In dieser Reihe stellen wir Ihnen die Mitglieder des RKW Fachbeirates Unternehmensführung und Innovation vor. Hierfür haben wir die Beiratsmitglieder um eine Einschätzung zu unserem Jahresthema 2025 „Nachhaltig Wirtschaften“ gebeten.
Herr Papenfuß, bitte beschreiben Sie kurz, was Sie in Ihrem „richtigen Leben“ beruflich machen.
Nach ersten Berufsjahren im Controlling bei Energieunternehmen bin ich in die Beratung von KMU gewechselt. Erst einige Zeit bei einer Auslandshandelskammer, dann ab 1995 als Leiter des Referats Unternehmensführung/Koordination der Betriebsberatung beim Zentralverband des Deutschen Handwerks. Meine Aufgaben sind dort die
- Koordinierung des Beratungswesens der Handwerksorganisation,
- Gründungs- und Nachfolgepolitik,
- Entwicklung von Beratungsförderinstrumenten sowie
- betriebswirtschaftliche Fragestellungen im Handwerk, u.a.: Gründungs- und Übergabeprozesse, Wertermittlung, Krisenmanagement, Personalführung, Qualitätssicherung im Handwerk.
Die Sicherstellung eines möglichst schwellenfreien Zugangs zu für KMU passende Beratungs- und Unterstützungsangebote ist für mich eine der wichtigsten Aufgaben der Wirtschaftsförderung, die ich nun seit 30 Jahren mit Engagement verfolge.
Nachhaltigkeit ist ein zentrales gesellschaftliches Thema und zugleich Jahresthema des RKW. Welche persönliche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für Sie – und inwiefern spielt sie in Ihrem beruflichen Alltag eine Rolle?
Nachhaltigkeit ist ein wichtiges und durchaus berechtigtes Ziel, denn unsere natürlichen Ressourcen sind begrenzt und der sich deutlich abzeichnende Klimawandel verlangt ein Umdenken. Jedoch erfolgt bei diesem Thema eine Verknüpfung zu zahlreichen weiteren wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Forderungen – mit dem Ergebnis, dass die Summe der Anforderungen komplex und kaum steuerbar ist. Zudem entsteht aus den einzelnen Maßnahmen eine Reihe an bürokratischen Pflichten, die kleinere Unternehmen überfordern. Erfolgreich sind unsere Bemühungen nur dann, wenn wir uns auf die wesentlichen Ziele beschränken und die Möglichkeiten der jeweiligen Betroffenen von Maßnahmen konsequent berücksichtigen.
Welche Bedeutung wird Ihrer Einschätzung nach das Thema Nachhaltigkeit künftig für den deutschen Mittelstand haben?
Wer nachhaltige Wirtschaft sucht, findet sie im Mittelstand. Diese Anstrengungen der KMU würden sich noch deutlich ausweiten lassen, wenn der Gesetzgeber weniger auf Vorschriften, sondern eher auf Förderung von Innovationspotenzial setzen würde. Zudem müssen die Preise für eher saubere Energien unterstützt werden, dafür könnten CO2-trächtige Energieträger verteuert werden.
Was ist Ihre Motivation für Ihr Engagement im Fachbeirat Unternehmensführung und Innovation?
Ich bin seit Ende der 90er Jahren in diesem Beirat bzw. seinen Vorläufergremien, und das immer sehr gerne. Zum einen konnte man handwerkspolitische Gesichtspunkte in die RKW-Projekte einbringen, zum anderen war der organisationsübergreifende Austausch in diesem Kreis nützlich für meine eigenen Vorhaben. Auch die Mischung von Mitgliedern aus Unternehmen und Wirtschaftsorganisationen bzw. Behörden ist sehr wertvoll. Ich kann jedem empfehlen, sich in derartigen organisationsübergreifenden Gremien einzubringen.
Über den Fachbeirat Unternehmensführung und Innovation
Der heutige RKW-Fachbeirat „Unternehmensführung und Innovation“ ist eines der ältesten Gremien des RKW. Bis Anfang 2007 führte der Fachbeirat den Namen „Bundesausschuss Betriebswirtschaft“ (BBW), der bereits am 21. Juli 1953 gegründet wurde. Gründungsmitglieder waren 40 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gewerkschaften, beratenden Berufen und den beteiligten Bundesministerien.
1953, das Jahr in dem der Koreakrieg mit einem Waffenstillstand endet, Josef Stalin stirbt und Elizabeth II. zur Königin gekrönt wird. In Deutschland wird die Adenauer-Regierung bei den Wahlen zum zweiten deutschen Bundestag bestätigt und in der DDR kommt es zum Arbeiteraufstand, der niedergeschlagen wird.
In den über siebzig Jahren seines Bestehens ist der Fachbeirat in seiner Programmatik stets am Puls der Zeit geblieben. Lagen in den ersten Jahrzehnten die fachlichen Schwerpunkte auf den Themen Betriebsvergleich, Planungsrechnung, Unternehmensplanung und Kooperationsförderung, setzte er später seine Akzente auf betriebswirtschaftliche Arbeiten in der Unternehmensführung, Strategieentwicklung und im Kooperationsmanagement. In den 90-er und 2000er Jahren befasste sich der Beirat unter anderem mit Fragen des Controllings, der Finanzierung und der Förderung von Innovation. Seitdem spielen u.a. Themen wie Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeit und Digitalisierung wichtige Rollen in der Arbeit des Fachbeirats.
Das RKW Kompetenzzentrum dankt dem Fachbeirat „Unternehmensführung und Innovation“ herzlich für sein Engagement und seine wertvollen Impulse. Denn die Fachbeiräte des RKW waren immer und sind bis heute wichtige Beratungsgremien für die entsprechenden fachlichen Organisationseinheiten des RKW und unterstützen sie in ihrer Arbeit. Dafür ist der Fachbeirat mit erfahrenen Expertinnen und Experten besetzt, die wir Ihnen in dieser Serie vorstellen möchten.