Sicherung des Zusammenhalts bei Führung auf Distanz

Die Verbreitung von mobiler Arbeit unter den Bedingungen der Corona-Pandemie hat die Führungsarbeit verändert. Die Kommunikation nimmt bei Führung auf Distanz mehr Zeit in Anspruch. Wichtige Informationsquellen aus dem betrieblichen Leben verlieren an Bedeutung, weil spontane Austauschgelegenheiten und Kontakte von Angesicht zu Angesicht weniger werden. Es wird damit für die Führungskräfte schwieriger, Stimmungen im eigenen Verantwortungsbereich zu erfassen und sich ein plastisches Bild davon zu machen. Durch die Ausdünnung solcher Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten sind Lücken entstanden, die die Wahrnehmung von Führungsaufgaben erschwert haben. Bei Befragungen des Fraunhofer Instituts sehen sich die Führungskräfte vielfach mit einem steigenden Aufwand für Koordination, Planung und Überprüfung in ihren Verantwortungsbereichen konfrontiert (siehe Tabelle "Veränderungen der täglichen Führungsarbeit – Was hat sich seit Beginn der Corona-Pandemie verändert?"). Verknüpft ist dies mit erhöhten Anforderungen, die Kommunikation und den sozialen Zusammenhalt im Arbeitsbereich unter den Bedingungen von Führung auf Distanz aufrecht zu erhalten. Dies beinhaltet etwa die soziale Einbindung von Mitarbeitenden, eine gerechte Arbeitsverteilung oder die Rücksichtnahme auf familiäre Situationen (siehe Abbildung "Wie leicht oder schwer fällt den Führungskräften die Bewältigung der folgenden Herausforderungen?").

Wenige Probleme bestehen bei Standards der Regelkommunikation. Hierbei können die Führungskräfte auch bei mobiler Arbeit auf die bereits etablierten Routinen zurückgreifen. Eingespielt hat sich inzwischen auch die Nutzung von Konferenzsystemen für die Kommunikation in den Verantwortungsbereichen der Führungskräfte (Hofmann et al. 2021b).

Veränderungen der täglichen Führungsarbeit – Was hat sich seit Beginn der Corona-Pandemie verändert?

 jateils, teilsSumme
Die Kommunikation mit den Mitarbeitenden nimmt
mehr Zeit in Anspruch als vor der Pandemie.
652186
Führungskräfte haben einen erhöhten Koordinations-/
Planungs- und Überprüfungsaufwand.
463380
Führungskräfte führen deutlich mehr bilaterale
Gespräche mit einzelnen Mitarbeitenden.

43

3174
Das Arbeitsvolumen der Führungskräfte ist gestiegen.433275
Führungskräfte übernehmen mehr organisatorische/
ausstattungsseitige Anpassungsaufgaben.
383472

Quelle: Hofmann et al. (2021b), eigene Darstellung

In der hybriden Arbeitswelt sind nach wie vor die klassischen kommunikativen Kompetenzen der Führungsarbeit gefordert. Sie beinhalten die aktive, wertschätzende Kommunikation und Ansprechbarkeit, ein wesentlicher Schlüssel für gute Zusammenarbeit. Hinzu kommen Medienkompetenzen, die nicht auf deren rein technische Beherrschung begrenzt sind.

Die wichtigste Kompetenz für Führungskräfte ist freilich das Vertrauen in die Mitarbeitenden. Hierfür sind die Beschäftigten durch ihr großes Engagement und gute Arbeitsergebnisse bei der Arbeit von zuhause gerade während der Coronapandemie bereits in Vorleistung gegangen. Die anfängliche Skepsis vieler Führungskräfte bezüglich der Leistungsbereitschaft hat sich nicht bestätigt (Hofmann et al. 2021b, Weishaupt 2020).

Eine Studie über mobile Arbeit in kleinen und mittelgroßen Unternehmen macht dies bespielhaft deutlich: Dort wird von einem Geschäftsführer eines Softwaredienstleisters berichtet, der selbstkritisch betont, dass es ihm anfangs nicht leichtfiel, allen Mitarbeitenden das entsprechende Vertrauen im gleichen Ausmaß entgegenzubringen: „Das musste erst gelernt werden“. In der Studie kommt anschließend eine kleine Bank zu Wort, in der die Führungskräfte dieses Vertrauen per „doing“ gelernt hätten und nunmehr mobiles Arbeiten mit Überzeugung in allen Abteilungen praktizieren (Kaczynska & Kümmerling 2021).

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