Generation Y – ein Schreckgespenst für Chefs?

Antiautoritär, ökobewegt, langhaarig. Emanzen, Sponties, Revoluzzer, Hippies oder Gammler  – mit welchen Etiketten wurden wir nicht alles belegt. Leicht zu führen waren wir sicher nicht. Aber das waren unsere Eltern auch nicht. Noch keine nachfolgende Generation war so wie die der Eltern. Und das ist gut so!

Wäre das Alter so weise – ohne die Torheit der Jugend?

so lautet ein Aphorismus, den mein Vater gern zitierte. Oder moderner formuliert: Wenn die Jungen nicht alles in Frage stellen würden, was die Alten gut finden, gäbe es keine Innovationen. Altersgemischte Teams, so lehrt die Managementwissenschaft, sind produktiver und innovativer als homogene.

Mal ehrlich: Die Generation Y sind unsere Kinder!

Wir Babyboomer waren immer viele, 40 und mehr Kinder in der Klasse. Unsere Eltern waren mit dem Wirtschaftswunder beschäftigt – und begegneten uns mit wohlwollender Nichtbeachtung. Wir haben früh gelernt, uns durchzusetzen  gegen die Konkurrenz unter Geschwister, Klassenkameraden, beim Numerus Clausus … .

Und unsere Kinder? Sie hatten stets unsere volle Aufmerksamkeit und die der wachsenden Zahl von Großeltern in unseren Patchworkfamilien, sie lernten in kleinen Klassen, standen stets im Mittelpunkt. Was Wunder, dass sie auch im Berufsleben mehr Aufmerksamkeit für sich einfordern?

Wir haben sie zu der "gefürchteten" Generation Y gemacht.

Trotzdem: Die unterschiedlichen Einstellungen zu kennen, schadet keiner Führungskraft

Wir haben gelernt:

Erst die Arbeit – dann das Vergnügen.

Für unsere Kinder gilt:

Die Arbeit muss Spaß machen!

Vorgesetzte müssen kapieren, dass das kein Widerspruch ist. Denn was heißt denn "Spaß"? Folgt man aktuellen Umfragen über Erwartungen und Wünsche Jugendlicher an ihre berufliche Zukunft, findet man hohe Zustimmungswerte zu Aussagen wie:

  • Der Beruf soll den eigenen Fähigkeiten und Neigungen entsprechen.
  • Der Beruf soll mir Selbstverwirklichung ermöglichen.
  • Der Beruf soll abwechlungsreich sein.
  • Die Arbeit soll sinnvoll sein.

Man kann also sagen: Spaß macht es, etwas Sinnvolles zu tun, was einem liegt und was einen nicht langweilt. Perfekt! Denn jemand der das über seine Arbeit sagen kann, ist meistens auch motiviert und leistungsbereit – und zwar unabhängig von der Generation.

Wir sind bestenfalls "Einwanderer" in das World-Wide Web, wuchsen mit einem "Gastarbeiter-Syndrom" auf. Unsere Kinder sind wahre Eingeborene des globalen Dorfes. Es würde sie stark stören, mit veralteter Technik arbeiten zu müssen. Wem der älteren wäre das egal? Junge sind vernetzt mit Gleichgesinnten – nebenan, weit weg, im Heimatland oder auf der anderen Seite der Welt. Sie reisen nach Thailand wie unsere Eltern in den Bayerischen Wald. Wir haben ihnen das Reisen beigebracht, denn auch wir wollten die Welt kennen lernen und nahmen die Kinder in der Kraxe auf dem Rücken mit nach Gomera, nach Kuba oder stromerten im VW-Bus durch Südfrankreich oder über die Route 66.

Immer pünktlich sein zu müssen, würde viele Jugendliche stören. Aber auch die älteren Mitarbeiter rufen laut nach flexiblen Arbeitszeiten, weil sie die Voraussetzung dafür sind, dass sich Beruf und Privatleben unter einen Hut bringen lassen. 88 Prozent der Berufstätigen fordern das, alte wie junge.

So verschieden sind die Einstellungen gar nicht

Mein Fazit: Das Gerede um die Generation Y (oder gar schon Z, wie manchmal zu lesen) ist eine Schimäre. Gute Personalführung hat immer die Erwartungen und Bedürfnisse des Einzelnen im Blick, die sich je nach Lebenssituation ändern. Gute Personalführung bringt jeder und jedem Wertschätzung entgegen, egal, wie sie oder er "tickt". Gute Personalführung geht davon aus, dass jeder Mensch ganz besondere Potenziale hat – die es zu erkennen, zu fördern und zu nutzen gilt.

Was gute Personalführung sonst noch so ausmacht: Schauen Sie mal in das aktuelle RKW-Magazin