Das im Nordosten Deutschlands gelegene Bundesland Brandenburg hat um die 2,5 Millionen Einwohner. Eines der vier Oberzentren des Bundeslandes, die gleichnamige Stadt Brandenburg an der Havel (ca. 72 000 Einwohner), zählt laut NUI-Regionenranking der IfM Bonn mit dem 359ten Rang zu den gründungsschwächeren Regionen. Das gesamte Bundesland und die Region Berlin-Brandenburg entwickeln sich hingegen zu einem immer wichtigeren Gründungsstandort.

Maria Leye, akademische Mitarbeiterin im Zentrum für Gründung und Transfer der Technischen Hochschule Brandenburg, beantwortet unsere Fragen zum Gründungsgeschehen in der Region.

Frau Leye: Früher war Brandenburg kein bedeutender Gründungsstandort, aktuell entwickelt sich die Region aber durch viele entstandene Unternehmen und Unterstützungsangebote in eine gute Richtung.
Da die Region Brandenburg einerseits eine sehr ländlich geprägte Region, andererseits einen urbanen Metropolenraum darstellt, haben wir ein umfangreiches Gründerökosystem in der Fläche: Brandenburg zeichnet sich momentan durch eine Vielzahl an kleinen und mittleren Unternehmen in traditionellen und innovativen Branchen aus.
Besonders hervorzuheben sind die vielen Unternehmensgründungen aus der Wissenschaft und Forschung. Diese Entwicklung ist vor allem den Gründungsservices an jeder einzelnen Hochschule zu verdanken, die vom Land Brandenburg eingerichtet wurden. Branchenspezifisch ist hier ein Schwerpunkt in der Gesundheitswirtschaft und der Energietechnik erkennbar. Das Cluster „Gesundheitswirtschaft“ wurde unter anderem aus den Zukunftsfeldern Biotechnologie und Medizintechnik weiterentwickelt und ist für die Region Berlin und Brandenburg besonders vielversprechend – mehr als 350 000 Menschen sind in der Gesundheitswirtschaft in Berlin und Brandenburg beschäftigt. Auch Bereiche wie Verkehr und Mobilität, Medien und Kreativwirtschaft sind in Brandenburg stark vertreten.
Verschiedene Förderstrategien haben in den letzten Jahren dazu beigetragen, dass sich Brandenburg als Gründungsstandort positiv weiterentwickelt. Beispielsweise wurde dem Land Brandenburg im Jahr 2011 die Auszeichnung „Europäische Unternehmerregion“ (EER) verliehen.

Welche sind für Ihre Organisation die größten Herausforderungen bei der Gründungsförderung?

Für uns als Technische Hochschule Brandenburg stellt die fehlende Unterstützung der Gründer durch die Industrie eine große Herausforderung dar. Mehr privatwirtschaftliche  Initiativen und Maßnahmen wären hier wünschenswert. Den potentiellen Gründern fehlen außerdem erfolgreiche Gründer als Vorbilder, die junge Menschen für eine Unternehmensgründung sensibilisieren. Diese Schwierigkeiten lassen sich auch in anderen Unterstützungsmechanismen des Landes erkennen.
Hinzu kommt, dass die bürokratischen Hürden für Unternehmensgründer hoch sind und die verschiedenen Förderangebote oft unübersichtlich und intransparent für Gründer dargestellt werden. Die „Land-Bund“ – Aufteilung der Unterstützungsangebote erschwert es zusätzlich, einen umfassenden Überblick über die Angebote zu erlangen.
Darüber hinaus kämpfen wir als Pendlerhochschule durchaus mit der Abwanderung von Gründerinnen und Gründern nach Berlin. Berlin wird oft als attraktiverer Standort betrachtet und ist für Startups einer der weltweit akzeptierten Hotspots.

Bitte beschreiben Sie eine innovative Maßnahme, wie Sie Gründungen in Ihrer Region unterstützen.

Inwiefern ist der Einsatz des Canvas für Ihre Arbeit hilfreich?

Im Rahmen des iEER Projekts war es unsere Aufgabe, die Förderstruktur des Landes zu analysieren. Durch die Arbeit mit dem Canvas haben wir einen guten Überblick über das Gründerökosystem in Brandenburg erlangt. Die vielen involvierten Akteure und die vielen Doppelangebote machen es von außen schwer, einen Überblick zu behalten - durch die Zusammenführung der Akteure mit Hilfe des Canvas wurde das Gründerökosystem überschaubarer. Ebenfalls wurde es einfacher, das gesamte Gründerökosystem sachorientiert und unabhängig der Ansprüche einzelner Akteure zu betrachten. Auf dieser Basis hat sich bei uns ein Diskussionsprozess in Gang gesetzt, um sichtbar gewordene Lücken und Unklarheiten im Gründerökosystem aufzuzeigen und daran zu arbeiten.

Vielen Dank für das Interview, Frau Leye!


Nachfolgend das ausgefüllte Canvas des Landes Brandenburg zum Anklicken.

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