Köln – eine Stadt für Alle: Gestaltungshandbuch für die Innenstadt
Caroline Wagner
Anlass für diese Arbeit ist der Zustand des öffentlichen Raumes in der Stadt Köln. Im Bestand präsentiert sich die Innenstadt als Folge von Einzelgestaltungen, deren Datierung sich an Hand ihrer Einordnung in die Moden der Zeit feststellen lässt. Der verbleibende Raum wird durch eine einfache, an der Basis des Möglichen orientierte Gestaltung zusammen gehalten. Die Flächen sind insgesamt durch eine rege Bautätigkeit im Laufe der Jahre in einem restaurierten Zustand, so dass die Notwendigkeit, sich des öffentlichen Raumes anzunehmen, auf der Hand liegt. Die Stadt Köln möchte beginnen, im Rahmen einer qualitätvollen Weiterentwicklung auch die Flächen, die die hoch frequentierten, individuell gestalteten Räume, wie z. B. Fußgängerzonen und große Plätze, umgeben, sukzessive in ihrem Erscheinungsbild zu verbessern und weiterzuentwickeln.
Das Instrument dazu ist das Gestaltungshandbuch für die Innenstadt, das durch seine modulare Struktur sowohl stadträumlich als auch thematisch fortgeschrieben werden kann.
Seit Januar 2010 erarbeitet das Büro Rehwaldt Landschaftsarchitekten aus Dresden das Gestaltungshandbuch für die Kölner Innenstadt. Der Prozess wird von einer ämterübergreifenden Arbeitsgruppe unterstützt und durch das Stadtraummanagement begleitet. An erweiterten Arbeitskreissitzungen, die Akteure außerhalb der Verwaltung umfassen, nehmen unter anderem Vertreter der Behindertenverbände und die Behindertenbeauftragte der Stadt Köln teil.
Das Gestaltungshandbuch macht Aussagen zu Standardsituationen, deren Gestaltung in der Zuständigkeit der Stadt Köln liegt. Die Kontinuität wahrend, greift das Gestaltungshandbuch den Bestand auf, verändert aber die Qualität der Materialien, strafft die Organisation und klärt wichtige Leitdetails. Eingriffe in besondere Räume, wie z. B. Fußgängerzonen aber auch Plätze, werden als Sondersituationen durch das Gestaltungshandbuch nicht erfasst.
Das Handbuch unterscheidet sechs unterschiedliche Raumtypen: Innenstadt allgemein, Innenstadt historisch, Innenstadt Kernbereich, Innenstadt Neustadt, Ringe und Rheinufer. Der städtebauliche Masterplan für die Kölner Innenstadt leistete bei der Raumbildung eine wichtige Hilfestellung. Die Karte des Aktionsraums für den Masterplan, auf der sich die Schnittmengen der Interventionsräume abbilden, zeigt wie ein Scherenschnitt, an welchen Orten höchste Sensibilität und damit eine besondere Gestaltung erforderlich ist und welche Flächen diese Räume einrahmen.

Das Gestaltungshandbuch definiert die Ausbildung dieser Räume. Mit ihrer sehr kleinteiligen baulichen und stadträumlichen Struktur, die auf dem mittelalterlichen Stadtgrundriss fußt, stellt die Altstadt andere Anforderungen an den öffentlichen Raum als beispielsweise der Kernbereich der Innenstadt. Dieser Bereich zeichnet sich durch eine sehr große Nutzerfrequenz aus und umfasst den Geschäftsbereich der Innenstadt. Demgegenüber stehen die Wohnquartiere der Altstadt und der gründerzeitlichen, auf dem Plan von Stübben basierenden Neustadt. Mit den Ringen und dem Rheinufer gibt es zwei weitere das Bild der Stadt prägende Räume, deren Gestaltung im gesonderten Verfahren erarbeitet wird. Eines davon ist die im Dezember abgeschlossene Planungswerkstatt Ringe, in deren Kontext die Planungsgrundsätze für die Kölner Ringstraße definiert wurden. Aus dem Bestand werden für jeden Raumtyp Gestaltungsleitlinien abgeleitet und in Varianten erarbeitet. Aufbauend auf die gewünschte städtebauliche Qualität werden dann die Details entwickelt. Ergänzend werden den Räumen Oberflächen, Beleuchtungs- und Ausstattungselemente zugeordnet. Dem Anwender eröffnet sich damit über die Definition des Raumtyps eine Auswahl an Gestaltungsmöglichkeiten, zu verwendenden Materialien und Ausstattungselementen.
Im Folgenden sollen einige wichtige Leitdetails erläutert werden. Im Raumtyp Innenstadt Allgemein können im Wesentlichen die auf die anderen Räume übertragbaren Gestaltungsgrundzüge erläutert werden. Von der Gebäudekante ausgehend, deren Vor- und Rücksprünge durch Mosaikpflaster aufgenommen werden, wird eine quadratische Betonplatte im Format 30 cm x 30 cm quer zur Laufrichtung verlegt. Dieser Plattenbelag soll in Anlehnung an den Belag der 50er Jahre wieder eine starke Basaltvorsatzschale bekommen und bildet dann mit einem breiten Betonbord den nötigen Kontrast zur asphaltierten Fahrbahn.
Eine wichtige Anforderung der Sehbehinderten und Blinden ist die taktile und optische Abtrennung des fuß- wegbegleitenden Radweges. Neben einer unterschiedlichen Farbgebung für die beiden Funktionen soll im Rahmen der Bemusterung ermittelt werden, ob der geplante zweireihige kontrastreiche Kleinpflasterstreifen aus Naturstein diese Funktion erfüllen kann.

Im Gegensatz zu den Absenkungen an den Querungsstellen soll an den weniger stark frequentierten Grundstückszufahrten der Bord nicht abgesenkt werden, sondern der Niveauunterschied mit Hilfe eines Rampenbordes überbrückt werden. Diese Lösung hat den Vorteil, dass auf ein starkes Quergefälle im gesamten Gehwegbereich verzichtet werden kann. Dieses stellt heute besonders für Rollstuhlfahrer und Rollatornutzer aber auch Kinderwagen ein Problem dar, da dieser Seitendrift immer ausgeglichen werden muss.
Bevor die Verwendung der neuen Materialen beschlossen wird, sollen diese vorab in Form einer Bemusterung beispielhaft im Stadtraum gezeigt werden. Die Bemusterung erfolgt auf der Basis des Entwurfs des Gestaltungshandbuches für die Kölner Innenstadt. Neben den neuen Materialien sollen auch Möblierungs- und Ausstattungselemente wie Bänke, Abfallbehälter und Poller bemustert werden. Im Kontext der neuen Materialien werden zusätzlich die Beläge zur Barrierefreiheit modifiziert präsentiert und in ihrem Kontrast zu den vorgeschlagenen Materialien dargestellt. Die in den einzelnen Raumtypen angegebenen Lösungen zur Barrierefreiheit werden unter Einbeziehung der Behindertenbeauftragten und Vertretern der Behindertenorganisationen überprüft und abgestimmt.
Parallel wurden bereits im Herbst 2011 in Form einer gesonderten Bemusterung die Details der verwendeten Noppenplatten überarbeitet. Die nach einer Abstimmung mit den Behindertenverbänden seit dem Jahr 2008 verwendete Noppenplatte führte bei Gehbehinderten, Rollatornutzern und Rollstuhlfahrern wiederholt zu Kritik, so dass eine neue Platte zum Einsatz kommen soll. Zu diesem Zweck wurden Standardplatten, die sich innerhalb des durch die DIN 32984 gegebenen Korridors bewegen, bemustert und durch Bürger mit unterschiedlichsten Behinderungen getestet. Als Ergebnis hat sich eine Platte herauskristallisiert, die für alle Nutzergruppen einen guten Kompromiss darstellt.
Durch die Umsetzung der Vorgaben des Gestaltungshandbuches im Rahmen des kontinuierlichen Bauens wird sich die Gestaltund Nutzungsqualität in der Innenstadt in den kommenden Jahren für alle Nutzergruppen erheblich verbessern.
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