Mit Ideen verhält es sich nicht anders als mit Aktien. Finanzinvestoren sind – um eine hohe Rendite einzufahren – an der Börse stets auf der Suche nach unterbewerteten Aktien mit Wachstumspotential, die sie zu einem niedrigen Preis einkaufen und zu einem hohen Kurs verkaufen. Zum Zeitpunkt des Kaufs haben die Papiere nur wenige Anleger „auf dem Schirm“, da das Wachstumspotential  von wenigen Akteuren erkannt bzw. richtig bewertet wurde. Über die Zeit erkennen mehr und mehr Interessenten den Wert, was den Preis nach oben treibt.

Start-ups entwickeln oder greifen neue Ideen auf, deren Gelingen hoch risikoreich ist und die (noch) von wenigen Marktakteuren als lohnenswert erkannt wurden. Sie investieren in eine Idee deren Marktpreis und Marktwert niedrig ist,  im Glauben und der Hoffnung an eine positive Entwicklung. Durch ihre Arbeit an der Idee und die Überführung in ein tragfähiges Geschäftskonzept steigern sie den Wert der Idee. Dabei geht es natürlich auch um maximalen Gewinn.

Es sei an dieser Stelle kurz angemerkt, dass dies aus moralischer Sichtweise nicht per se als bedenklich zu bewerten ist, sofern bei einer disruptiven Innovation sämtliche geltenden Regelungen und Gesetze eingehalten werden. Der Münchner Wirtschaftsethiker Professor Dr. Dr. Karl Homann stellt fest: „In einer Marktwirtschaft wird der Wettbewerb zum zentralen Systemimperativ; ihm verdanken wir unseren Wohlstand im weitesten Sinn, was auch die Gesundheit, die höhere durchschnittliche Lebenserwartung, Muße und reiche kulturelle Erfahrungen einschließt, also kurz: unsere Lebenschancen.“ (Professor Dr. Dr. Karl Homann, Vortrag am 29. Oktober 2015 in der Heilig-Geist-Kirche in Frankfurt am Main, tinyurl.com/zv5uswd).

Kooperation zwischen KMU und Start-ups

Da sich Start-ups erst eine Position am Markt erkämpfen müssen und gleichzeitig nicht über die notwendigen Ressourcen verfügen, um sich mit etablierten Unternehmen auf bestehenden Märkten bei etablierten Produkten, Dienstleistungen oder Prozessen messen zu können, bleibt ihnen keine andere Chance, als ein solch risikoreiches Investment zu tätigen. KMU sind gut damit beraten solch riskante „Wetten auf die Zukunft“ zu unterlassen, um nicht ihr Fortbestehen und die Arbeitsplätze ihrer Mitarbeiter zu gefährden.

Um neue bahnbrechende Entwicklungen und Neuerungen die die Bedingungen in ihrer jeweiligen Branche „auf den Kopf“ stellen nicht zu verpassen und obsolet zu werden, empfiehlt es sich jedoch für KMU den Ideenmarkt eng zu beobachten und Start-ups zu identifizieren, die für eine Kooperation geeignet sind. Wenn es eine Idee geschafft hat zum neuen Status quo zu werden, ist ihr Preis zu hoch geworden. Die Kunst für KMU ist es also, schneller als ihre Wettbewerber Ideen zu identifizieren, die noch günstig genug sind, um mit ihnen einen guten Gewinn erzielen zu können, aber gleichzeitig schon so gereift und getestet sind, dass sie „nur noch“ ein mittleres Risiko aufweisen.  

Da nicht jedes Investment erfolgreich ist, streuen Aktienfonds ihre Beteiligung möglichst breit. Ein oder zwei erfolgreiche Beteiligungen reichen oft aus, um mehrere Misserfolge aufzuwiegen und unter dem Strich auf eine positive Bilanz zu kommen. Das gleiche gilt für das Investment in Ideen. KMU sollten immer in mehrere Ideen gleichzeitig investieren, also mit mehr als einem Start-up kooperieren, um das Risiko zu streuen und zu minimieren. Denn nicht jede Idee nimmt eine positive Entwicklung.

Geeignete Partner identifizieren  

Um gute Ideen zu erkennen, benötigen MitarbeiterInnen in KMU 5 Kernkompetenzen:

  • Analytische Fähigkeit: Sie müssen aktiv Start-up Unternehmen in der eigenen/benachbarten Branchen beobachten und analysieren. Dabei kommt es vor allem auf die Fähigkeit an, Ideen richtig bewerten zu können.
  • Fach- und Marktwissen: Grundvoraussetzung für die Bewertung von Ideen sind eine sehr gute Branchenkenntnis und ein hohes Fachwissen im jeweiligen Feld.
  • Implementationsfertigkeit: Die Kooperation mit dem Start-up muss so konstruiert werden, dass sie erfolgreich im KMU implementiert und umgesetzt wird.
  • Motivation: Beim implementieren neuer Ideen stoßen MitarbeiterInnen erwartungsgemäß auf Wiederstände. Um diese zu überwinden bedarf es eines hohen Maßes an (intrinsischer) Motivation.
  • Mut Risiken einzugehen: Da der Erfolg nicht gewiss ist, müssen MitarbeiterInnen die Fähigkeit und den Mut besitzen (kalkulierte) Risiken einzugehen. 

Ideenmärkte

Die Bereiche, in denen neue Ideen entstehen und in denen sich Ideenmärkte auftun, sind jedoch begrenzt. Damit nennenswerte Innovationen aufkommen können, muss ein Marktsegment in der Lage sein, eine überdurchschnittlich große Anzahl an hoch qualifizierten und gut ausgebildeten Personen „anzuziehen“. Dies bedarf u.a. (finanzieller) Ressourcen. Neben entsprechenden Gehältern und der Aussicht auf Anerkennung, muss die Arbeit jedoch u.a. auch als sinnhaft empfunden werden und eine geistige Herausforderung darstellen. Beispiel für einen solchen „Talentemagnet“ ist derzeit global betrachtet der IT-Sektor.

Der Artikel basiert auf folgenden Konzepten: Robert J. Sternberg, Linda A. O´Hara, Todd I. Lubart – Creativity as Investment; Mihaly Csikszentmihalyi – A Systems Perspective on Creativity.

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