Die Mitarbeitenden unterstützen

Die Betriebe sollten die Beschäftigten daher dabei unterstützen, die erweiterten Möglichkeiten zur Selbstorganisation ihrer Arbeit gesundheitsbewusst auszuschöpfen und Maßnahmen zur Entwicklung von Gesundheitskompetenzen ergreifen. Das Arbeitsschutzgesetz bietet hierfür das Instrument der Unterweisung. Die Beschäftigten können dort mit den Arbeitszeitgesetzen vertraut gemacht werden, der Gestaltung ihrer Arbeit am Bildschirm und über die hohe gesundheitliche Bedeutung z. B. von Pausen und die Vermeidung überlanger Arbeitszeiten fachkundig informiert werden. Weiterbildungsmaßnahmen zu den Themen Selbstmanagement und -organisation können wichtige Hilfestellungen für die Arbeit zuhause bieten (Peschl 2023, DAK 2021). Zu empfehlen sind auch Angebote zur freiwilligen Gesundheitsförderung, die etwa die Vermeidung von Stress und ein Mehr an Selbstachtsamkeit bei der Regulierung von Belastungen zum Inhalt haben. Auch können Austauschforen geschaffen werden, die unter den Bedingungen von hybrider und mobiler Arbeit die Sprechfähigkeit über Arbeitsbelastungen erhöhen.

Einen neuralgischen Punkt im Hinblick auf das Raumgreifen des Beruflichen in das Privatleben bildet die Erreichbarkeit der Mitarbeitenden für dienstliche Belange. Die Ausweitung mobiler Arbeit hat die Brisanz dieses keineswegs neuen Themas erhöht. Im Extremfall handelt es sich um die Erwartung an Beschäftigte, in einer ständigen Rufbereitschaft zu stehen, Emails zu allen möglichen Zeiten prompt zu beantworten oder Adhoc-Aufgaben außerhalb der regulären Arbeitszeit wahrzunehmen. Problematisch können dabei nicht allein Übergriffe in das Privatleben sein, sondern auch Störungen bei der Bearbeitung der geplanten und vereinbarten Arbeitsaufgaben für den Betrieb. Arbeitsmedizinisch betrachtet handelt es sich um Stressoren. Nicht zwangsläufig sind es Arbeitsanweisungen, die von Vorgesetzten ausgesprochen werden, oft ist es eine betriebliche Leistungskultur, die bei Mitarbeitenden Druck entstehen und empfinden lassen.

Es gibt ein großes Arsenal an Maßnahmen, um der Entgrenzung entgegenzusteuern, wobei die meisten dieser Maßnahmen für die Unternehmen mit keinem hohen Kostenaufwand verbunden sind (GKV-Spitzenverband 2023):

  • Im Hinblick auf ihre Relevanz an der Spitze stehen klare und verbindliche Regelungen zur Erreichbarkeit und für Reaktionszeiten der Mitarbeitenden. Dies sollte mit dem deutlichen Signal der Geschäftsführung verbunden werden, den Gefahren von Entgrenzung entgegenzutreten.
  • Sensibilisierung und Aufklärung der Führungskräfte und Mitarbeitenden über die Risiken von Entgrenzung. Entgrenzung bildet nicht nur ein gesundheitliches Problem, sondern kann auch auf Defizite bei der Gestaltung von Abläufen hinweisen.
  • Kontrollen zur Einhaltung der Regelungen gegen Entgrenzung durch die Sichtung von Arbeitszeitdokumentationen (z. B. Einhaltung des Arbeitszeitrahmens und der Ruhezeiten). Hierbei sollte allerdings darauf geachtet werden, dass dies nicht in einen detaillierten Kontrolldruck auf das Arbeitsverhalten umschlägt. Bei Hinweisen auf überlange Arbeitszeiten sollte die Führung das Gespräch mit den betreffenden Mitarbeitenden suchen.
  • Beratungsangebote und Tools für die betriebliche Gesundheitsförderung. Hinweise und Tipps für eine gesunde Gestaltung mobiler Arbeit gibt der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV). Neben körperlichen Faktoren geraten auch psychische und soziale Faktoren ins Blickfeld.

Einen ganzheitlichen Zugriff auf das Thema Arbeitsschutz beinhaltet die im Arbeitsschutzgesetz vorgesehene Gefährdungsbeurteilung physischer und psychischer Belastung. Sie nimmt die Arbeitsstrukturen und die Arbeitsplätze im Unternehmen in den Blick. Die Leitfrage lautet: Können die Arbeitsbedingungen dazu führen, dass gesundheitliche Gefährdungen bei Beschäftigten auftreten? Dies schließt die Gestaltung mobiler Arbeit ein, zumal Themenbereiche wie Kommunikation oder Informationsfluss ebenfalls behandelt werden. Da die Gefährdungsbeurteilung auch digital mittels Befragungen durchgeführt werden kann, können mobil arbeitende Mitarbeitende gut einbezogen werden. Mit Hilfe der Gefährdungsbeurteilung können die Unternehmen ein gutes Lagebild erhalten: Sie können Reibungsverluste bei der Zusammenarbeit und Überforderungsgefahren für Mitarbeitende erkennen. Aus den Ergebnissen der Analysen sind dann geeignete Maßnahmen zum Abbau der Gefährdungen abzuleiten.

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