Arbeitsklima und Kollegialität, Kultur des Vertrauens und Teamkultur im Betrieb

Zwischen der Sicherung des betrieblichen Zusammenhalts und breit praktizierter mobiler Arbeit kann ein Konflikt entstehen: Auf der einen Seite sind die Wünsche von Beschäftigten stark ausgeprägt, in einem erheblichen Umfang mobil zu arbeiten. Die meisten Beschäftigten, deren Tätigkeit mobile Arbeit zulässt, möchten zwei bis drei Tage von zuhause aus und den Rest im Betrieb arbeiten. Es gibt aber auch Beschäftigte, die ihre Arbeit fast vollständig auf das Homeoffice verlagern wollen. Auf der anderen Seite geht umfängliches Arbeiten außerhalb des Betriebes zulasten des sozialen Zusammenhalts und der Betriebsbindung.

Bei einer Befragung des Fraunhofer Instituts konstatieren immerhin 40 Prozent der Personaler und Personalerinnen einen zumindest teilweisen Rückgang an Engagement und Hilfsbereitschaft für Kolleginnen und Kollegen und jeweils rund die Hälfte sehen ein verringertes Interesse an sozialem Austausch und am Unternehmensgeschehen (Hofmann et al. 2022). Auch Beschäftigte sehen Nachteile bei der Arbeit von zuhause aus: Man bekommt viele wichtige Dinge im Betrieb nicht mehr mit. Viele Mitarbeitende äußern zudem Gefühle von Isolation und Einsamkeit beim häufigen Arbeiten von zuhause oder geben an, dass ihnen die „Gesellschaft“ bei der Arbeit fehle (Hofmann et al. 2021b, DAK 2021, Barmer 2021). Zu beachten ist dabei, dass Soziales und Fachliches ineinandergreifen. Der Rückgang von sozialen Kontakten kann den Informationsaustausch und die Vernetzung im Kreis der Kolleginnen und Kollegen beeinträchtigen (Hofmann et al. 2022).

Dies ist gerade deshalb brisant, weil damit ein wichtiges Bindemittel der Arbeitswelt in Deutschland zu bröckeln droht. Eine hohe Identifikation mit dem Betrieb und die Erfahrung sozialer Unterstützung im Kollegenkreis ist gerade für KMU ein wichtiger Erfolgsfaktor. Sie bilden wichtige Ressourcen, um Stress und Arbeitsdruck gut zu überstehen. Der Geschäftsführer eines kleinen Unternehmens bringt den Verlust an gemeinschaftlichem Erleben mit folgenden Worten zum Ausdruck:

„Der Spaßfaktor ist einfach nicht vorhanden. Also davon lebt auch meine Firma. Wir sind, glaube ich, ein sehr lockerer Betrieb, ein lustiger Betrieb. Wir machen viele Teamevents. Als wir in Büros gearbeitet haben, waren alle Türen offen. Dieser Austausch war vor Ort viel schneller, als er vielleicht online ist. Und diese Lockerheit, dieser Teamzusammenhalt, das Netzwerken sind natürlich Faktoren, die sehr gelitten haben. Wir haben eine Online-Weihnachtsfeier gehabt. Alles Mögliche haben wir online gehabt. Aber da brauche ich Ihnen nicht zu erzählen, wie viel Spaß es macht, alleine Glühwein zu trinken – also macht es nicht. Und das ist eben etwas, worunter unsere Unternehmenskultur schon ein Stück gelitten hat oder immer noch darunter leidet.“ (Zitat eines Unternehmensvertreters, Auth et al. 2022)

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