Personalmanagement gestaltet Strategieprozesse mit: Aktuelle Herausforderung nicht nur für Nischendienstleiste

Personalmanagement gestaltet Strategieprozesse mit: Aktuelle Herausforderung nicht nur für Nischendienstleiste

Beispiel Künstleragentur

Künstler und Artisten sind in der Regel hochspezialisierte Fachkräfte. Zauberer, Jongleure, Sänger gehören dabei zur Gruppe der leichter am Markt verfügbaren Mitarbeiter als beispielsweise Kontorsionisten (Schlangenmenschen), Dompteure, Trapez- und Seilartisten und andere spezielle Angebote, die durch ihre Besonderheiten der Darbietung natürlich auch entsprechend publikumswirksamer sind. In diesem Marktsegment kommt es immer wieder zu erheblichen Personalengpässen. Bei der Zusammenstellung einer Varieté-Show, wie sie zum Beispiel seit Jahren in vielen Städten in Zusammenarbeit mit Sterneköchen als "Dinner-Shows" in Spiegelzelten in der Winterzeit angeboten werden, benötigt man daher einen entsprechenden zeitlichen Vorlauf von bis zu einem Jahr. Künstler und Artisten sind in der Regel nicht kurzfristig am Markt verfügbar. Auch sie machen langfristig ihre Termine. Zugleich ist die Gefahr eines "Abspringens" trotz fixiertem Vertrag in dieser Branche extrem hoch ("Hollywood ruft an").

Die Problematik für eine Künstleragentur besteht also darin, heute bei Vertragsabschluss mit dem Veranstalter bereits fest zu wissen, welche "Fachkräfte" in einem Jahr zur Verfügung stehen werden. Dies ist wegen der langen Vorlaufzeiten und der hohen Ausfallrisiken nahezu unmöglich.

Seit etlichen Jahren werden solche Künstlerverträge und Showkonzeptionen von der kh-consulting GmbH in Speyer betreut. Dabei wurde auf ein in der Branche neues Angebotskonzept gesetzt: statt einzelne Künstler namentlich fest im Vertrag mit dem Veranstalter zu fixieren, wurden Themenbereiche und Darbietungen beschrieben und angeboten, unabhängig von den dann konkret ausführenden Personen. Diese Konzeption lässt völlig neue Spielräume bei der Vertragsgestaltung, den Preis- und Leistungsverhandlungen sowie der tatsächlichen Ausgestaltung mit "Fachkräften" zu. Voraussetzung ist natürlich eine gute Reputation des Anbieters in Veranstalterkreisen.

Die Flexibilität der jeweils betreuten Künstleragentur wird erhöht, die Abhängigkeit von spezifischen Fachkräften verringert. Für den Fall eines "Ausfalls" oder einer Absage können reservierte Künstler für diesen Zeitraum freigehalten werden, die Abfolge von Showelementen kann kurzfristig geändert werden, die Inhalte der Show können vertragsunschädlich auch kurzfristig gegenüber dem Veranstalter angepasst werden. Kurzfristig frei werdende Künstler aus anderen (ausfallenden, abgesagten) Produktionen können flexibel miteingebunden werden und lassen zudem Verhandlungsspielraum bei den Gagen zu.

Das Dienstleistungsangebot bei dieser Art der Vertragsgestaltung wird somit aufgrund knapper Fachkräfteressourcen in einem Spezialmarkt dem jeweils zeitlich verfügbaren Potential an "Experten" angeglichen und flexibel gehalten. Dadurch verringert sich auch die Abhängigkeit von einzelnen "Fachkräften". Ein Modell, das sicher nicht für jedes Arbeitsmarktsegment passt, in spezialmärkten aber eine größere Unabhängigkeit von spezialisten ermöglicht.

Botschaft

Es wird eine Umkehr der (klassischen) strategischen Fragestellung: "Welche Fachkräfte brauchen wir, um unsere strategischen Ziele zu realisieren" in die Frage: "Welche Ziele können wir mit den aktuell vorhandenen Fachkräften realisieren" vollzogen – und dies veranlasst durch das Personalmanagement. Bemerkenswert ist dabei, dass äußere Faktoren (der Arbeitsmarkt) das Personalmanagement – damit "das Geschäft" überleben kann – in eine zentrale – strategische – Rolle bringen. Mit anderen Worten: Das Personalmanagement hat in diesem Fall nicht mehr nur die Aufgabe, strategische Ziele umzusetzen, sondern diese (mit) zu gestalten.

Künstler und Artisten sind in der Regel nicht kurzfristig am Markt verfügbar. Auch sie machen langfristig ihre Termine.