Teil III: Zugänglichkeit von Gesundheitsdienstleistungen und Kulturangeboten

Eckhard Feddersen

Wege für Alle – Zugänglichkeit von Gesundheitsdienstleistungen

Im Zuge des demografischen Wandels kommt der einfachen Zugänglichkeit von Gesundheitsdienstleistungen eine immer größere Bedeutung zu. Der Anteil der mobilitätseingeschränkten Menschen an der Bevölkerung wird steigen. Gleichzeitig erleben wir eine stärkere räumliche Konzentration von Gesundheitsdiensten. Die Wege für Patientinnen und Patienten werden länger. In vielen strukturschwachen Räumen kann inzwischen von einer Unterversorgung gesprochen werden, insbesondere bei der fachärztlichen Versorgung.

Die Zugänglichkeit von Gesundheitsdienstleistungen entscheidet sich auf drei räumlichen Ebenen. Die erste Ebene ist die der Lage: Welche Qualitäten zeichnen einen guten Standort aus? Weiter geht es um die bauliche Einbindung in das unmittelbare Umfeld und die Erreichbarkeit. Innerhalb der Gebäude entscheiden Eingangssituationen, Foyers und Lösungen für die interne Erschließung über eine gute Zugänglichkeit. Diese Aspekte werden an zwei Beispielen erläutert. Im städtischen Kontext wird dies das Tilly-Center des Kompetenzzentrums für Menschen mit Demenz in Nürnberg sein. Anhand des Medizinischen Versorgungszentrums in Rothenburg in der Oberlausitz wird ein Beispiel aus dem ländlichen Raum vorgestellt.

Tilly-Center des Kompetenzzentrums für Menschen mit Demenz in Nürnberg

Integriert in das neue Wohngebiet Tillypark im Südwesten von Nürnberg bietet die Diakonie Neuendettelsau eine Kette vorbeugender, medizinischer, therapeutischer sowie pflegerischer Versorgung und Beratung an. Das Ziel des Projekts ist eine wohnortnahe Versorgungskette „unter einem Dach“. Das Tilly-Center bildet als fünfgeschossiger Kopfbau zur Straße ein prägnantes städtebauliches Zeichen. Hier befinden sich Facharztpraxen mit dem Schwerpunkt Altersmedizin. Die Alzheimer Gesellschaft und die Angehörigenberatung e.V., die bereits an unterschiedlichen Orten in Nürnberg Unterstützung für an Demenz erkrankte Menschen anbieten, arbeiten hier vernetzt und nutzen Synergien. Räume für Gedächtnistraining und öffentliche Veranstaltungen fördern Prävention und Information der Öffentlichkeit.
Das Tilly-Center liegt 160 Meter von der nächsten U-Bahn-Station entfernt und ist damit ideal an den öffentlichen Nahverkehr Nürnbergs angebunden. Rampen erschließen das Gebäude barrierefrei. Eine Apotheke und eine Bäckerei im Erdgeschoss des Gebäudes bieten einen Mehrwert für das Quartier. Das einladend transparente Foyer öffnet das Haus in den umgebenden Stadtraum. Ein Empfangstresen und eine Übersichtstafel geben Besuchern Orientierung und unterstreichen den niedrigschwelligen Charakter des Centers. Rollstuhlgerechte Fahrstühle übernehmen die vertikale Erschließung der Etagen.

Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) in Rothenburg

Die Notwendigkeit für das neue MVZ in Rothenburg in der Oberlausitz ergab sich aus der Situation der medizinischen Versorgung in der Region. Viele Ärzte haben die Pensionsgrenze erreicht und finden nur schwer Nachfolger für ihre Praxen.
Der Bau besteht aus drei runden Raumkörpern, die auf zwei Geschossen die Praxisräume umgeben. Dazwischen liegt als transparenter, fließender Raum eine Verweilzone. Im Innern hat der Besucher, während er durch das Gebäude geht, die Wahl zwischen unterschiedlichen räumlichen Atmosphären: Entspannung in der Lounge, Information an Terminals, Anregung im Sinnesgarten und Spielen im Kindergarten. Im Gegensatz zur Offenheit des Foyers bieten die umschlossenen Praxisräume einen intimen und geschützten Bereich für das Gespräch zwischen Arzt und Patient. Die funktionalen Abläufe geben eine klare Anordnung der Praxisräume vor: Sichtachsen zwischen den Raumvolumen binden sie zu einem Gebäude zusammen, kurze Wege sorgen für eine gute Orientierung.

Ärzte verschiedener Fachrichtungen und eine Apotheke bieten ein breites Angebot. Neben der allgemeinärztlichen Praxis sind eine Dermatologin, ein Gynäkologe und eine HNO-Ärztin am Standort tätig. Auch ein Zahnarzt hat sich in dem Gebäude niedergelassen. Das macht direkte Konsultationen zwischen den behandelnden Medizinern und interdisziplinäre Behandlungen der Patienten möglich. Das MVZ erspart lange Wege, Wartezeiten und unnötige Wiederholungen von Anamnesen, in denen die Vorgeschichte einer Erkrankung erhoben werden. Für angestellte Ärzte ist das MVZ ein attraktiver Arbeitsplatz. Ohne sich an den Investitionen zu beteiligen, profitieren sie von der Entlastung des Verwaltungsaufwandes durch die Administration des Trägers. Auch Krankenkassen können durch die zentrale Aufnahme und Labordienstleistungen Kosten senken.

Ärzte verschiedener Fachrichtungen und eine Apotheke bieten ein breites Angebot. Neben der allgemeinärztlichen Praxis sind eine Dermatologin, ein Gynäkologe und eine HNO-Ärztin am Standort tätig. Auch ein Zahnarzt hat sich in dem Gebäude niedergelassen. Das macht direkte Konsultationen zwischen den behandelnden Medizinern und interdisziplinäre Behandlungen der Patienten möglich. Das MVZ erspart lange Wege, Wartezeiten und unnötige Wiederholungen von Anamnesen, in denen die Vorgeschichte einer Erkrankung erhoben werden. Für angestellte Ärzte ist das MVZ ein attraktiver Arbeitsplatz. Ohne sich an den Investitionen zu beteiligen, profitieren sie von der Entlastung des Verwaltungsaufwandes durch die Administration des Trägers. Auch Krankenkassen können durch die zentrale Aufnahme und Labordienstleistungen Kosten senken.

Das Medizinische Versorgungszentrum liegt am Rand des Ortskerns von Rothenburg und wird direkt von den regionalen Buslinien angefahren. Es ist damit auch für Patienten aus den umliegenden Gemeinden gut zu erreichen. Parkplätze sind in ausreichender Zahl in unmittelbarer Nähe vorhanden. In nur 400 Metern ist der Marktplatz zu erreichen. Diese Distanz ist auch für viele ältere Menschen noch zu überwinden. So kann der Besuch des MVZ mit Erledigungen in der Ortsmitte verbunden werden. Direkt gegenüber dem Zentrum befinden sich die Anlagen des Martinshof Rothenburg Diakoniewerks, das hier an seinem Hauptstandort ein breites Wohnund Beschäftigungsangebot für Menschen mit Behinderungen, Pflegebedürftige und Jugendliche vorhält. Der Standort des MVZ knüpft damit an eine soziale Tradition in Rothenburg an.

Das MVZ selbst ist ebenerdig und damit barrierefrei zu erreichen. Eine Stele mit Hinweistafeln informiert den Besucher vor der Einrichtung über die Arztpraxen innerhalb des Gebäudes. Im Innern sorgen die drei Raumkörper für eine klare Orientierung. Auf jeder Etage entspricht ein Körper einer Praxis. Die unterschiedliche Farbgebung unterstützt die Orientierung. Die Erschlie- ßung des Obergeschosses wird durch einen rollstuhlgerechten Aufzug gewährleistet.

Ausblick

Beide Einrichtungen entsprechen in ihrer Lage und ihren baulichen Strukturen den Anforderungen des jeweiligen Standorts und den Bedürfnissen ihrer Nutzer. Bei Neubauten ist dies oft auch mit überschaubarem Aufwand möglich. Die gro- ßen Herausforderungen liegen in bereits bestehenden Gebäuden. Maßnahmen zur barrierefreien oder auch nur barrierearmen Erschließung sind meist mit hohen Kosten verbunden, die von den Leistungserbringern im Gesundheitswesen oft nicht übernommen werden. Hier steht eine gesellschaftlich dringend notwendige Lösung noch aus.

Wir benötigen bezahlbare Lösungen, die Menschen mit Einschränkungen ein Höchstmaß an Mobilität und damit Selbstbestimmung und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Design für Alle bietet diesen umfassenden Ansatz. Die selbstbestimmte Lebensführung eines Menschen steht dabei im Vordergrund, unabhängig von Alter, Bildungsund Wohlstand. Design für Alle propagiert eine Formgebung von Alltagsgegenständen und der gebauten Umwelt, die für jedermann nutzbar ist, und zwar im Kleinen wie im Großen, von der Türklinke bis zum Wohnumfeld. Die flexible und vielseitige Nutzung des öffentlichen Raumes ist eines der wesentlichen Grundprinzipien. Design für Alle orientiert sich nicht an festen Normen, es handelt sich eher um eine generelle Entwurfshaltung. Diese Flexibilität macht es für die generationengerechte Gestaltung unserer gebauten Umwelt unverzichtbar.

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