Am 22. Mai hat das RKW Kompetenzzentrum in Kooperation mit dem Startup Incubator Berlin, dem Gründungszentrum der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin), einen zweistündigen Online-Workshop durchgeführt. Ziel war es, Kommunikationsideen zu entwickeln die dazu beitragen können, mehr junge Menschen, insbesondere Studentinnen und Absolventinnen auf die Gründungslehre und -angebote von Hochschulen sowie deren Gründungszentren und -inkubatoren aufmerksam zu machen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren Personen aus dem Leitungsteam von Gründungsinkubatoren an Hochschulen sowie von Gründungs- und Wirtschaftslehrstühlen an Hochschulen. Die Diskussionsgrundlage für den Workshop bildete die qualitative Studie des RKW Kompetenzzentrums „14 Ideen für eine erfolgreiche Ansprache von Frauen zum Thema Gründung“, die den Teilnehmenden in einem Impulsvortrag vorgestellt wurde und auf deren Basis die Ideenentwicklung stattfand. Der Workshop wurde von Katrin Jahnke und Sandra Thumm (Startup Incubator Berlin/HWR Berlin) und Dr. Natalia Gorynia-Pfeffer und Armin Baharian (RKW Kompetenzzentrum) moderiert und durchgeführt. Nachfolgend werden die Ergebnisse des Workshops dargestellt.
Ansprache: „Mund zu Mund Propaganda“ und digitale Kanäle
Studentinnen können an den Hochschulen zum Thema Gründung gut über Vorlesungen erreicht werden, indem die Angebote der Gründerzentren in allen Fachbereichen vorgestellt werden. Eine gendersensible Sprache sowie die Auswahl der Bilder, die alle Geschlechter repräsentieren, unabhängig von Herkunft und Hintergrund, spielen hier eine wichtige Rolle.
Zudem ist die „Mund zu Mund Propaganda“ ein wichtiger Kommunikationsweg. Die Teilnehmerinnen am EXIST-Programm oder an anderen Hochschulgründungsangeboten erzählen oft ihren Kommilitoninnen über ihre positiven Erfahrungen in den Programmen. Dadurch spricht sich das Thema Gründung als möglicher Karriereweg unter den Studentinnen herum. Auch Mentorinnen und Mentoren, die in die Gründungsprogramme oder Gründungslehre an den Hochschulen eingebunden werden, sorgen nicht nur für Aufmerksamkeit, sondern sind mit ihren oft gut ausgebauten Netzwerken, gute Partnerinnen und Partner um mehr junge Frauen auf die Angebote der Hochschulen im Bereich Gründung aufmerksam zu machen.
Grundsätzlich ist die Ansprache von Studentinnen über digitale Kanäle sehr erfolgreich. Ein Beispiel dafür ist ein Newsletter, der Informationen über mehrere Angebote, Wettbewerbe und Veranstaltungen zu Gründungsthemen für potenzielle Gründerinnen und Gründer aus verschiedenen Gründungszentren in Berlin enthält.
Themen: Künstliche Intelligenz ist im Trend
Bezüglich der Kommunikationsinhalte im Bereich Gründung sorgt bei den Studentinnen zum einen praktisches Gründungswissen für Aufmerksamkeit. Themen wie Buchführung und Steuern oder Finanzierung und Förderung sowie Marketing sind von hohem Interesse. In jüngerer Zeit generiert zusätzlich das Thema Künstliche Intelligenz eine hohe Nachfrage. Dabei sind sowohl Inhalte interessant wie durch Künstliche Intelligenz Prozesse effizienter und besser gestaltet werden können (z. B. Anwendung von Künstlicher Intelligenz zur Erstellung einer Webseite oder eines Marketingplans für ein Startup) als auch Beispiele wie Künstliche Intelligenz integraler Teil des Geschäftsmodells werden kann.
Orte: kreative Veranstaltungsorte und innovative Veranstaltungsformate
Neben den richtigen Themen können auch interessante Eventlocations mit dazu beitragen, dass junge Menschen auf das Thema Gründung aufmerksam werden. So konnte z. B. durch eine Gründungsveranstaltung, die im Sommer auf einem Boot stattgefunden hat, ein hohes Interesse geweckt werden. Gleiches gilt für eine Veranstaltung, die zusammen mit der Frauen Fußballmannschaft der Stadt durchgeführt wurde. Auch das Vernetzungs-Format einer „Weihnachtsfeier“ für Solo-Gründerinnen hat hohen Zuspruch erhalten. Zudem sind Podcasts zum Thema Gründung, die von Studentinnen und jungen Frauen zeitlich flexibel angehört werden können, ein guter Weg um Aufmerksamkeit für die Forschung und die Gründungsangebote an Hochschulen zu erzeugen. Ein hoher Andrang konnte auch durch eine „Entrepreneurship Summer School“ erzeugt werden, in der Bachelorstudentinnen lernen konnten wie eine App programmiert wird – und durch diese Vermittlung von Digitalisierungsskills auch auf das Thema der Gründung aufmerksam gemacht werden. Auch ein Selbstverteidigungskurs für Studentinnen hat sich als sehr zielführend erwiesen. Dadurch konnte an einer Hochschule die Teilnahme von Studentinnen an einem Gründungs-Pitch-Event gesteigert werden. Darüber hinaus hat sich der Selbstverteidigungskurs positiv auf das Selbstvertrauen der Studentinnen ausgewirkt.
Gründungsveranstaltungen nur für Studentinnen
Veranstaltungen und Lehrformate zum Thema Gründung, die nur für Studentinnen ausgerichtet werden, haben sich an einigen Hochschulen als guter Ansatz erwiesen um auch bei nicht geschlechtsspezifischen Formaten zum Thema Gründung die Anzahl der Teilnehmerinnen zu erhöhen. Dabei können auch generell für beide Geschlechter offene Gründungs(lehr)angebote in einzelnen Sonderterminen nur für Studentinnen angeboten werden. Eine Hochschule konnte z. B. durch eine „Female Edition“ ihres Veranstaltungsformats „Lean Startup Sprint“ das generelle Interesse und die Teilnahme von Studentinnen an Gründungsangeboten der Hochschule steigern.
Vernetzung von Studentinnen und Hochschulen untereinander ist Erfolgsfaktor
Generell sollten Gründerinnenteams an den Hochschulen dafür sensibilisiert werden, dass vielfältige Teams oft erfolgreicher, kreativer und innovativer sind. In einigen Förderprogrammen werden nur Gründungsteams gefördert und insbesondere im Startup-Bereich, in dem Teamgründungen die Norm sind, haben gründungsinteressierte Studentinnen den Wunsch gemeinsam mit anderen zu gründen. Deswegen hat sich die Vernetzung von gründungsinteressierten Studentinnen untereinander an den Hochschulen als Erfolgsbaustein erwiesen.
Gleichzeitig ist der regelmäßige Austausch zwischen den Gründungszentren an den Hochschulen sehr gewinnbringend. Gut funktionierende Formate für Studentinnen im Bereich Gründung können so gegenseitig übernommen werden. Zudem steigern Kooperationen zwischen Hochschulen die Aufmerksamkeit und somit erreichen sie eine breitere Zielgruppe sowie eine wirksame Anzahl von potenziellen Gründerinnen. So konnte z. B. mit einem hochschulübergreifenden Pitch-Event im Rahmen des EXIST-Women-Programms auf der Gründungsmesse deGUT das Thema der wissensbasierten Gründungen durch junge Frauen in das Rampenlicht gestellt werden.
Mehr Inhalte vom RKW Kompetenzzentrum zum Thema Frauen und Gründung – Hier geht es weiter: Erkenntnisse zur Ansprache von Frauen zum Thema Gründung sind auf der RKW Webseite hier zusammengefasst.
Das Themenheft Female Entrepreneurship gibt gründungsunterstützenden Akteuren im Ökosystem, wie z. B. Universitäten oder Hochschulen Impulse, die die tägliche Arbeit mit Frauen bereichern und von der Sensibilisierung bis hin zur Gründungsbegleitung Anwendung finden können. Die Publikation ist gemeinsam mit dem RKW-Fachbeirat Gründung entstanden.
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