In den letzten Wochen wurden 28 Gründungsnetzwerke untersucht und 10 davon ausführlich persönlich befragt. Der Hintergrund der Befragung wurde bereits im letzten Blog-Beitrag „Gemeinsam stärker – Gründungsnetzwerke in Deutschland“ dargelegt (inkl. Karten-Übersicht der Netzwerke).

Am Anfang unserer Untersuchung standen Überlegungen zur Definition von „Gründungsnetzwerken“. Hierbei war wichtig, dass die Netzwerke mit ihren Mitgliedern ein breites, niedrigschwelliges Unterstützungsangebot und die wesentlichen Bereiche des Gründerökosystems abdecken. Unter den Mitgliedern der Gründungsnetzwerke befinden sich unter anderem:

  • Agentur für Arbeit / Jobcenter
  • Industrie- und Handelskammer / Handwerkskammer / Architektenkammer
  • Wirtschaftsjunioren
  • Banken und Kreditinstitute
  • Universitäten / Hochschulen / Fachhochschulen / private Bildungsträger / Volkshochschule
  • Coworking-Spaces
  • Verwaltung von Städten und Gemeinden
  • Wirtschaftsförderungen
  • Technologie- und Innovationszentren
  • Initiativen und Vereine aus der Gründerszene

 

Die wichtigsten Erkenntnisse

Die untersuchten Netzwerke haben sehr unterschiedliche Größen, abhängig davon, wo sie angesiedelt sind und wie viel relevante Organisationen es vor Ort als potenzielle Mitglieder gibt. Die Netzwerkgröße reicht von 5 bis fast 30 Mitgliedern, die meisten Netzwerke haben zwischen 10 und 20 Mitgliedern, lediglich Netzwerke aus ländlichen Regionen oder kleineren Städten haben z. T. weniger Mitglieder. Da aber alle befragten Netzwerke die Anzahl der Partner als „genau richtig“ empfinden, scheint die Netzwerkgröße keine zentrale Rolle zu spielen.

Die zehn befragten Netzwerke wurden zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten gegründet, die ältesten Mitte der 90er Jahre, das jüngste im Sommer 2016. Als Besonderheit hierbei ist in Nordrhein-Westfalen zu beobachten, dass die „GO“ (Gründeroffensive)-Kampagne des damaligen Wirtschaftsministers Wolfgang Clemens Anfang der 90er Jahre einen wichtigen Anstoß zur Netzwerkbildung gab und einige bis heute existierende Netzwerke ins Leben rief (z. B. Gründungsnetzwerk Lippe, Gründungsnetzwerk Düsseldorf). Hier kam demnach der Impuls zur Gründung der Netzwerke von der Politik, ansonsten lässt sich eher beobachten, dass eine oder mehr der im Netzwerk aktiven Institutionen den „Stein ins Rollen“ gebracht haben.

Nur in Ausnahmefällen haben die Netzwerke eine Rechtsform (von den 10 befragten Netzwerken ist eines als Verein eingetragen), auch einen schriftlichen Kooperationsvertrag gibt es in den seltensten Fällen (z. B. hochschulgründernetz cologne e.V.).

Organisatorisch sind die meisten Netzwerke bei einer Einrichtung angegliedert wie beispielsweise einer Wirtschaftsförderungen, Technologie- und Innovationszentren oder  Gründungsbüros von Hochschulen und werden von hieraus gesteuert. Insbesondere bei den größeren Netzwerken mit mehr als 20 Mitgliedern hat sich die Einrichtung einer gesonderten Steuerungsgruppe als praktikabel erwiesen, die Entscheidungen zum Teil vorbereitet oder selbst trifft sowie eine strategische Richtung vorgibt.

Die befragten Gründungsnetzwerke sind grundsätzliche alle neuen Mitgliedern gegenüber aufgeschlossen, legen hierbei aber unterschiedliche Auswahlkriterien an, beispielsweise darüber, ob die inhaltliche Ausrichtung des Interessenten mit den Zielen des Netzwerkes konform geht.

Thema bei fast allen Netzwerken ist der Umgang mit kommerziellen Anbietern innerhalb der Gründerszene – zum Beispiel Berater –, da die meisten Netzwerke ihr Angebot möglichst niedrigschwellig und kostenfrei halten wollen. Ein mögliches Modell ist es, Berater zwar nicht als feste Partner in das Netzwerk mit aufzunehmen, sie aber bei einzelnen Veranstaltungs- und Beratungsangeboten einzubeziehen.  

Erfreulich ist die große Akzeptanz der Netzwerke vor Ort, die dazu führt, dass sich nach Aussage der Befragten alle größeren relevanten Organisationen und Institutionen vor Ort aktiv in das Netzwerk einbringen.

 

Ausblick Teil 2:

Erfolgskriterien der Gründungsnetzwerke und die Effekte für Gründungen in der Region

Grundlagen der Untersuchung zu Gründungsnetzwerken: 

Gemeinsam stärker - Gründungsnetzwerke in Deutschland