquote in ländlichen und urbanen Regionen, wird deutlich, dass der Wert bei Frauen nur rund 20 % niedriger ist, während die Differenz bei den Männern rund 30 % beträgt. Der Wohnort ist somit weniger ausschlaggebend oder beschreibend dafür, ob eine Frau eine Gründung plant oder umsetzt, als es bei Männern der Fall ist.
Geringer Unterschied zwischen Gründerinnen und Gründern bei globalen Innovationen
Im Themengebiet Innovation wird im GEM (u. a.) erhoben, inwiefern Gründerinnen und Gründer innovative Produkte und Dienstleistungen anbieten oder anzubieten planen. In 2024 beträgt in Deutschland bei diesbezüglichen weltweiten Neuheiten – Kategorie „neu für die Welt“ – der Unterschied zwischen den Gründern (5,7 %) und Gründerinnen (4,8 %) lediglich 0,9 Prozentpunkte. Dies zeigt, dass sowohl Gründerinnen wie auch Gründer neue Ideen vorantreiben.
Künstliche Intelligenz: bei Gründern häufiger mit Schlüsselrolle für das neue Unternehmen
In Bezug auf die Frage inwieweit die zukunftsweisende Technologie der Künstlichen Intelligenz für die Umsetzung ihres Geschäftsmodells und ihrer Geschäftsstrategie eine Rolle spielt, besteht in 2024 in Deutschland zwischen Gründerinnen und Gründern ein relativ großer Unterschied: Während rund 45 % der Gründer Künstliche Intelligenz als „sehr wichtig“ ansehen, sind es bei den Gründerinnen lediglich rund 32 %. Dahingegen gilt für beide Geschlechter, dass die Werte für etablierte Unternehmen – Unternehmerinnen und Unternehmer – hier niedriger sind.
Gründerinnen erzielen oder erwarten mit nachhaltigem Handeln häufiger positive ökonomische Effekte
Grundlegend erzielen oder erwarten 2024 in Deutschland mehr Gründerinnen als Gründer nach eigener Einschätzung positive ökonomische Effekte durch die Beachtung von Umweltaspekten in ihrer Geschäftstätigkeit. Dies betrifft sowohl einen dadurch gesteigerten Umsatz (Frauen 63,4 %, Männer 49,3 %), als auch einen gesteigerten Gewinn (Frauen 62,8 %, Männer 42,5 %) sowie dadurch geschaffene zusätzliche Arbeitsplätze (Frauen 50 %, Männer 42,3 %). Nur eine dadurch bedingte höhere Anzahl an Kundinnen und Kunden erzielen mehr Gründer (Frauen 59 %, Männer 69 %).
Weitere Informationen und Ergebnisse zum (weiblichen und männlichen) Gründungsgeschehen in Deutschland sowie international unter: gem-deutschland.de
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