Baumanagement

Innovationspfad Digitales Bauen

Digitale Werkzeuge sehen, anfassen und ausprobieren

Wer wünscht sich auch mal wieder Zeit für die wichtigen Dinge beim Bauen? Digitale Werkzeuge können dabei behilflich sein, den Fokus wieder auf das Bauen zu legen. Wertvolle Zeit sollte nicht für Abstimmungen, Dokumentation und das Füllen von Excel oder anderen Tabellen, sondern für das Bauen und vielleicht auch mal für mehr Freizeit genutzt werden. Gerade kleine und mittlere Unternehmen können von digitalen Werkzeugen und Tools profitieren, insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels. Wie, zeigt der Innovationspfad Digitales Bauen. Hier werden sinnvolle Werkzeuge vorgestellt und können ausprobiert werden. So erkennen die Teilnehmer auch den Mehrwert für ihren Betrieb.

Was ist der Innovationspfad Digitales Bauen?

Der Innovationspfad ist ein begehbarer Parcours bestehend aus 15 Stationen, an denen jeweils ein digitales Werkzeug oder Tool vorgestellt wird. Die Teilnehmer durchwandern in einer Gruppe von zwei bis fünf Personen diesen Pfad. Hierbei erhalten sie an jeder Station eine kleine Einweisung in das Werkzeug oder Tool, dürfen dieses ausprobieren, bekommen Antworten auf ihre Fragen und können sich in ihrer Gruppe austauschen. Am Ende findet – zum gemeinsamen Austausch mit den anderen Gruppen, die auf dem Pfad unterwegs waren – ein Workshop statt. Hier können Ansätze oder Ideen zur Umsetzung in den verschiedenen Gewerken gemeinsam entwickelt werden.

Die digitalen Werkzeuge auf dem Parcours

Die digitalen Werkzeuge sind auf die typischen betrieblichen Abläufe in einem kleinen und mittleren Betrieb abgestimmt und berücksichtigen den gesamten Prozess in einem Unternehmen, also von der Kundengewinnung über die Auftragsannahme, Bauvorbereitung und -durchführung bis zur Abnahme und darüber hinaus auch noch für die dauerhafte Kundenbindung im Bereich Kundenservice.

Messgeräte für das Aufmaß

Mit digitalen Messgeräten können Längen, Flächen, Volumen und Neigungen problemlos, schnell und sehr präzise mit Hilfe eines Laserstrahls vermessen werden. Mit einem rotierenden 360°-Laserscanner geschieht das Ganze sogar vollautomatisch und in wenigen Minuten. Die Geräte werden meist von den Herstellern mit eigener Software oder Apps unterstützt, mit denen zum Beispiel digitale Grundrisse erstellt, bestehende Grundrisse importiert sowie bearbeitet und abschließend Arbeitsresultate exportiert werden können. Die Daten können in Echtzeit auf Smartphone oder Tablet übertragen werden und in Formaten ausgelesen werden, die mit gängigen Programmen für CAD (Computer Aided Design) und BIM (Building Information Modelling) kompatibel sind.

Betonscanner

Diese Scanner helfen dabei, Objekte im Beton, wie etwa Bewehrungseisen, Kunststoffe, Holz, Kabel und Hohlräume aufzuspüren. Die Objekte werden über Radarantennen und Sensoren erkannt. Sie können mehrere Schichten „durchleuchten“ – teils bis zu 40 Zentimeter tief. Auf dem Bildschirm wird das Scanergebnis in 2D- oder auch 3D-Farbbildern angezeigt. Die Software zur Analyse ist meist im Lieferumfang enthalten, sodass die Daten einfach exportiert, Ergebnisse dokumentiert und archiviert sowie Berichte erstellt werden können.

Drohnen

Mit einer Drohne kann die Baustelle per Luftaufnahme vermessen oder auch nur besichtigt werden. So können beispielsweise unzugängliche Objekte und schwer vermessbare Landschaften präzise erfasst werden. Aus den Bilddaten der Drohnenflüge lassen sich 3D-Modelle erstellen, die für eine maßstabsgerechte Vermessung genutzt und visuell attraktiv für die Kundschaft aufbereitet werden können.

Werkzeugausgabe Station

Diese funktioniert in etwa, wie eine Packstation, nur dass Werkzeuge, Geräte und Materialien enthalten sind, die mit einem Tag beziehungsweise Transponder bestückt sind. Tags sind Markierungen, die wie Chips bei Haustieren funktionieren. Sie enthalten Informationen, die mit entsprechenden Geräten ausgelesen werden können. Zum Beispiel können Mitarbeiter bei Bedarf ein Gerät mit Hilfe eines Ausweises, der ebenfalls einen Tag trägt, einfach mitnehmen. Das System erkennt, wer welches Gerät führen darf, es speichert, wer es wo und wie lange genutzt hat und wann es an der Zeit ist, das Gerät zu warten oder auszutauschen. Die Daten können sofort mit in einem integrierten Warenwirtschaftsund Abrechnungssystem verarbeitet werden. Es werden also immer alle Materialien vorrätig sein.

Software zum Erstellen und Auswerten von Plänen/ Modellen

Es werden verschiedene Software-Lösungen zum Planen und Modellieren gezeigt. Die Möglichkeiten reichen von schlanken Programmen zur Ermittlung von Materialmengen und Aufmaß aus Plänen und Fotos, über Lösungen mit integrierten Produkt-Datenbanken für die Planung bis zu umfangreicher CAD- und CAM- (Computer Aided Manufacturing) Software. Solche Software ermöglicht es, aus digitalen Vermessungsund Planungsdaten präzise Pläne und 3D-Aufmaße zu erstellen und das Ergebnis in visuell ansprechenden, fotorealistischen Bildern oder als 3D-Panoramen zur Betrachtung auf Smartphone, Tablet oder PC zu generieren. Auch die Kommunikation mit anderen Gewerken kann erleichtert werden, weil mit wenig Aufwand Pläne erstellt werden können, die nur die relevanten Informationen für die Zusammenarbeit enthalten.

Brillen zur erweiterten oder virtuellen Realität

VR-Brillen (virtual reality = virtuelle Realität) können genutzt werden, um 3D-Modelle tatsächlich „begehbar“ zu machen und den Kunden einen Einblick in das Arbeitsergebnis zu erlauben, noch bevor mit der Arbeit vor Ort begonnen wurde. Wer die Brille aufsetzt, kann damit quasi in die Welt nach Vollendung des Bauwerks „eintauchen“ und darin herumlaufen.

AR-Brillen (augmented reality = erweiterte Realität) funktionieren über das Einblenden von 3D-Bildern, von Objekten oder Menschen, ähnlich einem Hologramm, im Sichtfeld der Brille, wobei die echte Umwelt noch zu sehen ist. Die Nutzung der AR-Brillen ist nicht nur für Kunden spannend, sie sind auch für Bauarbeiten und Wartungsarbeiten nützlich: Beispielsweise können Anleitungen per AR-Präsentationen erstellt werden oder Gesprächspartner von außerhalb auf die Baustelle „geschaltet“ werden. Diese sehen auf ihrem Rechner das Gleiche, wie der Mitarbeiter auf der Baustelle und können die Arbeit aus der Ferne anleiten. Die Hände bleiben frei, um Anweisungen direkt umzusetzen – es muss also nicht immer jede Baustelle angefahren werden.

VR- und AR-Programmierservices

Es gibt verschiedene Entwicklungen, um Bauwerke, Objekte und Anweisungen per VRoder AR-Darstellung zu erstellen. Diese müssen nicht unbedingt über eine Datenbrille geschehen, denn die Entwickler haben auch AR-Programme für die Nutzung mit dem Tablet oder Smartphone im Angebot.

Apps und Software zur Erleichterung der Baudokumentation und Kommunikation

Viele Apps und Programme bieten Möglichkeiten, das Arbeitsleben digital zu erleichtern, ohne eine komplexe Digitalisierung aller betrieblichen Abläufe nach sich zu ziehen. Oft können sie auch als Erweiterungen in bestehende Systeme eingebunden werden. Möglich ist zum Beispiel eine einfache, schlanke Baustellendokumentation via Foto, mit der die Baustellenbilder synchron im Team verwaltet und mit Zusatzinformationen versehen werden können. Dabei übernimmt die App automatisch viele Eingaben, die sonst manuell gemacht werden müssten, wie etwa die Zuordnung eines Fotos zu den zugehörigen Adressdaten, also die genaue Verortung auf der Baustelle. Es gibt aber auch umfangreiche Bautagebücher, die sich per App führen lassen. Verschiedene Software-Lösungen verbinden die Foto-Dokumentation mit einer Vielzahl anderer Funktionen, wie etwa Dokumentierung von Personal-, Material- und Maschinen-Einsatz, Wetterdaten und Adressbüchern. Mit dem Smartphone oder Tablet erfasste Daten lassen sich im Büro weiterverarbeiten. Dort können zum Beispiel Übersichten über die Baustellen erstellt oder die Einsatzplanung sowie Lohnabrechnung erledigt werden. Meist besteht auch die Möglichkeit, die Daten in PDF-Dateien und/ oder im CSV-Dateiformat zu exportieren.

Software für vorwiegend kaufmännische Tätigkeiten

Auch für die kaufmännischen Arbeiten beim Bauen besteht die Möglichkeit, von den unterschiedlichen Softwarepaketen verschiedener Anbieter Gebrauch zu machen. Für kleinere Handwerksunternehmen gibt es zum Beispiel Basis-Lösungen, mit denen die laufenden Projekte strukturiert verwaltet werden sowie Angebote, Rechnungen, Material- und Adressverwaltung einfach erledigt werden können. Je nach Bedarf kann dies um Funktionen aufgestockt werden, wie etwa Kalkulation, Terminplanung, Lagerverwaltung, Auftragsvorlagen, Zeiterfassung, Lohnabrechnung sowie 3D-Planungen. Aber auch bei der Erstellung des Aufmaßes und daraus für die Ermittlung von Materialbedarf, Angebot und Kalkulation kann manche Softwarelösung behilflich sein.

Tablets auf der Baustelle

Auf der Baustelle herrschen nicht die besten Bedingungen zum Umgang mit empfindlichen Geräten, wie einem Tablet. Unempfindliche Tablets, speziell für den OutdoorArbeitsalltag auf Baustellen, können Stürze und einen gröberen Umgang verkraften. In der Regel sind sie solide ummantelt, allwettertauglich und mit Handschuhen noch gut zu bedienen. Manche haben auch ein passives Kühlsystem, das dem Baustellenstaub trotzen kann. Diese robusten Tablets können mit einer zielgerechten Ausstattung an die spezifischen Ansprüche und Arbeitsumgebungen angepasst werden. Kameras für die Baustellendokumentation und Kommunikation etwa, sind Standard bei den Geräten. Nützliche Anwendungen, wie zum Beispiel eine Videoanruf-Funktion oder Scanner für das Lesen von Barcodes und RFID-Chips (Radiowellenerkennung) können nach Belieben installiert werden.

Nach den Terminen für den Innovationspfad

Für alle, die den Innovationspfad nicht live erleben können, gibt es ein Video zum Innovationspfad unter https://handwerkdigital.de/downloads/filme/. In diesem werden alle digitalen Werkzeuge vorgestellt, das Erlebnis sehen ist also möglich, leider aber nicht das Erlebnis durch Anfassen und Ausprobieren, auch wenn technisch schon viel machbar ist.

Was umfasst das Angebot noch?

Für Unternehmen: Ende des Jahres 2018 bietet das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk | Digitales Bauen in den Bildungszentren des Baugewerbes e. V. und an der Bayerischen BauAkademie kostenlose Schulungen zu dem Themenbereich Einsatz von digitalen Werkzeugen im Betrieb an. Im ersten Schritt sind dies folgende vier Module für Entscheider in Unternehmen:

  • Das digitale Bauunternehmen – Strategieworkshop [ M2.1]
  • Prozessmanagement [M 2.2]
  • Projekte digital abwickeln – Softund Hardware auswählen [M 2.3]
  • BIM – Eine Chance für Bauund Ausbaugewerke [M 2.4]

Für Multiplikatoren stehen Konzepte des Handwerks zur Verfügung. Hierzu findet vom 26. bis 28. November 2018 in den Bildungszentren des Baugewerbes e. V. in Krefeld eine Schulung statt. Anmeldungen können über BISTECH vorgenommen werden.

Über das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk

Das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk unterstützt den handwerklichen Mittelstand bei der Erschlie- ßung technischer und wirtschaftlicher Potenziale, die sich aus der digitalen Transformation für das Handwerk ergeben. Es stellt den Entscheidungsträgern und Fachexperten des Handwerks praxisnahe Informations-, Qualifikationsund Unterstützungsangebote zur Verfügung, die in fünf sogenannten Schaufenstern entwickelt und illustriert werden. Es ist Teil der Förderinitiative „Mittelstand 4.0 – Digitale Produktionsund Arbeitsprozesse“, die im Rahmen des Förderschwerpunkts „Mittelstand-Digital – Strategien zur digitalen Transformation der Unternehmensprozesse“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert wird. Weitere Informationen finden Sie unter www.handwerkdigital.de.